Sonntag bis Freitag, 14. - 19.09.2014: Von Apfelkuchen und kleinen, grünen Pillen
Durch das sehr schnell von sehr warm zu sehr kalt wechselnde Wetter fing ich mir schnell eine dicke Erkältung ein. Ich muss allerdings gestehen, dass ich mich vor Ärzten und Apotheken so gut es ging drückte ...
Am Sonntag besuchte ich das erste Mal die sehr neue Kirche in unserem Wohnviertel, vielleicht 300m von unserer Wohnung, keine 5 Minuten zu Fuß. Unglaublicherweise gibt es hier 8 Sonntagsmessen, fast genauso viele Sonnabendsmessen und in der Woche auch eine Hand voll, jeden Tag. Und trotz dieser vielen Gottesdienste lief eine fröhliche Schar von etwa 15 Ministranten auf. Da merkt man, dass man in einer sehr katholischen Gegend angekommen ist, auch wenn ich in der Öffentlichkeit noch nicht so viel gelebten Katholizismus bemerkt habe.
Zur Mittagszeit kam dann Kasia, eine meiner Mentorinnen, auf einen Kaffe vorbei. Sie hat viele Jahre in ihrer Heimat als Deutschlehrerin gearbeitet und ist jetzt bei einer deutschen Firma und deshalb auch noch sehr neu in Warschau.
Der Montag war genau so unspektakulär. Im Kindergarten war die Hälfte der Kinder krank und überhaupt schien eine Welle der Erkältung durch Warschau zu fegen. Wir waren noch mal im Park, sammelten Kastanien, tollten im Laub und genossen die warme Sonne. Dann stempelten wir Apfelbilder. Wie? Ganz einfach: Apfel halbieren, in Farbe tauchen und auf ein Blatt Papier drücken. Ein Blatt, einen Stiel und ein bisschen Gehäuse dazumalen – fertig.
Und dann hatte mich meine Erkältung auch schon eiskalt überrumpelt. Des Morgens fühlte ich mich noch recht fit und ging auch mutig wie immer (in meiner Schulzeit bin ich mit jeder tollsten Erkältung in die Schule gegangen, ich war also abgehärtet) zu meiner Arbeitsstelle, aber meine Erzieherin entschied ganz autoritär, ich solle wieder heim gehen und mich auskurieren. Und so traf ich in unserer Wohnung noch Marek und Vaska an, die gerade Iryna vom Bus abgeheholt hatten. Iryna war erst so spät angereist, weil sie noch Probleme mit ihrem Visum gehabt hatte. Sie kommt aus der Ukraine und wegen der unsicheren Lage im östlichen Teil des Landes beantragen viele Bürger ein Visum "nur für den Fall", wodurch lange Wartezeiten entstehen.
Am Mittwoch ging ich noch mal in den Kindergarten. Wir buken Apfelkuchen oder, naja, eher eine Art Bratapfel. Die Kinder aus der blauen Gruppe kamen zu uns in die rosane Gruppe. Und dann wurde fleißig gebacken. Hier mein originales Kindergarten-Rezept:
Man nehme einen Apfel, schneide am Stiel einen Deckel ab und grabe ein Loch in den Fruchtkörper, z.B. indem man das Gehäuse entfernt.
Man nehme drei TL Zucker (oder Zucker nach Belieben) und fülle sie in das Loch. Außerdem 1-2 TL Zimt.
Dann setze man den Deckel wieder auf und den ganzen Apfel auf ein Backbleck, schiebe alles in den Ofen (keine Ahnung, vielleicht so bei 180°C Umluft – das klappt immer) und lasse es für, sagen wir, 30-40 min backen. Am besten behält man alles im Auge, um den richtigen Moment für den richtigen Bratapfel abzupassen.
Smacznego!
Donnerstag und Freitag blieb ich daheim und pumpte mich mit allerhand guten Medikamentchen aus Deutschland voll, um meine Erkältung auszukurieren. Nur einmal musste ich noch raus, denn am Donnerstag trafen wir uns in der Sprachschule, wo am 01. Oktober unsere Kurse beginnen werden, um einen Einstufungstest zu machen und uns anzumelden. Mit meinen paar Wochen selbsterlernten Kenntnissen schaffte ich es sogar auf Stufe A1.1 (und das ist bei 20 Abstufungen immerhin 2 Stufen über A0 – totale Beginner).
Es ist bezeichnend, wie rührend sich alle um mich sorgten, auch wenn ich mich halbwegs gut fühlte und dies auch beteuerte. Wie oft mich Leute zum Arzt schicken wollten ... aber das wollte ich nicht, denn zum Einen hatte ich ja alle meine kleinen, grünen Pillen schon bei mir. Zum Anderen muss man bei "staatlichen" Ärzten sehr, sehr lange warten, bei privaten Ärzten aber selbst zahlen und obwohl wir eine Versicherung haben, die uns Freiwilligen im Krankheitsfall alles erstattet, war mir das mit Kopfschmerzen und einem dicken Kopf einfach zu stressig – einen Arzt zu suchen, ewig durch die Stadt zu gondeln, noch länger zu warten ... da lob ich mir manchmal doch das deutsche Gesundheitssystem.