Tiflis - Stadt der Geschichte
Tiflis, der Hauptstadt Georgiens. Die erste Hälfte des Tages galt historischen Gebäuden...
Am Freiheitsplatz in Tiflis, der Hauptstadt Georgiens, ragt auf einer hohen Säule ein goldener, mit dem Drachen kämpfender Georg empor. Der Heilige Georg ist der Schutzpatron Georgiens und man könnte meinen auch der Namensgeber, in vielen Sprachen heißt Georgien aber nach dem russischen Vorbild Грузия (Grusija) und die Georgier selbst nennen ihr Land Sakartwelo. Auf einen allgemeinen Zusammenhang ist also nicht schließbar.
Wir liefen die schöne, alte Leselidze-Straße entlang, gönnten uns ein Blätterteig-Chatschapuri, ein mit Salzkäse gefülltes und überbackenes Brot, und kamen am Maidan heraus, um mit der Kura (georgisch: Mtkwari) den längsten Fluss in Georgien zu überqueren. Vom in den letzten Jahren angelegten Europaplatz aus brachte uns die Seilbahn hoch zur Mutter Georgiens. Die Statur wurde 1958 aus Anlass des 1500. Jubiläums der Stadt errichtet. In der linken Hand hält sie eine Schale Wein für Freunde, in der rechten ein Schwert, um die Stadt und das ganze Land gegen Feinde zu verteidigen. Unweit des Monuments befinden sich die Ruinen der Festung Nariqala, deren Name auf Persisch „uneinnehmbare Burg“ bedeutet und im 3. Jahrhundert zur militärischen Verteidigung von Tiflis errichtet wurde. Insgesamt 4 Mal wurden die Mauern von verschiedenen Eroberern, den Arabern, Mongolen, Türken und Persern, zerstört und wieder aufgebaut. Zuletzt explodierte durch einen Blitzeinschlag 1827 das Pulvermagazin, was große Teile der Festung einstürzen ließ. Weil Georgien zu dieser Zeit gerade unter russischer Besatzung stand, wurden keine Renovierungsarbeiten vorgenommen, weshalb man heute nur die Ruinen besichtigen kann. Von den erklimmbaren Zinnen hat man allerdings einen großartigen Ausblick über die Stadt, was die Burg und die darin stehende Nariqala-Kirche für Touristen und Heiratende sehr beliebt macht.
Der Abstieg, den wir zu Fuß wagten, führte uns zu den alten Schwefelbädern. Es rankt sich die Sage, dass König Wachtang I. dort auf der Jagd einen Fasan erlegte, der in die heißen Schwefelquellen fiel und sofort gar gekocht wurde. Eine zweite Version der Legende, die Version für die Vegetarier, besagt, dass der Fasan in die Quellen fiel und vom sprudelnden Wasser geheilt wurde. Aus diesem Anlass ließ Wachtang an diesem Ort 485 eine Siedlung errichten, die den Namen Tbilissi, vom georgischen Wort tbili (warm), erhielt. Historisch wurde die Stadt allerdings schon im 4. Jahrhundert auf römischen Karten unter dem Namen Pilado erwähnt, König Wachtang I. befreite sie im 5. Jahrhundert lediglich von den persischen Besatzern und machte sie anschließend zu seiner Hauptstadt.
Heute sind noch etwa 8 der 65 Schwefelbäder in Benutzung. Sie zeichnen sich durch halbkugelige Kuppeln aus und sind im Inneren reich mit Marmor ausgekleidet. In kleinen, mietbaren Räumen kann man sich das zwischen 37 °C und 47 °C warme Wasser sowie Massagen wohl bekommen lassen. Die typisch georgische Massage beinhaltet das Entfernen alter Haut mit einem Pferdehaarhandschuh, die Massage von Armen, Rücken und Beinen sowie kräftige Warmwassergüsse zum Schluss. Die Chlor-, Natrium- und Schwefelwasserstoffionen sind besonders wirksam zum Kurieren von Osteoporose, Hautproblemen und neurologischen sowie urologischen Störungen.