So much more than H2O
Über die Kostbarkeit unserer Ozeane
Es ist Mitte Juli und langsam beginnt sie - die heiß ersehnte Sommerurlaubssaison! Für viele bedeutet das vor Allem eines: endlich wieder ans Meer! Egal ob beim Sonnenbaden auf der Strandmatte, Sandburgen bauen, auf der Luftmatratze träumen oder mit Schnorchel und Flossen in die magische Welt unter der Wasseroberfläche eintauchen, das salzige Nass erweckt bei den meisten sofort Feriengefühle, hebt die Laune und bringt eine Abwechslung vom häufig so stressigen Arbeitsalltag. Auch in meinem Freiwilligenprojekt in Nordirland habe ich viel Zeit am Strand verbracht und war jedesmal erneut verzaubert von der einschüchternden Macht der Wassermassen, die sich an rauen Felsen und wilden Klippen brachen und ein so gegensätzliches Bild boten, wie man es von Südsee Werbeplakaten kennt. Aber das Bild war in all seiner Schönheit nicht unbeschmutzt. Viel zu oft fand ich Plastik am Strand, die Einheimischen schimpften auf Touristen, die mit ihren Hunden säugende Robben aufscheuchen und vor dem Baden in zu kleiner Distanz vom Belfaster Hafen wurde einem wegen der schlechten Wasserqualität eindeutig abgeraten. Einführung in den Kosmos der Weltmeere gefällig? Ich habe die Recherche für euch übernommen....
Fangen wir doch einfach mal mit ein paar ganz erstaunlichen Fakten über die Ozeane unseres Planeten an. Dass diese sehr groß sind, ist wohl jedem Kind bewusst, aber dass ganze 70 % der Erde von ihnen bedeckt sind auch? Vom Weltall betrachtet überwiegt eine Farbe daher ganz eindeutig und nicht umsonst wird unser Heimatplanet gerne „der blaue Planet“ genannt. Das Wasser der Ozeane ist in der Regel salzig, mit variierend großen Anteilen und macht unglaubliche 96.5 % des gesamten Wasservorkommens auf der Erde aus! Das zeigt im Umkehrschluss auch wieder wie wahnsinnig kostbar Süßwasser, als einfach verfügbares Trinkwasser ist, aber das ist nochmal ein ganz andres Problem und eine andere Geschichte.
Dieses ganze Wasser verteilt sich zu großen Teilen auf die fünf großen Weltmeere: das Nordpolarmeer, das Südpolarmeer, den Atlantik, den Indischen Ozean und den Pazifik, welcher als größter Ozean ganze 30% der Erdoberfläche bedeckt. In das Buch der Weltrekorde schaffen es unsere Ozeane gleich viele Male: nicht nur sind sie das Zuhause einer einmaligen Vielfalt an verrückten Kreaturen und einzigartigen Lebewesen, sie haben neben dem tiefsten Graben des Planeten (dem 11km tiefen Mariannengraben) auch noch den längsten Gebirgszug (den 56 000 km langen Mittelozeanischen Rücken) sowie die größte lebende Struktur (das sogar vom Mond aus erkennbare Great Barrier Reef) zu bieten. Was die Ozeane aus meiner Sicht aber so ganz besonders faszinierend macht ist die Tatsache, dass gerade einmal fünf Prozent von ihnen bisher von der Menschheit erkundet wurden! Was da alles noch für Wunder unentdeckt schlummern...
Es ist ein klarer Fakt: ohne die Weltmeere währe (menschliches) Leben auf der Erde schlichtweg nicht möglich. Habt ihr immer gedacht, der Amazonas wäre für den Großteil der terrestrischen Sauerstoffproduktion verantwortlich? Weit gefehlt, denn zwar tragen die Regenwälder mit etwa 28% der Produktion des lebenswichtigen Gases einen enorm wichtigen Anteil bei, die Ozeane sind ihnen mit einer Produktion von 70% des gesamten Sauerstoffs aber immer noch haushoch überlegen. Häh, aber wird Sauerstoff nicht durch Photosynthese von Bäumen und so hergestellt? Da habt ihr schon Recht, aber anstelle von grünen Planzen bedient sich die See Phytoplanktons, welches diese chemische Reaktion mindestens genauso gut beherrschen.
Auch auf das Klima haben die Weltmeere einen enorm großen Einfluss. Sie spielen beispielsweise eine Schlüsselrolle im Wasserkreislauf, dem Kohlenstoffkreislauf und absorbieren ganz beträchtliche Mengen der durch den Treibhauseffekt verstärkten Wärmestrahlung und transportieren diese Wärmeenergie über den ganzen Globus. Über 300 000 verschiedene Spezies haben hier im und um die Meere ihr Zuhause und auch die Spezies Mensch bedient sich kräftig an ihren Vorteilen: Beispielsweise sind die Ozeane schon seit sehr langer Zeit eine wichtige Nahrungsquelle, viele Jobs weltweit würden ohne sie nicht existieren (ganze 90% des Welthandels sind von den Meeren abhängig!) und immer wieder weisen Studien auf die positiven therapeutischen Effekte eines Lebens in Meeresnähe hin.
