Sommer, Sonne, Mittagspause
"Nach einigen Tagen des Nichtstuns, Ausruhens und Zeitverschwendens hatte ich mir eine Pause verdient." In Polen ist der Frühling eingekehrt und Johannson nutzt die Gelegenheit für einen Ausflug.
Siesta in Sieradz
Nach einigen Tagen des Nichtstuns, Ausruhens und Zeitverschwendens hatte ich mir eine Pause verdient. Darum fuhr ich Sonnabend mit meinem schönen neuen Regionalwanderbuch nach Westen, nach Sieradz. Die Sonne schien, der Zug fuhr durch grüne Wälder und Felder, an blühenden Dorfgärten vorbei. Sieradz war zwar im Mittelalter eine der bedeutendsten Städte Polens, aber wie viele Orte hier irgendwann stagniert. Eine gotische Kirche und ein Kloster, der mittelalterliche Marktplatz ziemlich verlassen, die Geschäfte machten Samstagmittag langsam zu.
Vom Schloss ist nur noch der von einem verwachsenen Wassergraben umgebene Hügel übrig, auf dem die Reste deutscher Bunker stehen. Zumindest war daneben ein ethnologisches Freiluftmuseum, auf dem ein Bauernhof nachgebildet war. Ein großes Holzhaus, Scheunen und eine Wiese, sehr idyllisch und ruhig in der Sonne. Leider war es geschlossen, nur ein Hund döste im Mittagsschatten einer Hecke, Spatzen hüpften vor seiner Nase herum. Dafür war gleich daneben der Ort zu Ende, Radler fuhren über einen staubigen Weg in die Natur. Ich hätte auch mein Rad mitnehmen sollen. Ich legte mich auf ein Feld und schlief in der Sonne. Auf dem Rückweg besuchte ich auf dem Friedhof das Grab von 'Antione', des 'Königs der Friseure'.
Laid back in Lodz
In Lodz ist der Frühling da. Die Hauptstraße rauf und runter stellen Cafés, Restaurants und Kneipe ihre Tische raus. Dort verbringen meine französischen Mitbewohner ihr Leben, leider kann ich nicht immer mitkommen.
Im Moment haben sie Besuch, gestern sind wir mit ihm zum jüdischen Friedhof gefahren, dem größten in Europa. Zu groß für die wenigen übrig geblieben, alten und armen Juden, um ihn in Schuss zu halten. Der Großteil ist ein verwunschener Wald. Neben einigen der kleinen Plastiktäfelchen auf den Gräbern des Ghettos wehen vergilbte israelische Fähnchen im Sommerwind, es wird ab und zu von besuchenden Schul- und Armeegruppen gepflegt. Ich war zwei Jahre nicht mehr da gewesen. Vor dem Tor sitzt ein alter Wachmann in der Sonne, eine dicke Katze streicht durch das hohe Gras. Die Grüfte der großen Industriellenfamilien werden langsam gemacht, es finden auch wieder Begräbnisse statt.
Neulich hat mir eine Professorin private Bücher zu meiner Bachelorarbeit gegeben. Normalerweise gibt sie die nicht an Studenten weg, sagt sie. Aber mir vertraut sie, denn ich bin Deutscher.
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