Über das Hitchhiken
Hitchhiken, mitunter auch als Trampen bekannt, ist hier in Lettland einfach so gängig. Die meisten Leute mit denen man spricht bleiben entweder in ihrem Städtchen/Kaff‘ oder hitchhiken eben immer wieder, wenn sie woanders hin wollen, dann da hin.
Aber was bedeutet Hitchhiken überhaupt beziehungsweise wie stellt man sich dabei am Geschicktesten an?
Prinzipiell bedeutet Hitchhiken, dass man in einem fremden Kraftfahrzeug kostenlos mitfährt.
Man beginnt das Hitchhiken, also die Suche nach einem Auto, indem man sich an einem günstigen Ausgangspunkt mit einem nach oben gestreckten Daumen an den Straßenrand stellt. Damit signalisiert man den vorbeifahrenden Autos, dass man mitgenommen werden möchte. Man kann auch ein Schild mit seinem Reiseziel den Autos entgegenhalten, damit diese gleich wissen in welche Richtung und wie weit man gerne kommen würde. Meines Erachtens lohnt sich das vor allem, wenn das Ziel etwas weiter entfernt liegt. Dann hauptsächlich die Autos, die ein größeres Stück in die Richtung fahren, und man fährt insgesamt bei nicht zu vielen unterschiedlichen Autos mit.
Auch manche Autofahrer geben einem Zeichen. Gestikulieren sie beispielsweise in eine andere Richtung, bedeutet das, dass sie eben in eine ganz andere Richtung fahren. Deuten sie auf ihr Lenkrad, bedeutet das, dass sie gar nicht aus dem Ort herausfahren.
Außerdem sollte man natürlich bei der Auswahl der Stellen, an der man sich hinstellt, sicher gehen, dass die Autos auch ohne Probleme und ohne in irgendeiner Weise die Sicherheit für sich oder andere zu gefährden, anhalten kann. Ansonsten gilt die Stelle als ungeeignet. Bushaltestellen und Parkplätze eignen sich deshalb besonders gut zum Hitchhiken.
Man sollte bei der Auswahl der Hitchhikingstelle auch nicht die erlaubte Geschwindigkeit, die die Autos dort fahren dürfen außer Acht lassen. Je schneller die Autos nämlich fahren, desto weniger Zeit haben sie, um zu reagieren und auch wirklich anzuhalten. Deshalb sind auch Plätze hinter Ampeln empfehlenswert, da die Autos während der Rotphase genug Zeit haben, sich zu überlegen, ob sie Hitchhiker mitnehmen wollen oder nicht.
Außerdem ist es sehr schwierig mit dem Hitchhiken in Städten zu starten. Empfehlenswerter ist es für einen „garantierten“ Erfolg doch ein bisschen zu investieren und mit Hilfe von öffentlichen Verkehrsmitteln in die erstrebte Richtung herauszufahren. Das lohnt sich für einen schnelleren Erfolg, und sparen tut man im Endeffekt ja immer noch sehr viel.
Generell sollte einem aber beim Hitchhiken bewusst sein, dass die Leute, die einen Mitnehmen, das oftmals deshalb machen, damit sie nicht alleine unterwegs sind, sondern jemandem zum Unterhalten haben. Hitchhiken ist nicht dazu gedacht, um umsonst unterwegs zu sein, sondern um neue Leute und Geschichten kennenzulernen, wobei ein schöner Nebeneffekt eben, ein Einsparen an Fahrtkosten ist.
Natürlich gibt es kein absolutes Erfolgsrezept für ein erfolgreiches Hitchhiken. Generell muss jeder eben seine Erfahrungen machen, und dadurch seinen besten Weg finden.
Mein persönliches Fazit nach dem ersten, größeren Versuch des Hitchhikens: Hitchhiken funktioniert in Lettland einfach echt super. Es ist oftmals sogar fast schneller, als Bus zu fahren und natürlich viel unterhaltsamer und spannender. Man kann so viele unterschiedlichste Leute treffen mit so unterschiedlichen, aber natürlich interessanten Geschichten, da vergeht die Zeit einfach so schnell, dass einem doch gar nicht auffällt, wie lange man doch bis zum anderen Ende Lettlands unterwegs sein kann. Innerhalb von ~450km wurden wir von vier verschiedenen Fahrzeugen mitgenommen, wobei einer seine Mutter am Flughafen abholen wollte, ein anderer an seinem freien Tag auf dem Gartenstück nach dem Rechten sehen wollte, ein LKW Fahrer, der eben zu einem Ziel in unserer Richtung musste und ein Minibus voller russischer Straßenarbeiter, die auf dem Weg zurück waren.
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