Smile - you´re on CCTV
Überwachung als Staatsdogma einer Demokratie - eine kritische Würdigung
Der Film “Truman Show” ist witzig, humorvoll und irgendwie nachdenklich. Der Protagonist lebt in einem Fernsehstudio und wird als “Reality TV” gefilmt. So ähnlich geht es uns: Wir werden rund um die Uhr und überall überwacht. Solche Videoüberwachungsanlagen werden in Großbritannien als CCTV bezeichnet. Auf diese Anlage hinweisende Warnschilder findet man in jedem Einkaufszentrum, auf jedem größerem Platz und in allen öffentlichen Verkehrsmitteln.
Grundsätzlich sollen diese Kameras bei der Aufklärung von Verbrechen helfen, sowie eine Früherkennung von Staus, Unfällen und Feuern ermöglichen. Doch wie effektiv ist diese Technik? In der Regel werden die Bilder in Sekretariaten oder Hausmeisterlogen gezeigt; für die Mitarbeiter in diesen Büros ist das Betrachten und Analysieren der Aufnahmen nur eine Nebenbeschäftigung. Auch wenn Sicherheitspersonal ausschließlich Kamerabilder ansieht kann nicht ausgeschlossen werden, dass nach einer gewissen Zeit ein „Gewöhnungseffekt“ eintritt und man beispielsweise mögliche Straftaten nicht mehr als solche erkennt. Darüber hinaus hat eine Untersuchung der Technischen Universität Berlin ergeben, dass viele Anlagen veraltet und auf einem schlechten technischen Stand sind.
Im Jahr 2005 wurden in der britischen Hauptstadt schwere Anschläge verübt – trotz massiver Kameraüberwachung konnten diese nicht verhindert werden. In der Londoner Innenstadt überwachen rund 12000 Anlagen Straßen und Plätze, unzählige weitere Kameras sind in der Tube, auf den Bahnsteigen und in den Tickethallen installiert. Allein die Bahnen der „Central Line“ verfügen über rund 500 Linsen. In der „Oxford Street“, Londons bekannteste Einkaufsmeile, sind 500 von ihnen installiert.
Um die Londoner Innenstadt wurde ein Ring gelegt, offiziell sollen die Aufnahmen aller ein- und ausfahrenden Fahrzeuge (gespeichert wird u.a. das Kennzeichen, die Fahrtzeugmarke und der Fahrtzeugtyp sowie ein Bild des Fahrers) dazu dienen, zu überprüfen, ob der Fahrer die notwendige Innenstatdtmaut entrichtete. Auf der anderen Seite können damit aber auch alle Fahrbewegungen nachvollzogen und folglicherweise auch Bewegungsprofile erstellt werden. „Big Brother“ is watching you.
Es wäre töricht Kameraüberwachung prinzipiell abzulehnen. Sicherheit ist notwendig, keiner soll in der Tube fahren und befürchten müssen, einer Straftat zum Opfer zu fallen. Auch zur Aufklärung von Verbrechen können die Bilder wichtige Informationen über die Tatzeit, den Tathergang und die Täter liefern. Und die Bilder alleine stellen sicherlich noch kein Problem dar. Zusammen mit der Sammelwut amerikanischer Geheimdienste jedoch und den undurchschaubaren Praktiken großer Internetdienste bleibt allerdings beim Bürger ein „Geschmäckle“ - eine negative Konnotation, die zum Nachdenken, ja gar zum Protest verführt. Ist eine Überwachung in diesem Ausmaß wirklich notwendig? Jeder Bürger ist gefragt sich zu entscheiden, wie viel (vermeintliche) Sicherheit er für notwendig hält.
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