To put it in a nutshell
Seit zwei Monate bin ich wieder zu Hause und hier kommt meine Reflexion zu meinem ESK in Italien.
Nachdem ich mein Abi in der Tasche hatte, wollte ich gerne ein bisschen mehr von der Welt sehen. Ich wollte neue Erfahrungen sammeln, über mich hinauswachsen und definitiv nicht direkt zur Uni. Ich wollte einfach mal raus aus meiner gewohnten Umgebung.
Nach langem Suchen habe ich die Möglichkeit eines ESKs gefunden und es hat perfekt meinen Vorstellungen entsprochen. Sich 10 Monate in einem anderen europäischen Land sozial engagieren, dabei finanziell unterstützt werden und die Chance darauf eine Kultur auf eine ganz andere Weise kennenzulernen.
Mein Projekt habe ich sehr spontan gefunden und war sehr aufgeregt als es dann im Oktober 2020 für mich nach Italien ging. Ich konnte kein Wort Italienisch und hatte kaum Vorstellungen davon, was mich erwarten würde. Um ehrlich zu sein, waren die ersten 5 Monate auch sehr durchwachsen. Ich habe in einer Tageseinrichtung gearbeitet, die Kinder unterstützt, die familiäre Probleme haben. Es war unglaublich, wie schnell ich eine Bezugsperson für sie wurde, obwohl ich mich kaum verständigen konnte.
Anfangs wusste ich leider oft nicht, was ich zum Projekt beitragen könnte und hatte keine festen Aufgaben, aber zu merken, dass allein schon die Präsenz von mir einen Unterschied für die Kinder machte, hat mich sehr gefreut und motiviert. Jedoch hatte ich auch sehr damit zu kämpfen neue Kontakte zu knüpfen. Daran hat wahrscheinlich auch Corona einen maßgeblichen Anteil gehabt. Es gab Zeiten, in denen man noch nicht einmal seine Stadt verlassen durfte, sodass ich mich am Anfang sehr einsam gefühlt habe. Ich hatte keine engen Bezugspersonen, mit denen ich über meine persönlichen Probleme hätte reden können. Auch über Weihnachten bin ich in Italien geblieben, da es sehr kompliziert geworden wäre nach Hause zu fahren. Obwohl ich zuerst ein wenig enttäuscht darüber war nicht mit meiner Familie feiern zu können, war das Weihnachtsfest der Höhepunkt meiner ersten drei Monate. Ich habe zusammen mit drei Kindern gefeiert, die fest in dieser Einrichtung gelebt haben und auch nicht über Weihnachten zu ihren Familien konnten, außerdem waren andere Mitarbeitenden und Menschen mit dabei, die wie ich auch in den Wohnungen, die zur Einrichtung gehören, gewohnt haben (Der Begriff im Italienischen für diese Einrichtung wäre übersetzt Community. Und so war es auch aufgebaut. Einige Mitarbeitenden haben dort gelebt, es gab einen Gemüsegarten, Hühner, Pferde und mehrere Gebäude, die zur Einrichtung gehörten. Jeder, der dort wohnte, hat einen Beitrag geleistet und sich in das gemeinschaftliche Leben eingebracht. Einmal die Woche gab es auch ein gemeinsames Abendessen. Ich habe mich wie Teil einer großen Familie gefühlt und die Atmosphäre war eine sehr besondere.)
Nach drei Monaten habe ich dann das Projekt gewechselt. Der Wechsel hat wunderbar geklappt und ich habe sehr viel Unterstützung von der italienischen Organisation vor Ort bekommen. Nach diesem Umzug habe ich mit einer anderen deutschen Freiwilligen zusammengewohnt. Wir sind extrem zusammengewachsen nachdem wir sogar zwei mal zusammen in Quarantäne mussten. Sie ist zu meiner engsten und vertrautesten Bezugsperson in Italien geworden. Wir hatten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen und konnten uns immer seelischen Beistand leisten. Ohne sie wäre ich oftmals an den Rand der Verzweiflung gekommen.
Auch in meinem neuen Projekt habe ich mich um Kinder gekümmert, die mit familiären Problemen zu kämpfen hatten. Zu meinen Aufgaben gehörte z.B. die Kinder von der Schule abzuholen oder nach Hause zu fahren, beim Putzen zu helfen, Essen zu kochen oder mit den Kindern zu spielen und mit den Hausaufgaben zu helfen.
Rückblickend bin ich extrem dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, so eine besondere Erfahrung gemacht haben zu dürfen. Ich habe so viele inspirierende Menschen kennengelernt und habe mich
persönlich sehr weiterentwickelt. Obwohl ich vor so viele noch nie erlebte Herausforderungen gestellt wurde, habe ich an keinem Punkt bereut diese Entscheidung getroffen zu haben.
Zu den wichtigsten Dingen, die ich gelernt habe bzw. Eigenschaften, die sich bei mir stärker in dieser Zeit ausgeprägt haben, gehören:
• Dankbarkeit
• Geduld
• Selbstständigkeit
• Durchhaltevermögen
• Eine neue Sprache (ich konnte zu Beginn kein Wort Italienisch und nach 10 Monaten kann
man sich in allen Lebenslagen irgendwie verständigen. Die Sprachbarriere gehörte zu einen
meiner größten Sorgen, aber die Menschen vor Ort waren unglaublich geduldig)
• Alleine Leben (kochen, waschen, einkaufen...)
• Soziale Fähigkeiten (auf Menschen zugehen, offener sein)
• Optimismus
• Mut
• Wie schön Italien/die italienische Kultur ist
Zusammenfassend kann ich sagen, dass diese 10 Monate mich so sehr geprägt haben und ich noch oft an diese Zeit zurückdenken werde!
Jedem, den ich treffe, erzähle ich von der Möglichkeit eines ESKs, weil ich es schade finde, dass nicht mehr junge Menschen, diese Chance wahrnehmen. Es ist so eine unglaubliche Erfahrung, die jeden in seinem Leben weiterbringen wird!