Taxifahrten und andere Abenteuer
Auch in Rumänien ist inzwischen die Weihnachtsvorfreude ausgebrochen. Romania_Lea teilt sie und ist schon gespannt, neue Weihnachtsbräuche kennen zu lernen.
Da bin ich wieder, nach langer Zeit ;). Ich weiß, ich schreibe hier viel zu selten, aber ich gelobe Besserung… Es wäre übrigens nett, wenn ihr auch mal Kommentare hinterlassen könntet, damit ich weiß, ob das hier überhaupt jemand liest...
Ich konnte mir jetzt auch endlich eine Kamera zulegen, sodass ihr hier bald auch mal ein paar Bilder sehen könnt.
Im Moment tut sich bei mir nicht ganz so viel, es wird fast schon ein bisschen langweilig… nein, natürlich nicht! Auch wenn die Tagesabläufe sich ähneln, ist doch jeder Tag etwas Besonderes.
Jetzt sitze ich gerade gemütlich mit einer heißen Schokolade vor dem Computer und höre nebenbei Weihnachtsmusik. Jaaa, seit ein paar Tagen hat sich die Weihnachtsstimmung bei mir eingestellt, und das Päckchen mit Adventskalender, Keksen und Weihnachtsdekoration, das mir Mutter schickte und das am Dienstag hier ankam, tat sein Übriges. Aber es sind ja jetzt auch nur noch vier Wochen.
Doch jetzt mal zu dem, was ich in den letzten Wochen hier erlebt habe. Mittlerweile habe ich ja schon die erste Ferienwoche hier in Rumänien rum, ich habe Tsia und Charlotte, zwei Mädels vom On-Arrival-Training, besucht. Wir hatten einige wunderschöne Tage in Rovinari, einer Kleinstadt im Südwesten des Landes und ich war froh, einmal etwas anderes von Rumänien zu sehen als die Großstadt. Auch wenn allein die Hinfahrt recht abenteuerlich war, denn natürlich gibt es keine direkte Zugverbindung zwischen Cluj und Rovinari. Und so hatte ich mich entschlossen, nur bis nach Târgu Jiu (liegt ca. 25 km von Rovinari entfernt) zu fahren und von dort aus den Bus nehmen. Dumm nur, dass ich abends um halb elf ankommen würde und um diese Zeit nicht unbedingt noch ein Bus in die kleineren Städte fährt. Das wurde mir aber erst im Zug klar, als ich mit Charlotte telefonierte (das Ganze war etwas unorganisiert, ich weiß) und diese mir die Lage erklärte. So wusste ich also bis zum Schluss nicht recht, ob ich in dieser Nacht einen gesicherten Schlafplatz haben würde… in diesem Moment kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass ich doch leicht bescheuert sein musste, so auf gut Glück zu fahren ;).
In Târgu Jiu angekommen, entschied ich mich dann relativ schnell, trotz des enormen Preises ein Taxi zu nehmen, denn das war mir doch lieber, als im Dunkeln durch ein fremde Stadt zu irren. Ich vereinbarte mit Charlotte einen Treffpunkt und stieg ins Taxi. Auch diese Fahrt sollte sich als kleines Abenteuer herausstellen, denn bei fast 120 km/h auf der regennassen Landstraße (trotz Schlaglöchern und Geschwindigkeitsbegrenzung), wobei der Fahrer mehrmals das Überholverbot missachtete, bekam ich doch ein etwas flaues Gefühl im Magen.
In Rovinari angekommen gab es dann noch eine halbstündige Diskussion mit dem Taxifahrer, da unsere Vorstellungen über eine angemessene Bezahlung der Fahrt doch gehörig auseinander gingen. Dazu kam dann noch, dass er natürlich kein Englisch sprach und nur dank Charlottes Hilfe etwas Verständigung möglich war, wofür ich ihr unendlich dankbar bin. So war ich dann doppelt froh, als ich an diesem Abend in ein gemütliches Gästebett sank und die Fahrt überstanden hatte.
