time goes by...
Kobold hat aufregende Tage im schönen Irland hinter sich. Eine anstrengende Wandertour und ein Besuch in Galway versüßen die Freizeit. Spannend wurde es beim Trampen.
Nun sind es schon vier Wochen, die ich im Land meiner Träume glücklich bin! Ich bin nebenbei ganz fleißig am Arbeiten und Kontakte halten, aber all die neuen Eindrücke und Menschen, die ich kennen lerne, kann man schlecht teilen oder beschreiben. Was ich allerdings nach diesem vergangenen Wochenende erlebe, ist ein Nachdenken über diese unbeschreiblich einmalige Möglichkeit Persönlichkeiten von all over the world kennen zu lernen. Doch ich beginne mal von hinten, sonst versteht mich wieder niemand :-)
Carlingford
Wir Dundalk-Mädels haben einen Wanderausflug nach Carlingford gemacht und die Natur genossen, aber nach vier Stunden wandern in die eine Richtung wurde uns klar, dass wir den Bus in Carlingford erreichen müssen also irgendwie von Omeath wieder zurück nach Carlingford wollen. Wer sich jetzt daran erinnern kann was in fast allen tourist guides steht, der kann sich denken "was" wir gemacht haben, aber die Überraschung ist "wie"! In Irland ist trampen nämlich ein angenehmes Fortbewegungsmittel und wir drei hatten einfach richtig Glück und bekamen einen lift in einem, ACHTUNG, dunkelroten Jaguar mit Mahagonie-Verkleidung und screens in den Kopfstützen! Die sehr natürliche aber elegante Frau des Fahrers wollte uns etwas gutes tun, nachdem sie erfuhr, dass wir volunteers bei Simon Community sind und mit Obdachlosen arbeiten und drückte uns mit den Worten "fragt in dem Pub O'Hares nach drei GinTonic" einen Zwanziger in die Hand. Wow?! Ähm…danke!
Nightshiftparty
Ich habe etwas eingeführt, das eine Nachtschicht gleich doppelt lustig macht: Schokokekse und Milch, Fairy Tales und tiefgründige Gespräche. Meine erste Nachtschicht war an sich witzig, weil Constance und ich nicht schlafen konnten und die halbe Nacht gequatscht haben. Bei meiner zweiten Nachtschicht habe ich nachts um halb drei den careworker Gerry genötigt, eine Fairy Tale aus dem Internet auszudrucken und uns vorzulesen. Er kam zwar und hat sich an mein Fußende gesetzt, aber 20 Seiten wollte er nicht vorlesen und hat sie nur grob zusammengefasst. Meine dritte Nachtschicht hat er dann vorbereitet, um meinem Bedürfnis nach einer Gute-Nacht-Geschichte zu entgehen, indem er eine ganze Staffel family guy (Fernsehserie) aus dem Internet runter geladen hat und wir das bis morgens um drei Uhr gucken konnten. Meine vierte Nachtschicht hatte ich dann mit einem anderen careworker und mit ihr haben wir dann (auch bis früh morgens) über die Lücken im System der Simon Community Dundalk geredet. Sie hat mich auf Zustände aufmerksam gemacht, über die ich vorher nicht nachgedacht habe.
Probleme und Lösungsvorschläge
Das war ausschlaggebend dafür, dass ich mit den anderen volunteers diskutiert habe und wir zu dem Schluss kamen, dass Einiges davon anders laufen muss. Und wer mich kennt weiß, dass ich gerne solche Gespräche führe. Resultat: Constance als volunteer, die schon länger hier ist und ich als volunteer, die jetzt neu hier ist, wollen ein Gespräch mit unserem Supervisor und Boss Paddy führen, indem wir nicht nur anprangern sondern Lösungsvorschläge liefern. Letztendlich erwartet niemand, dass sich alles in wenigen Wochen ändert, aber irgendwann muss irgendwer mal den ersten Schritt machen und die Kugel ins Rollen bringen, wenn sich etwas ändern soll. Wer sich jetzt fragt "was haben die denn für Probleme?" dem sei gesagt, dass die volunteers in Dundalk eigentlich nur putzen, wischen, schrubben, schnibbeln, abwaschen, tragen, schleppen, in der Küche und im Waschraum helfen und nicht (wie eigentlich gedacht) den careworkern bei der eigentlichen Arbeit mit den residents helfen. Aber ich werde hier nicht ins Detail gehen, denn wer nicht hier ist, wird schwer verstehen wovon ich rede.
Galway
Aber es ist ja nicht nur schlecht hier und es gibt zum Glück ein Leben außerhalb der Arbeit, das an diesem Wochenende aus einem Besuch bei den volunteers in Galway bestand. Die Busfahrt ist lang und irische Straßen sind nicht für ihre gute Qualität bekannt. In Kombination mit einem verrückten Busfahrer, der alle Kurven der sowieso schon engen Strassen schneidet, wird eine lustig-angsterregende Busfahrt daraus :-) Das Haus der volunteers ist schön, aber die Arbeit in den Projekten (ich habe nicht viel aber ein wenig erfahren) klingt nicht halb so unterhaltsam und challenging wie unsere. Als ich letzten Herbst in Galway war, habe ich einige verträumte Geschäfte entdeckt, die es zwar noch gibt, die aber ihr Angebot verändert haben oder ausgerechnet dieses Wochenende Renovierungen eingeläutet hatten. Trotzdem habe ich es sehr genossen, denn die Abende waren unglaublich witzig! Eine Dänin und zwei Isländer haben uns die Ehre gegeben und ich habe lange nicht mehr so viel gelacht. Die beiden Jungs waren der Hammer! Wir haben am zweiten Abend das mieseste Etablissement Galways gefunden (ein Nachtclub irgendwo city centre), das als eines "der" Örtlichkeiten angepriesen wird. Geschmäcker sind verschieden, aber wir zehn waren uns einig, dass unser Besuch darin einmalig bleiben wird.
Letzteres hat mir diesen Gedanken, von dem ich am Anfang sprach, in den Kopf gepflanzt, denn wann in seinem Leben sitzt man mit Menschen aus Island, Indien, Dänemark, Österreich, China, Deutschland, Ecuador, Irland und Australien zur gleichen Zeit am gleichen Ort zusammen? Wann in den letzten Generationen ist das so friedlich abgelaufen und nicht in Situationen von Auswanderern und Flüchtlingen, Kriegsopfern und Sklaven? Ich fühle mich gut, ein Teil davon zu sein und denke, dass dieses Jahr im Ausland wirklich eine unglaubliche Bereicherung sein kann, wenn man sich bewusst reflektierend damit auseinander setzt. Ich muss jetzt zu meiner Nachtschichtparty mit Cameron und Gerry, aber ich hoffe, dass euch die Fotos gefallen :-)