Transnistrien
Ein Beitrag Vorurteile und neuen Erkenntnissen
Es wird wohl wieder Zeit, für einen neuen Eintrag. In der Zwischenzeit ist nämlich wieder einiges passiert, zum Beispiel mein Kurzbesuch in Transnistrien mit dem Ludobus.
Und das kam so: Eigentlich sollte ich ja nur mittwochs mit dem Ludobus auf Tour gehen und dort brav Fotos der spielenden Kinder machen. Nun hat mich aber gestern meine Organisation angerufen und mir gesagt, dass meine Anwesenheit heute erwünscht wird.
Da ich ja, wie man wahrscheinlich aus dem letzten Beitrag entnehmen kann, diesem Projekt nicht abgeneigt bin, habe ich direkt zugesagt (auch wenn 11.40 am Treffpunkt sein wirklich sehr früh für Moldawien ist).
Wohin es geht? Wer mitkommt? Keine Ahnung. Hauptsache Ludobus!
Heute morgen dann, noch vor 10 Uhr, klingelt doch wirklich mein dummes Handy.. Auf diese Weise sehr unsanft geweckt, nuschel ich der anderen Person erst mal ein „Guten Morgen“ entgegen. Natürlich Mariana, wer denn sonst. Entweder hat sie gar nicht gemerkt, dass sie mich geweckt hat oder sie hat es ganz einfach übergangen. Jedenfalls fängt sie direkt an, mich auf englisch über meinen heutigen Ausflug nach Transnistrien aufzuklären.
Alles was ich danach noch wusste, war dass ich auf jeden Fall den Reisepass mitnehmen musste.
Als kleine Randnotiz für Leute, die mich nicht so gut kennen: In diesem Zustand bin ich noch nicht aufnahmefähig! Das sollte ich wahrscheinlich auch mal Mariana mitteilen :)
Gut, nach einer weiteren halben Stunde Aufwachphase war ich dann bereit, mich mit dem Thema Transnistrien zu beschäftigen.
Kleiner Exkurs für alle nicht Moldawien-Geschichte-Begeisterte unter euch: Transnistrien gehört eigentlich zu Moldawien, ist jedoch seit dessen Unabhängigkeit abtrünnig. Böse Zungen nennen diesen Landesteil auch ein lebendiges Museum der Sowjet-Union, da dort bis heute der Sozialismus (nicht wirklich erfolgreich) durchgesetzt wird und Transnistrien damit der letzte Rest der einstigen UdSSR.
Okay, alles klar soweit. Hatte bei meiner Vorbereitung für meine neue „Heimat“ Moldawien auch mit der Geschichte beschäftigt und ein paar Filme gesehen. Moment mal, da war auch ein Bericht über Transnistrien dabei. Dort haben sie gezeigt, dass dort überall Panzer und Maschinengewehre zu finden sind, sogar einen Umzug (der wirklich wie in einem lebendigen Museum rübergekommen ist) haben sie da gezeigt.
Schreck – da soll ich hin?
Mit diesem mulmigen Gefühl ging es dann los – diesmal nur zu viert.
Bevor vor in Chisinau abgefahren sind, wünschte mir wirklich noch eine Mitarbeiterin von meinem Projekt: „Good Luck!“
Good Luck?! Wofür brauche ich denn viel Glück? Okay, es gibt sogar mehrere Möglichkeiten:
1. Glück, damit ich die Fahrt überlebe.
Unser Fahrer ist, glücklicher Weise, einer der sanftesten Moldawiens. Jedoch will das nicht wirklich was heißen, auch er fährt schlimmer als jeder Deutsche. Wer jemals auch nur angedeutet hat, dass ich rabiat fahre, sollte einmal hierher kommen!
2. Glück, dass sich der Musikgeschmack der Vorne-Sitzenden komplett verändert hat.
Hat er natürlich nicht, es lief wieder diese eine, geschmacklose, kitschige CD. Mit Liedern, die schlimmer nicht sein könnten. Es hört sich ein wenig an wie die schlimmste Art von Teeny-Pop, gemischt mit Elektro-Elementen plus englischem Liebeslied-Text (ich glaube, genau das ist das Problem: sie verstehen den Text nicht!)
3. Glück, dass ich heil nach Transnistrien und auch wieder zurück komme.
Oookay, hiermit hatten sich meine Vorurteile verhärtet.
Mit dem Bild der mit Maschinengewehren bewachten Grenze in meinem Kopf ging es dann also los.
Und was habe ich vorgefunden? Eine stark bewachte Grenze, eine ca. 30 minütige Einreiseprozedur und viele Polizisten. Keine Panzer. Keine Maschinengewehre.
Ganz ehrlich: Ich war sowohl erleichtert, als auch enttäuscht.
Unkomplizierter und ungefährdeter als erwartet sind wir also bei der angepeilten Einrichtung angekommen. Heute auf dem Plan: Grundgesetz-Training für die Kids. In einem abtrünnigen Landesteil.
Das klingt wirklich etwas seltsam, oder?
Jedenfalls waren die Kinder hier genauso lieb wie am Mittwoch. Merke: Kinder sind überall nett und freuen sich immer, wenn man sich mit ihnen beschäftigt.
Genug über dieses wirklich seltsame Land, das kein Land ist.
Übrigens: Ich war gestern wieder mit meiner Mentorin auf dem großen Markt in der Stadtmitte und wollte euch zwei gelungene Bilder nicht vorbehalten. Vielleicht berichte ich nochmal ausführlicher über diesen Markt, auf dem man Obst neben Klopapier und USB-Sticks finden kann!
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