Schlechte Tage und gute Freunde
Es gibt Tage, da bleibt man am besten im Bett. Doch wie schon die alten Römer sagten: Per aspera ad astra. Und so wird auch bei Nora doch am Ende alles gut.
Okay, nach wie vor gibt es auch hier besch...eidene Tage. Warum sollte es auch anders sein, es gehört dazu. Und heute war so einer. Es fing damit an, dass heute mein freier Tag sein sollte, und - wie Ihr Euch sicher schon denken könnt - letztlich nicht war. Elternabend in der Schule. Und sie brauchten jemanden, der in der Zeit über Mittag auf die Kinder aufpasst. Okay, kein Problem, ich arbeite ja eigentlich gern und mag die Kinder. Richtig: eigentlich. Denn das große Aber ist, dass die Kinder die Schule nicht gern mögen, sprich: sie keine Lust hatten, zum Ende der großen Pause unter meiner Aufsicht wieder hinzugehen. Seine Jacke „nicht zu finden“, seinen MP3-Player mitnehmen zu wollen, sich die Taschen voll Bonbons zu stopfen ist die eine Seite. Aber sich gegenseitig auf die Straße zu schubsen, sich in alle vier Himmelsrichtungen zu verteilen, und wenn der Direktor vorbeikommt, sich unter parkende Autos zu legen, ist die andere.
Nach der ganzen Aufregung, bin ich dann etwas später als gewollt von der Arbeit weggekommen. Da ich mich eigentlich mit Marc in der Stadt treffen wollte und wir beide nicht viel Zeit hatten, weil er abends arbeitet und ich noch Zeichnen hatte, hab ich ihm vorgeschlagen, mal einfach schnell bei ihm vorbeizukommen. Leichter gesagt als getan, denn ich war noch nie dort gewesen und hatte nur die Adresse und eine vage Beschreibung. Um die ganze Misere zusammenzufassen: Mir ist bei dreimal Umsteigen wirklich dreimal der Bus vor der Nase davon gefahren. Und am Ende im Viertel angekommen hab ich - ungelogen - eine Dreiviertelstunde nach dem Haus gesucht. Hatte ich erwähnt, dass es auch bei uns zurzeit schweinekalt ist?
Endlich angekommen hatte sich das Zeitfenster bis auf eine halbe Stunde geschlossen. Und dann musste ich auch schon wieder los, um noch rechtzeitig zum Zeichnen zu kommen. Natürlich musste ich auch dem Bus erfolglos hinterher rennen. An der Haltestelle angekommen kam dann aber auch zum Glück gleich schon der nächste... zum Glück? Zu spät hab ich bemerkt, dass ich in meinem Frust nicht mal mehr auf die Nummer geachtet hatte und nun in die völlig falsche Richtung fuhr. Heul! Als ich dann irgendwann wieder an meinen Ausgangspunkt zurückgelangt war, war es schon so spät, dass ich beschloss, einfach nach Hause zu fahren. Ich war vollkommen frustriert und abgehetzt. Und zu allem Überfluss bemerkte ich auch noch mit Entsetzen, dass sie damit begonnen hatten, in unserer Straße die Allee von riesigen Platanen abzuholzen.
Danach brauchte ich erst mal eine heiße Dusche und ein gutes Essen. Als ich mich damit versorgt hatte, kam ich auf die Idee, mir frisches Apfelmus zu kochen. Und so bin ich schließlich doch noch mit diesem Tag versöhnt.
Jetzt sitze ich hier, atme tief durch und lasse die letzten Wochen Revue passieren. Gute und schlechte Dinge wechseln sich darin ab: Eine gute Freundin von mir hat mir gestanden, dass sie an Bulimie leidet. Zu diesem Zeitpunkt war es aber schon so schlimm, dass sie im Krankenhaus lag und am Tropf ernährt wurde. Ich hab sie dann dort besucht, und es hat mich schon umgeworfen. Jetzt wurde sie in eine andere Klinik verlegt und ich weiß nur, dass sie seit zwei Wochen komplett die Nahrung verweigert. Diesen Schock (man kann es so sagen) habe ich immer noch nicht richtig verwunden, ich kann auch hier nichts dazu schreiben. Es arbeitet ständig in mir.
Dann kommen aber so Momente, die das Leben wieder richtig schön machen, wie an meinem Geburtstag. An diesem Morgen lag ich in meinem Bett und dachte mir so, dass dieser Tag sich wohl nicht so von den anderen unterscheiden würde. Als ich dann aber angefangen hatte, meine Päckchen, die schon über die ganze Woche eingetrudelt waren, an mich heranzuziehen, um sie eins nach dem anderen auszupacken, klopfte es an der Tür. Also bin ich total verpennt hingegangen um aufzumachen und vor mir stand ein Mann im Anzug, der mir einen wunderschönen Blumenstrauß entgegenstreckte. Ich war plötzlich ganz aufgeregt und wollte wissen, von wem ich den wohl bekommen hatte. Und dann hab ich mich vor Freude fast in die Ecke gekugelt, denn mir hatte doch tatsächlich meine gesamte Schwimmmannschaft aus Dresden diese Grüße geschickt (*knutsch*). Danach konnte dieser Tag nur noch gut werden.
Und so bin ich mit einem Dauergrinsen im Gesicht zur Arbeit gegangen und die kleinen Knirpse haben mich mit gemalten und gebastelten Kunstwerken überhäuft und dann haben wir alle zufrieden meinen Schoko-Smarties-Kuchen gemampft. Gefeiert wurde am Wochenende, zusammen mit Swantje, meiner Guten, die zufällig drei Tage nach mir auch Geburtstag hat. Dazu sind wir zusammen mit Mirka, Sandra, ihrem Bruder und Marc im „Salamandre“ in Strasbourg gewesen. Angeblich DIE Studentenbude schlechthin - na ja, wir fanden’s eigentlich nur mittelmäßig. Aber davon haben wir uns keineswegs die Laune verderben lassen und hatten einen so lustigen Abend, wie man ihm mit guten Freunden nur haben kann.
Wenn ich an all das wieder denke, dann bin ich mir sicher, dass es garantiert nicht die Tage wie heute sind, die mir nach dem Jahr noch in Erinnerung bleiben werden. Und auf das „Du hast es ja bald geschafft“ meiner Oma will ich nichts geben. Ich will auch nicht daran denken, dass August mit großen Schritten näher kommt.
Demnächst melde ich mich wieder mit Berichten vom Besuch meiner Schwester nächste Woche, mit der Auflösung der Frage, was ich in der freien Woche danach mache, und wie mein Seminar in der Bretagne Anfang März verlaufen ist.
Bis dahin, liebe Grüße, besonders an alle meine Freunde, ob zu Hause oder hier.