Und dann kam Corona... (1/2)
Wie die COVID19-Pandemie mich aus meinem Freiwilligenjahr riss und wie ich nach langem Warten die Rückkehr empfunden habe.
Die Pandemie war wohl für alle ein herber Schlag aus dem Nichts. Doch was für Auswirkungen hatte sie im Zusammenhang mit den Europäischen Freiwilligendiensten? Ein persönlicher Bericht.
Ich selber habe meinen Freiwilligendienst im August 2019 beim German YMCA im Herzen Londons angefangen. Nach einiger Zeit hatte ich mich in Englands Hauptstadt gut eingelebt, kannte mich in meiner Arbeitsstelle aus, konnte meine Aufgaben gut eigenständig bewältigen und hatte eine Menge neue Menschen kennengelernt von denen ich heute glücklicherweise viele gute Freunde von mir nennen kann. Ich habe in meiner Zeit in London wirklich eine Menge tolle Sachen erlebt und unternommen, interessante Erfahrungen gemacht und vieles durch meine Arbeit gelernt: Über verschiedene Arten von Menschen, aber auch über England und seine Kultur selbst. Kurz gesagt: Es lief. Es war eine super Zeit, ziemlich sicher sogar die beste Zeit meines Lebens bisher. Aber die Zeit schritt leider zu schnell voran, es war also relativ bald schon Januar: Ich saß eines Morgens mit meinem Mitvolontär Jan beim Frühstück und wir schauten uns gerade die BBC Nachrichten an: Der Reporter berichtete gerade von einem „novel virus“, einem neuartigen Virus, der in Wuhan und China im Dezember 2019 sich angefangen hat zu verbreiten.
Interessant. Ein bisschen auch gruselig. Aber bestimmt kriegen sie die Verbreitung bei so einer geringen Zahl an Infizierten in Griff und vielleicht ist der Virus selbst gar nicht so schlimm. Dachte ich jedenfalls.
Nicht viel später hatten wir die News eh wieder verdrängt. Es gab ja noch keinen Grund sich groß darüber Gedanken zu machen.
Das Leben ging also weiter wie in den letzten Wochen auch. Dann kam der Februar: Es tauchten erste Fälle von Infizierten in Frankreich, Deutschland, Italien & Co. auf, die Wissenschaft wusste mehr über die potenzielle Gefahr des Virus, der Virus wurde generell von vielen Menschen ernster genommen. Doch es wurde trotzdem versichert, dass man alles noch im Griff habe. Noch.
Wie der Februar kam, so kam auch der März. In der UK gab es noch fast keine Fälle, im Rest Europas relativ wenige. Doch auf einen Schlag wurde die ganze Lage verdammt ernst. Events, Konzerte & Co. wurden abgesagt. Museen und andere Orte an denen sich viele Menschen aufhalten könnten wurden geschlossen. Die österreichischen Zivildienstler, die wir in London kennengelernt hatten sich sehr kurzfristig dazu entschieden nachhause zu fliegen, da Österreich die Grenzen schließen wollte. Londoner Gastfamilien schickten ihre Au-pairs, mit denen wir auch zu tun hatten, nachhause, viele Au-pairs gingen aber auch „freiwillig“. Unser MidTerm-Training in Liverpool wurde abgesagt…
Und letztendlich waren wir auch mehr oder weniger gezwungen nachhause zu fliegen, denn das britische Gesundheitssystem ist nun mal nicht wirklich erste Sahne wie man weiß, so gut wie unsere ganze Arbeit fiel weg aufgrund der Abstandsregelungen und es hätte fast keinen gegeben der uns im Falle einer Quarantäne hätte versorgen können. In unserem kleinen Volontärzimmer wo wir untergebracht waren, wären wir auf Dauer wahrscheinlich aber auch so verrückt geworden.
Es ging also nachhause. Viel früher als erwartet, ungewiss ob und wann es zurückgehen kann, ohne die Chance den Meisten noch Tschüss sagen zu können. Es ging alles sehr schnell und war natürlich alles andere als schön.
Und dann war ich wirklich zuhause. Dort, wo ich eigentlich nicht sein wollte. Ich hatte doch noch so viele Pläne, so vieles was ich noch nicht machen konnte.
War es jetzt plötzlich für immer vorbei?
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