so… die erste Woche ist nun rum…
... und alles ist ganz wunderbar. Minusmalminusistplus erzählt von seinem Spaziergang im schwedischen Gruselwald und der „Nummer für alles“.
Ich bin jetzt eine Woche hier in Stockholm – wie fix die Zeit vergeht – und bisher habe ich noch keine Erkältung, keine Probleme mich zu verständigen, hab mich noch kein einziges Mal verlaufen (doch, als es so derbe geschneit hat, aber das war auch fieses Wetter) und habe auch noch keinen Elch gesehen. Ich habe noch nicht mal einen Idioten ausfindig machen können. Ich hab noch keine Band gefunden – hatte diesbezüglich auch noch keine Zeit, musste aber schon zwei mal den Busfahrer anschreien, weil er vergessen hat, an der Haltestelle anzuhalten. Da bin ich immer der einzige, der aussteigt.
Ich war Montag im Skatteverket (so ein Amtsmoloch), um mir ‘ne Nummer zu besorgen, die man hier in Schweden braucht. Das ist eine Bürokratiekoordinate auf dem aktuellen Punkt des Graphen meiner Biographie – ohne diese Nummer geht alles schwieriger. Jeder fragte mich bisher danach: die Bank (ich habe jetzt ein schwedisches Konto mit schwedischer Plastikkarte für schwedisches Geld aus schwedischen Automaten), die Bibliothek – da war ich heute, um mir einen Ausweis zum Ausleihen von Kinderbüchern zu besorgen (ich hab mich dann auf Cartoons und Comics beschränkt) und das tolle ist, dass es nix kostet, weder Anmeldung noch Ausleihe und die Versäumnisgebühren sind allenfalls symbolisch zu deuten – jede Muckibude, jeder Bastellverein erkundigt sich danach und der Typ vom Mobilfunkladen wird mich auch nach der Nummer fragen. Ich habe noch keine Mobiltelefonnummer, sollte mir aber eine besorgen, weil man hier alles mit dem Handy macht. Sogar am Snackautomaten per SMS bezahlen (die, wo man ne Nummer eintippt und dann dreht sich im Magen des Automaten eine Spirale, bis das Objekt seiner Gier in den Kasten zum Herausgreifen landet).
Bevor ich die Bibliothek fand, war ich in einem wohl sortierten Plattenladen – also eigentlich gab es da nur CDs. In einem irgendwie kulinarisch angehauchten Einkaufsparadies gibt es im Untergeschoss zwischen den Fressbuden das sog. space records. Ich werde mich demnächst da mal etwas genauer umschauen, weil es so schön trödelig aussah und eine ganze Reihe Weltmusik mit Balkan-, Gypsy- und Klezmerverzierungen gab. Und ein kleines, aber wohlsortiertes Jazzregal.
Ich war Sonntag im Wald spazieren – eigentlich wollte ich nur eine Runde ums Dorf drehen, aber das Dorf ist einfach zu klein. Ich bin einfach querfeldein gelaufen (die Leute hier sind übrigens der Meinung, dass das kein Wald sei – nur ein paar Bäume; es ist aber ein Wald, ein übelster Forst). Man hörte mein Schneeknirschen – sonst nix. Kein Wind, kein Elch (hier soll es wirklich welche geben) und keine Autobahn in weiter Ferne. Nur kurz ein Flugzeug. Wie im Harz, nur kälter. Durch knietiefen Schnee habe ich mich gekämpft und neben Millionen von Bäumen auch einen Specht und das lebendig gewordene Exemplar eines Wolfs im Schafspelz entdeckt wie man hier sieht:
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