Schnee in Lublin & Zamosc IV
Die letzten Tage in Lublin verlaufen zum Teil anders als geplant. Trotzdem steht fest, dass der Ausflug die beste Reise bisher war und Johannson zurück kommen will - wenn nur die Zeit dazu da wäre.
Montag & Dienstag
Montag, am letzten Tag, bin ich nach Zamosc gefahren. Das wurde im 16. Jh. quasi künstlich als Musterstadt der Renaissance in die Landschaft gesetzt und hat sich besser bewährt als ähnliche, sozialistische Experimente. Es war kleiner als es auf den bekannten Bildern des Rathauses mit geschwungenen Treppen aussieht, aber natürlich trotzdem pittoresk, insbesondere unter den Arkadengängen des Marktplatzes. Nur...kalt. Bitterbitterkalt.
Nie wieder Jugendherberge
Zurück in Lublin bin ich mit Eva zum Abschied nochmal essen gegangen, bevor wir uns fürs erste verabschiedeten. Dann musste ich auch schon in die Jugendherberge, denn: um 22 Uhr wird abgeschlossen...wo gibt’s noch so was. Auch bitten half nichts: „Nie! Nie!“. So ist der letzte Abend etwas ins Wasser gefallen. Denn was ist er ohne sentimentales Laufen durch die Altstadt, Herabschauen auf die Lichter unten in der Nacht und das letzte Heimlaufen durch die beleuchteten Straßen, die man jetzt kennt. Und wie geschmacklos, ausgeschlafen zurück zu fahren.
Dienstagmorgen bin ich noch zur Katholischen Universität in Lublin (KUL) gegangen. Im Innenhof steht ein Denkmal, hier hat Johannes Paul II 24 Jahre lang gelehrt, in Raum 216. Eva hatte von so vielen interessanten Kursen dort erzählt und überhaupt setze ich mich gerne mal in einen Kurs, um einfach nur zuzuhören und was Neues zu erfahren. Dort habe ich eine ganz tolle Vorlesung zur neueren jüdischen Geschichten in Polen erwischt, wo ich sehr viel Genaueres über all die Sachen gelernt habe, die ich in den Tagen zuvor gerade besucht hatte.
Auf dem Rückweg habe ich in Warschau Pause gemacht und die große Monika auf einen Kaffee nach der Arbeit eingeladen. Auf dem Hauptbahnhof wartete hinter mir eine Gruppe ukrainischer Jugendlicher, die Sprache erinnerte mich an meine Küche in Magdeburg.
In Lodz: Reise wie sie sein sollte: man kommt zurück und das Wohnheim wirkt wie ein Ort, den man lange nicht mehr gesehen hat. Lublin hat sich als gelungenste Reise bisher erwiesen, und wenn ich nur die Zeit finde, komme ich zurück, denn es gibt noch soviel in und um die Stadt zu sehen. Aber wie ich und Eva und jeder Ex-Freiwillige weiß: Erasmus ist so gut wie vorbei.