Tag
SullenGirl fragt sich, warum sie nicht im sonnigen Süden ist, sondern nur in Polen. Aber die Erfahrungen und die Freunde, die sie hier gewonnen hat, vertreiben trübe Gedanken!
Gestern hatten Maria, Araik und ich nun endlich mal die Diskussion, die schon lange in uns allen gebrodelt hat. Araik hat seit einer Woche nicht mehr abgewaschen, weil (das sind original Argumente!): Maria und ich angeblich seit zwei Monaten weder gekocht noch gereinigt haben und weil er kein Geschirr benutzt. Und er versteht nicht, warum er abwaschen soll, wenn wir nie sauber machen und er kein Geschirr benutzt.
Einem Menschen, der solche absurden Sachen glaubt, kann man einfach überhaupt nichts erklären. Zum Beispiel, warum Maria und ich ab und an die Tür zu unserem Zimmer schließen. Araik mag das nicht, weil er keinen Tisch hat und nicht jedes Mal fragen will: "Maria kann ich ins Zimmer und am Tisch sitzen". Er würde eben gern in unser Zimmer, wann er will.
Dass ich nur ne Bank als Bett habe und nicht wie er in einem großen Doppelbett schlafen kann, ist egal und dass ich nicht in seinem Zimmer im großen, gemütlichen Bett liege, ist auch selbstverständlich. Scheiße ist halt nur, dass Araik keinen Tisch hat. Ganz klar.
Natürlich kann man nachvollziehen, dass es besser für ihn ist, auch den Tisch zu benutzen, zum Schreiben und zum Essen und wir haben uns auch immer Mühe gegeben. Das Problem ist nur, dass er nicht mitbekommt, wenn er den Raum verlassen muss. Wenn ich geduscht habe und mich umziehen will oder wenn ich Schmerzen habe, wenn wir traurig sind oder was auch immer. Wenn er nicht in der Lage ist, selbst zu sehen, wann er sich zurück ziehen muss, sind halt andere Wege zu gehen: die Tür einfach zu...
Wir sind zu keiner Lösung gekommen und es gibt auch keine. Maria und ich versuchten mit ihm zu reden, aber er versteht es einfach nicht und letztendlich habe ich mich so aufgeregt, dass es ihm ein wenig zu ungemütlich wurde und er zu mir sagte: „Maria, i dont like, how you speak. I don’t know, I don’t like. I don’t want to speak with you" Und zu Maria: “Maria, you is okay, but Maria (ich) I don’t like, I don’t speak".
Oh man, der Kerl ist so absurd, dass ich lachen muss. Wenn ich in drei Wochen wieder zu Hause bin, kann ich diese Geschichte auf jeder Party erzählen. Nur sind es leider noch drei Wochen und wir müssen eine Lösung finden, denn die Wohnung stinkt, die Essensreste ziehen Tiere an und wir haben einfach kein Besteck mehr, mit dem wir essen können. Und ich mach das nicht sauber!
Naja. Aber sonst genieße ich die letzten Tage immer noch sehr UND freue mich zeitgleich auf Berlin. Das, find ich, ist der Idealzustand. :)
Mit den Behinderten kann man sowieso alles vergessen. Ein paar von ihnen sind mir so ans Herz gewachsen und es gibt nichts Schöneres als Pawel zum Lachen zu bringen, ich will ihn mit nach Hause nehmen, er macht mich so fröhlich. Und was mehr? Morgen hat unser Theaterstück Premiere. Zuerst fand ich es wenig fesselnd, aber zum Schluss ist es, glaub ich, doch ganz gut geworden.
Es geht um ein Mädchen, was von zu Hause ausreißt und auf der Strasse lebt. Nur ist alles so in Symbolen verpackt, dass man das vielleicht nicht versteht. Vermutlich. Wahrscheinlich. Ich bin mir sicher. Die Aufführung wird in einem Theater im Wald stattfinden. Das kann ich mir noch nicht so ganz vorstellen und unangenehm ist auch, dass ich mit verbundenen Augen auf den Boden fallen muss, nachdem man mich im Kreis gedreht und hin und her geschubst hat. Ich sollte mir irgendwie Knieschützer oder so basteln.
Das war’s für heute.