Tal der Künste – Kapolcs
Noch bis morgen (30.07.) kann man in Kapolcs, einem kleinen Dorf in Ungarn zwischen Veszprém und Tapolca, das sogenannte „Művészetek Völgye“, das „walley of arts“ oder auch „Tal der Künste“, genießen. Es ist mittlerweile eines der größten Festivals in ganz Ungarn mit einer geschätzten Besucherzahl von rund 500.000 jährlich.
Interessanterweise findet dieses zehntägige, kulturelle Riesenevent jedoch nicht in einer ungarischen Großstadt, sondern in einem etwa 500-Einwohnerdorf statt, sodass man sich schnell fragt, wie es denn möglich ist, dass all die vielen Besucher in diesen zehn Tagen das kleine Dorf Kapolcs nicht sprengen, wo sie schlafen, essen, etc. Wer das Festival besucht, dem bietet sich die passende Antwort schnell, denn fast hinter jedem Haus findet man ein kleines Zeltlager. Die Anwohner stellen ihre Gärten bereitwillig zur Verfügung. Manche Familien eröffnen in dieser Zeit ihr eigenes kleines Restaurant und kochen für die Festivalbesucher, wobei man einerseits die Möglichkeit hat, traditionelle, ungarische Gerichte zu probieren und andererseits keine Unsummen bezahlen muss. Wem es allerdings nichts ausmacht, etwas mehr für sein Essen auszugeben, der findet an den vielen Ständen ein riesiges Angebot von Backwaren, so z.B. Lángos, eine Art frittiertes Fladenbrot mit Tejföl, also mit Crème fraîche und Käse, Kürtöskalács, auf Deutsch so viel wie Baumstriezel, mit Zimt, Vanille, Schokolade und vielem mehr, Flammkuchen, Lepény, eine Art süßer Strudel mit verschiedenen Füllungen wie beispielsweise Turo, also gesüßter Quark, Himbeeren, Heidelbeeren, Erdbeeren, Äpfel, etc. Daneben bieten viele Familienbetriebe eigene Wurst und Käse an.
Das Besondere an diesem Festival ist, dass die Einwohner Kapolcs‘ ihre udvárak, also (Hinter-)Höfen, für die Aussteller und Programme zur Verfügung stellen, sodass man nie weiß, was einen hinter der nächsten Ecke erwartet. In diesen Hinterhöfen findet man Stände mit allem Möglichen, von Ketten, Armbändern und Ringen, über Hippiekleider, Edelsteine, hausgemachte Seifen, Porzellanteller, -Tassen, -Tiere, -Lampen, bis hin zu selbstgemachten Weinen und zahlreichen Lebensmitteln.
Des Weiteren gibt es allerlei Vorführungen, wie z.B. Puppenspielerei, Volkstänze, Theateraufführungen, Diskussionsrunden und vieles mehr. Auf verschiedenen Bühnen finden unzählige Konzerte statt, von kleinen Konzerten in der lokalen Kirche bis hin zu großen Konzerten der bekanntesten Rockgruppen Ungarns.
In einer kleinen Stube kann man dem Schmied bei seiner Arbeit mit alten, originalen Werkzeugen zusehen und seinen interessanten (ungarischen) Erzählungen lauschen.
Dieses Festival hat einen ganz eigenen, einzigartigen 1970er Jahre-Hippie-Flair und man hat schnell das Gefühl in eine andere Zeit einzutauchen. Wie von einem Kunstfestival zu erwarten ist, findet hier jeder Kunstinteressierte etwas für sich.