Türkisch für Anfänger, Lektion 1: Wer sauber sein will muss leiden.
Über türkische Bäder, Baby-Haut und Gastfreundlichkeit.
Das Allerschönste, was ich bisher in der Türkei erfahren habe, ist die vollkommen selbstverständliche Gastfreundlichkeit.
Was zunächst wie ein schnödes Klischee über südländische Kulturen klingt, ist viel mehr eine grundlegende Geisteshaltung, ein Menschenbild: Wer der Kultur offen begegnet, ist willkommen. Und welche Geste wäre passender dies zu demonstrieren, als einzuladen, zu teilen und anderen zu geben?
Und genau das durften wir wieder erleben, als eine unserer Kurs-Teilnehmerinnen, Aysenur, uns in das Hamam ihrer Familie eingelud: Noch ganz gestresst kamen wir in Körfez an, erschöpft von den langen Arbeitstagen, aber diese Unruhe verflog als wir durch die Türschwelle traten - Alte türkische Damen saßen, eingehüllt in den Dampf eines Teekessels und bunten Tüchern, mit den Gebetsketten in der Hand, beisammen und betrachteten uns unverhohlen neugierig. Junge Leute kommen selten ins Hamam, wird uns erklärt, weil es eher traditionell und damit altmodisch ist, und Ausländer sowieso nicht, was uns zu einer kleinen Attraktion macht.
Das türkische Bad ist zumeist eine natürliche heiße Quelle, mit der eine Sauna gespeißt wird: Man übergießt sich mit Wasser aus kleinen Becken, schrubbt sich mit rauen Tüchern ab und seift sich gegenseitig mit Schwämmen ein- Ein riesiger Spaß!
Unsere türkische Freundin bestand sogar darauf, uns zu schrubben und zu massieren, aber als ich mich dann voller Vorfreude endlich auf den heißen Stein legen wollte, marschierte ihre resolute Großmutter herein und diktierte mich in eine andere Ecke. Ich gehorchte und erwartete nun das schmerzhafteste Peeling meines Lebens, aber völlig sanft und mit erfahrener Hand schrubbte mich die Dame so sauber wie wahrscheinlich nie zuvor. Selbst vor meinem Badehöschen machte sie nicht Halt und polierte unerschrocken drohende Cellulite einfach weg.
Porentief gereinigt und tiefenentspannt tranken wir noch bei herrlichstem Frühlingswetter Tee im Garten einer Moschee, und genoßen einfach unsere Leben in der Türkei.