Toilettengang und andere Abenteuer
Emily fasst zusammen, was sie in den zwei Monaten ihres EFD’s gelernt hat. Zum Beispiel dass die Zeit wie im Flug vergeht und sie sich jetzt schon davor fürchtet, ihr geliebtes Griechenland wieder zu verlassen.
Es ist wohl wieder an der Zeit, dass man von mir hört. Aber heute bin ich nicht in Geschichtenerzähllaune, also in etwas andrer Form.
Nach zwei Monaten Leben in Griechenland habe ich gelernt, dass...
1. ...eine eher launische Natur wie ich hat es hier sehr einfach sich einzuleben. So sind sie die Griechen: eben noch explodierend vor Wut und im nächsten Augenblick herzlich lachend - kanena prowlima (kein Problem).
2. ... das Dorfleben sich hervorragend dazu eignet Griechisch zu lernen, da die Einwohner keine anderen Sprachen sprechen.
3.... bei einer Einwohnerzahl von 970 einen ganz schnell jeder kennt und es ein toller Start in den Morgen ist, wenn man auf dem Weg von der Schule nach Hause zig Mal: "Jassu Emily" hört.
4. ... ich meine Annahme mit Männern sei es einfacher zusammenzuleben als mit Frauen, mit vollem Herzen revidiere. Ich würde zwar auch nicht das Gegenteil behaupten, aber meine Aussage Männer seien von Natur aus unkomplizierter, kann ich nach einem Monat mit dem lebenden Gegenbeweis getrost zurücknehmen.
5. ... es Spaß macht im T-Shirt vor die Tür zu gehen ohne zu frieren und sich immer wieder zu sagen: Es ist November!
6.... es etwa einen Monat dauert, bis man sich an die griechische Art und Weise des Toilettengangs gewöhnt hat. Mittlerweile würde ich noch nicht mal im schlaftrunkenen Zustand im Traum daran denken (haha) das Klopapier ins Klo zu werfen - das kann ja heiter werden wenn ich wieder komme.
7. ... es sich vielleicht äußerst romantisch anhört die zwanzig Kilometer runter nach Kiato (von 800 Meter Höhe runter ans Meer) zu Fuß zu gehen (und es war auch sehr schön - tolle Landschaft, klasse Wetter) aber der folgende Muskelkater am nächsten Tag auf keinen Fall zu unterschätzen ist (Laufen ist augenblicklich eine Qual).
8. ... die Griechen echt herrlich sind und außerdem nie auf die Idee kommen würden IRGENDWOHIN zu Fuß zu gehen; so hielt fast jedes zweite Auto an, um mich mitzunehmen und ein junger Mann, der in die Gegenrichtung fuhr, winkte mir enthusiastisch zu. Fünf Minuten später kam ein Taxi, welches er anscheinend für mich bestellt hatte, in der Annahme ich hätte ne Panne gehabt oder so, wer würde sonst zu Fuß laufen :) Ich kam aus dem Lachen nicht mehr raus, aber es tat mir schon etwas Leid die arme Taxifahrerin wieder wegzuschicken.
9. ... es ein Segen ist tolle Freunde in Korinth zu haben, zu denen ich heute Abend mal flüchten kann und, nachdem die letzte Woche relativ frustrierend war, mal wieder mit netten Leuten abschalten kann.
10. ... trotz ein paar Kleinigkeiten, die mich mal nerven, die Kinder mich immer wieder zum Lachen bringen und mit ihrer Zuneigung mir jeden Tag schön machen.
11... selbst ich anfange, deutsches Brot zu vermissen. Wie gut, dass es Alexis gibt, der uns frisch gebackenes deutsches Bot aus Athen mitgebracht hat.
12. ... man vorsichtig mit seinen Wünschen umgehen sollte. Wollte ich nicht unbedingt in Griechenland zunehmen? Nach zwei Monaten 4 Kilo find ich ganz beachtlich. Hätte ich selbst nicht geglaubt, bis ich mich heute auf die Waage gestellt habe. Nur werden jetzt die Hosen eng und die meiste Zeit laufe ich mit offenem Hosenknopf rum...
13. ...die Zeit verfliegt und ich den Tag an dem ich diese Heimat verlassen muss schon jetzt fürchte
14. ... und trotzdem auch mal gesagt werden muss, dass meine Freunde und Familie mir fehlen und ich mich auch sehr freuen werde euch alle wieder zu sehen. Könnt ihr nicht einfach herkommen, dann muss ich nicht weg? :)
Und somit sonnige Grüße aus Kryoneri!