Trampen in Rumänien
Trampen ist eine beliebte Fortbewegungsmöglichkeit, da man billig von einem Ort zum anderen kommt und so ist das Reisen per Anhalter auch unter uns Freiwilligen sehr geläufig.
In Deutschland wird das Daumen raushalten üblicherweise mit dem Trampen verbunden. Aber woher kommt das eigentlich? Man erklärt sich das Handzeichen damit, dass der Daumen einen Pfeil symbolisiert, der die Richtung anzeigt, in die man will. Auf Werbeplakaten, die einem sagen wollen, wie viele Kilometer es bis zum nächsten Geschäft sind, ist auch häufig ein Pfeil nach oben abgebildet. Aus der Sicht des Autofahrers zeigt der zweidimensionale Pfeil also geradeaus.
Der „Tramperdaumen“ ist allerdings kein internationales Zeichen. In anderen Ländern schwenkt man die flache, ausgestreckte Hand auf und ab, um den Fahrern zu symbolisieren, dass sie doch bitte anhalten sollen.
Aber woher kommt der Begriff „trampen“ überhaupt? Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, bis ich ausversehen in einem Gespräch mit Katja und Alex statt „to hitchhike“ trampen gesagt habe und sie mich ratlos angeschaut haben, woraufhin ich ihnen erklärt habe, dass wir trampen sagen. Daraufhin haben wir angefangen zu überlegen, was das Wort im Englischen bedeutet und offenbar ist ein „tramp“ ein Landstreicher und „to tramp“ bedeutet umherziehen oder vagabundieren.
In Rumänien funktioniert trampen ziemlich gut, vor allem wenn man an der richtigen Stelle steht. Laut Statistiken hält eins von zehn Autos an, allerdings kommt es auch immer auf das Ziel des Trampers an. Es ist ganz normal, dass an den Straßen Einheimische stehen, die so ganz gewöhnlich von A nach B unterwegs sind. Sie zahlen jedoch oftmals für den Lift. Wenn man nichts zahlen möchte sollte man das am besten beim Einsteigen klarstellen oder nachfragen. Als wir nach Arad getrampt sind wurden wir beispielsweise kostenlos mitgenommen. Ansonsten gilt natürlich immer, dass man aufpassen sollte, dass der verlangte Preis nicht überzogen ist, sonst muss man verhandeln.
Da es in Rumänien im Gegensatz zu Deutschland praktisch keine Autobahnen gibt, läuft der Verkehr hauptsächlich über ein- oder zweispurige Landstraßen. Während es sich in Deutschland also lohnt, für lange Distanzen über das Autobahnnetz zu trampen, kann man es in Rumänien als Vorteil sehen, dass es meistens nur einen gut ausgebauten Weg von A nach B gibt, zumindest über längere Strecken. Also ist es relativ wahrscheinlich, dass jemand vorbei kommt, der in dieselbe Richtung möchte wie man selbst.
Zu Beginn habe ich das „Daumen raushalten“ angesprochen und erwähnt, dass dieses Zeichen nicht in allen Ländern genutzt wird. In Rumänien werden zum Beispiel beide Handzeichen verwendet. Man kann also entweder den Daumen raushalten oder mit der Hand nach unten winken. Es gibt aber auch Handbewegungen, die die Autofahrer geben. Als wir nach Arad getrampt sind, was ein ganzes Stück von Baia Mare entfernt ist, haben viele Autofahrer mit dem Zeigefinger eine kreisende Bewegung gemacht. Wir haben dann herausgefunden, dass das bedeutet, dass sie einen nicht mitnehmen können, weil sie hier in der Umgebung bleiben. Wenn ein Autofahrer ratlos die Schultern und Hände hebt, bedeutet das, dass er einen zwar mitnehmen würde, das Auto aber voll ist.
Im Allgemeinen sind die Menschen sehr hilfsbereit und machen einen darauf aufmerksam, wenn man an einer schlechten Stelle steht. Zwei Mal haben Autofahrer angehalten und gemeint, dass sie zwar nicht in die von uns gewünschte Stadt fahren, aber dass sie uns an einen besseren Standort bringen können, von wo man als Tramper gute Chancen hat.
Meine Tipps zum Trampen
Vor allem als Frau wird es einem empfohlen, nicht alleine zu trampen. Außerdem ist der Standort entscheidend! Es ist wichtig, dass man an einer Stelle steht, wo Autofahrer überhaupt anhalten dürfen und können. Ideal ist es zum Beispiel vor einer Bus- oder Haltebucht, Einfahrt et cetera. Es ist auch gut auffällig zu sein! Der erste Eindruck entscheidet und meistens haben die Fahrer nur wenige Sekunden, um einen zu sehen und sich zu entscheiden. Deshalb ist es von Vorteil, wenn man bunt oder auffällig gekleidet ist und an einer Stelle steht, die gut sichtbar ist. Außerdem ist zu großes Gepäck eher unvorteilhaft.
Ein Schild finde ich persönlich sehr hilfreich, weil ich die rumänische Sprache noch nicht so gut beherrsche und der Autofahrer somit sofort weiß, in welche Richtung man will. Des Weiteren gilt: Nicht die Geduld verlieren! Das versteht sich mehr oder weniger von alleine. Wenn man zu ungeduldig ist, dann sollte man vielleicht eher nicht trampen. Es kann passieren, dass man mal mehrere Stunden auf eine Mitfahrgelegenheit warten muss. Die Zeit kann man sich mit Hörbüchern, Musik, Essen, Trinken et cetera vertreiben. Außerdem sollte man früh starten, weil man nie weiß, wann man die erste Mitfahrgelegenheit findet und morgens sind die Chancen größer, auf Fahrer zu stoßen, die einen weiten Weg vor sich haben.
Wer also eines Tages nach Rumänien kommt, dem kann ich nur empfehlen, das Trampen hier mal auszuprobieren. Aber auch Bus- oder Zufahren ist in Rumänien vergleichsweise recht billig.
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