Leider aber gehen wir oft mit unseren Ozeanen nicht im Ansatz so dankbar und respektvoll um, wie sie es eigentlich verdient hätten. Die Bedrohungen sind so vielzählig, das es unmöglich wäre eine vollständige Auflistung zu erstellen, zu den größten Gefahren für die Weltmeere zählen aber die folgenden Faktoren:
Von Verschmutzung und ihren fatalen Auswirkungen auf alle Lebewesen hat wahrscheinlich jeder schonmal gehört. Dabei darf man aber nicht nur an die häufig zitierte Plastikverschmutzung durch Abfall und Mikroplastik denken, denn andere Formen sind definitiv genauso schädlich. Durch Industrie und intensive Landwirtschaft gelangen beispielsweise viel zu hohe Mengen an Nitraten und Phosphaten ins Wasser, ganz zu schweigen von gruseligen Chemikalien (Sonnencreme!) und Schwermetallen. Die menschliche Gier nach mehr macht auch beim Fischfang nicht halt und Überfischung stellt eine ernsthafte Bedrohung für viele Fischbestände dar.
Dann wären da noch die immer präsenten Folgen der viel zu hohen CO2 Emissionen. Das Treibhausgas löst sich leicht im Wasser, wo es den pH Wert sinken lässt, was sich wiederum fatal auf viele Spezies auswirkt. Man spricht von diesem tragischen Phänomen auch von der Versauerung der Meere. Kohlenstoffdioxid welches sich nicht direkt im Wasser auflöst, landet häufig als Treibhausgas in der Atmossphäre, wo es verstärkte Wärmestrahlung auf die Erde und damit eine stetige Erhöhung der Wassertemperatur verursacht. Und gerade solch kostbare Lebensformen wie Korallen, die Lebensraum für viele weitere Lebewesen bieten, leiden enorm unter dem globalen Temperaturanstieg.
Was kann jeder einzelne von uns jetzt aber tun um die Ozeane zu schützten und ihnen ein bisschen von dem Respekt zu erweisen, den sie eindeutig verdienen? Diesen Artikel zulegen ist schonmal ein guter Anfang, denn Aufklärung und der Wille sich aktiv für die Weltmeere einzusetzen ist das A und O. Im zweiten Schritt heißt es dann handeln und das beginnt aus meiner Sicht immer mit ein bisschen Achtsamkeit und Bewusstsein. Welche Transportmittel benutzen wir und wo gibt es Alternativen? Kann ich Fisch beispielsweise aus nachhaltiger Fischung kaufen? Warum nicht einfach einen Müllsack zum nächsten Strandspaziergang mitnehmen und ein paar Plastiktüten und Bierdosen aufsammeln? Ist meine Sonnencreme mikroplastikfrei und korallenfreundlich? Wirklich jeder kann etwas dazu beitragen, den Meeren etwas von ihrer Würde zurückzugeben!
Jetzt gilt es natürlich noch die Message zu verbreiten. Letzten Monat gab es da eine gute Gelegenheit dazu, den „World Oceans Day“. Dieser von den Vereinten Nationen etablierte Gedenktag wird seit 1992 jedes Jahr am 8 Juni abgehalten und stets mit vielen coolen Initiativen begangen, es lohnt sich definitiv, mal bei seiner HomePage vorbei zu schauen! Jedes Jahr steht es unter einem anderen Motto, das diesjährige war beispielsweise „life und livelihood“, also „Leben und Lebensgrundlage“. Dieses Jahr fanden natürlich viele events aufgrund der aktuellen Lage online statt, aber es ist so einfach, ein eigenes kleines Projekt lokal auf die Beine zu stellen! Werdet kreativ, denn nur gemeinsam können wir unseren Planeten retten!
Verwendete Literatur (letzter Zugriff auf alle Internetquellen am 12.07.2021):
- https://www.natgeokids.com/au/discover/geography/general-geography/ocean-facts/
- https://www.dw.com/en/5-biggest-threats-to-our-oceans-and-what-we-can-do-about-them/a-39065307
- https://www.huffpost.com/entry/harming-ocean-ways_n_5441230
- https://www.theoceanpreneur.com/impact/ocean-education/seven-reasons-ocean-important/
- https://oceanconservationtrust.org/think-ocean/why-is-the-ocean-important/
- https://worldoceanday.org/about/mission-and-history/
- https://unworldoceansday.org/
- https://www.conservation.org/stories/world-oceans-day
- https://www.bbc.co.uk/newsround/52897610