Es war wirklich schön, Tsia und Charlotte wieder zu sehen, sie zeigten mir ihr Projekt (sie arbeiten in einer Schule) und ich lernte die zwei anderen Freiwilligen dort kennen. Mir fiel vor allem auf, wie sehr ich mich schon an das Leben in Cluj mit all seinen Vorzügen gewöhnt hatte: die langen Öffnungszeiten der Geschäfte, fast immer und überall ein Bankautomat zur Verfügung und dann natürlich die große Auswahl an Dingen wie Restaurants oder Bars. Und dann natürlich die vielen Menschen. In Rovinari hat die einzige Bank nur montags bis freitags auf, der Supermarkt macht pünktlich um acht zu und in der kleinen Bar trifft man nicht mal am Freitagabend besonders viele Leute. Es ist also ganz wie in meinem kleinen Dorf in Deutschland und doch kam es mir schon ungewohnt vor! Aber schön war es auf jeden Fall, denn eines spürte man viel deutlicher als in Cluj: dass es in Rumänien liegt, ein Land, dass in vielen Dingen hinter dem europäischen Durchschnitt liegt. Auch mit den Leuten kommt man dort viel mehr in Berührung, es ist alles eine Spur persönlicher.
Wir fuhren auch gemeinsam nach Târgu Jiu und trafen uns dort mit Nathalie, die ich auch noch vom On-Arrival kannte. Schade dass der Nachmittag irgendwann vorbeiging… er war leider auch viel zu kurz, um besonders viel von der Stadt zu sehen, aber der Stadtkern ist immerhin sehr schön.
Natürlich ging auch mein Urlaub irgendwann zu Ende, *schnief*, und so hieß es dann bald schon wieder Abschied nehmen. Die Rückfahrt nach Cluj verlief glücklicherweise weniger abenteuerlich als die Hinfahrt, selbst wenn ich den Nachtzug nahm, was bedeutete, dass ich einige Stunden am Bahnhof auf den Zug wartete (wie gesagt, die Busverbindungen…).
Doch ich wollte nicht noch einmal eine Taxifahrt durchmachen und so brachten mich die Mädels abends zum letzten Bus nach Târgu Jiu und von da an nahm sich eine sehr nette Frau meiner an, die persönlich dafür sorgte, dass ich direkt bis zum Bahnhof kam. Und ich konnte nichts weiter sagen als "multumesc". In diesem Moment wurde mir bewusst, wie sehr ich es satt hatte, dass ich kaum die einfachsten Dinge in Rumänien allein erledigen kann, ohne auf Englisch auszuweichen. Es war der Moment, in dem ich beschloss, mir Rumänisch beizubringen, koste es, was es wolle. Und so legte ich mir einen Sprachkurs zu und hoffe, dass ich bald Fortschritte mache ;).
Tja, was gibt es sonst noch Neues? Ich bekomme langsam Übung im Englisch unterrichten, die dritte Stunde (die ich ebenfalls ganz allein abgehalten habe) verlief deutlich besser als die vorherige und am letzten Donnerstag war sie zum ersten Mal richtig gut, ich konnte besser auf die Kinder eingehen und auch wirklich sehen, wie sehr sie sich bemühen! Auch wenn es noch etwas dauern wird, bis ich wirklich Praxis habe.
Am Dienstag hatten wir im Kindergarten Besuch von Scott und Christie, einem amerikanischen Ehepaar, das seit vier Jahren hier lebt und an der Uni unterrichtet. Die zwei erzählten von Thanksgiving und Emőke hatte extra einen "Turkey" (also einen Truthahn) und total leckere Kekse zubereitet und so hatten wir einen kleinen Festschmaus. Selbst wenn ich als Vegetarierin nichts vom Truthahn aß, allein die Stimmung weckte schon ein ganz besonderes Gefühl.
Ansonsten kann ich es kaum noch erwarten, dass am Sonntag die Adventszeit beginnt. Ich habe bereits ein paar Homestores nach Weihnachtsdeko durchstöbert und in einem davon dröhnte die Weihnachtsmusik bereits laut aus den Boxen und die Weihnachtskerzen, Gestecke und roten Figuren waren schon so dicht auf die Regale gestapelt, dass man erst einmal gründlich suchen musste falls man etwas haben wollte, dass nichts mit Weihnachten zu tun hat! Ich bin schon sehr gespannt, ein paar neue Weihnachtsbräuche kennen zu lernen.
Aber natürlich melde ich mich vor Weihnachten noch mal, versprochen!
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