Sechs Gründe das ECS in Gdańsk/Danzig zu besuchen
Anfang Oktober fand der 25. Jahreskongress der Deutsch-Polnischen Gesellschaften statt. Ich war vor Ort und habe mir das Europäische Solidarność-Zentrum angeschaut. Sechs Gründe, warum auch du es machen solltest.
Die Tagung gehörte zu einer dieser Veranstaltungen für Akteure, Multiplikatoren und Freunde der deutsch-polnischen Beziehungen. Während des Kongresses wurde zum 12. Mal der DIALOG-Preis verliehen, dieses Jahr an Dr. Marek Prawda, den Leiter der Vertretung der EU-Kommission in Polen und ehemaligen Botschafter der Republik Polen in Deutschland.
Das Ganze fand in den Räumen des Europäischen Solidarność-Zentrum in Danzig statt, eines riesigen Neubaus aus rostrotem Stahl, der in seiner Form an einen großen Tanker erinnert. Der Kongress stellte für mich eine tolle Gelegenheit dar, das neu gebaute Zentrum zu besuchen und mir seine Dauerausstellung anzuschauen. Das Gebäude steht für alle Besucher offen. Hier sechs Gründe, die für einen Besuch sprechen.
Grund 1: In den modernen Gebäudekomplex wurden geschichtsträchtige Orte, wie der Plac Solidarności mit dem Denkmal für die gefallenen Werftarbeiter und dem berühmten Werfttor, sowie das ehemalige Arbeitsschutzgebäude der Werft, das den Gewerkschaftsaktivisten während der legalen Phase ihrer Arbeit als Konferenzsaal diente, einbezogen.
Grund 2: Hier in der Gdańsker Leninwerft geschahen die Streiks der Gewerkschaft Solidarność, die das kommunistische System in Polen ins Wanken brachten und die den Anfang vom Ende des Ostblocks bedeuteten.
Grund 3: Die Stadt Gdańsk zählt darüber hinaus heutzutage zu einer der wenigen Großstädte Polens, die dem politischen Druck der neuen PiS Regierung standhält.
Grund 4: Der polnische Staat hat unter der ehemaligen Regierung umgerechnet etwa 60 Millionen Euro in das Museum investiert. Es liegt auf dem Gelände der ehemaligen Lenin-Werft, dem Zentrum der Protestbewegung, die vor inzwischen knapp 30 Jahren das Ende des kommunistischen Regimes besiegelte. Diese ist immer noch in den Bereichen Schiff- und Stahlbau aktiv. Einst standen hier bis zu 20.000 Menschen in Lohn und Brot, heutzutage sind es nur noch knapp 3.000. Das ECS hat der Werft neues Leben eingehaucht, da es als internationales Kultur- und Begegnungszentrum auch ein Ort des Dialogs über die aktuellen Geschehnisse fungiert.
Grund 5: Kernstück des ECS ist die Dauerausstellung, die eine Fläche von rund 3.000 Quadratmetern auf zwei Stockwerken des Neubaus einnimmt. Die Geschichte der Solidarność -Bewegung und die Veränderungen, zu denen sie in Europa beigetragen hat, werden in sechs Stationen mit etwa 1.800 Ausstellungsstücken dargestellt. Die Ausstellung verbindet multimediale Elemente mit historischen Exponaten, die auf überraschende Weise neu inszeniert wurden. So bilden die gelben Schutzhelme der Werftarbeiter eine Projektionsfläche für filmische Originaldokumente, ein massiver Kantinentisch wurde zum Multimediabildschirm.
Grund 6: Neben der Dauerausstellung beherbergt das ECS ein Archiv, eine Bibliothek, eine Mediathek, ein Forschungs- und Bildungszentrum, Konferenz- sowie Gruppenarbeitsräume in welchen Debatten über den Zustand der offenen Gesellschaft, die Identität demokratischer Gemeinschaften und die Frage der sozialen Gerechtigkeit angeregt werden. In den Pausen vor und nach den Diskussionen oder Führungen kann man hier auch in einem Wintergarten entspannen, oder in einer Buchhandlung stöbern.
Mein Fazit: Gdańsk und insbesondere das ECS - eine klare Empfehlung!