Saunieren in Finnland
Die Sauna ist in Finnland fester Bestandteil in der Kultur. Man findet sie überall und es liegt einiges an Geschichte dahinter. Während meines Erasmus Jahres durfte ich das Finnische Saunieren von vielen Seiten kennen lernen.
Es stimmt wirklich, die Sauna ist in Finnland in fast jedem Haus vorhanden. Sogar in unserem Studienwohnheim gab es eine Männer- und eine Frauen Sauna. Ich habe wirklich niemanden kennengelernt, der nicht zumindest eine Gemeinschaftssauna im Mietshaus hat. Die meisten haben jedoch die Sauna mit im Badezimmer oder aber im Garten. Auf 5,4Millionen Finnen schätzt man ca. 2 Millionen Saunen.
Erfunden haben die Finnen die Sauna nicht, sie ist ein traditioneller Bestandteil unterschiedlichster Volkskulturen aber in Finnland wurde sie zum Bestandteil des alltäglichen Lebens. Einmal als ich die Familie eines Freundes besuchte, war der erste Vorschlag der Mutter wir sollten doch erst mal in die Sauna bevor wir zu Mittag essen.
Lange Zeit, bevor es fließend Wasser gab, ersetzte in Finnland die Sauna die Dusche. Saunieren reinigt den Körper und die Hitze tötet alle Bakterien und auch Läuse ab. Darum fanden auch in Saunen die meisten Geburten statt (natürlich nur leicht beheizt), denn Sie war der sauberste Ort im Haus. Im zweiten Weltkrieg litten die russischen Soldaten im Winter unter Fleckfieber, schlechter Hygiene, Läusen, Milben, Zecken und Flöhen. Doch die finnischen Soldaten betrieben auch im Krieg die Saunakultur weiter und entkamen diesen Plagen. Noch heute nehmen finnische Truppen in UN-Diensten mobile Saunen mit.
Neben der Hygiene ist die Sauna auch gleichzeitig ein Raum der Ruhe, der Erholung für Körper und Geist. Sogar Geschäftstreffen und politische Meetings wurden in der Sauna abgehalten. So hat zum Beispiel der frühere finnische President Urho Kekkonen mit Politikern in der Sauna diskutiert.
Heute unterscheidet man grob zwischen drei Arten von Sauna:
der kleinen Familiensauna, die traditionell als Holzhütte im Garten gebaut und holzbeheizt ist;
die moderne vor allem in Städten weit verbreitete elektrische Sauna, die meist Bestandteilteil vom Bad ist oder sich im Gemeinschaftsbereich eines ganzen Mietshauses oder Studienwohnheim befindet. Hier gibt es dann meist einen „Saunaplan“, der regelt wann welche Familie „Sauna-Tag“ hat oder aber im Studienwohnheim wann welches Geschlecht;
dann gibt es in Finnland noch die Rauchsauna. In der Mitte lagert ein Haufen Saunasteine, die einen ganzen Tag lang mit einem offenen Holzfeier aufgeheizt werden. Die ganze Sauna wird so mit einer schwarzen Rußschicht überzogen. Erst kurz bevor man in die Sauna eintritt werden Abzüge geöffnet durch die der Rauch entweichen kann. Der beißende Geruch bleibt jedoch und die Augen tränen beim Saunieren.
Nach dem Saunagang kühlt man sich unter der Dusche ab oder aber, wenn vorhanden im See und zwar auch im Winter, wenn dieser zugefroren ist. Dann wird einfach ein Loch in das Eis geschlagen. Oder aber man rollt sich ganz einfach im Schnee.
Trotzdem sind die Finnen nicht so freizügig wie man vielleicht annehmen würde bei all dem Saunieren. Meist geht man nur innerhalb der Familie nackt in die Sauna und auch dann geschlechtergetrennt. Aber auf vielen Hausfeiern junger Finnen ist der Saunagang ein Muss und dann sitzen die sonst doch eher schüchternen Finnen leicht betrunken und nackt nebeneinander in der Sauna und reden so viel wie am ganzen Abend nicht. Wichtigstes Sauna Accessoire ist dann das Bier, denn so ein Bieraufguss riecht genial (irgendwie nach frischem Brot) und außerdem wird man bei der Hitze ja viel schneller betrunken und da der Alkohol in Finnland eh so teuer ist, ist das ein super Nebeneffekt.
Ein zweites, vor allem um die Mittsommerwende herum wichtiges Sauna Accessoire ist ein Bündel dünner, junger Birkenzweige, mit dem man sind dann in der Sauna gegenseitig leicht auf Rücken, Beine und Arme schlägt. Das riecht erstaunlich gut und fördert die Durchblutung. Den Rest des Jahres gibt es in Supermärkten junge Birkenzweige eingefroren zu kaufen, denn die Alten taugen nicht und manche Finnen wollen wohl nie auf ihren „vihta“ verzichten.