Sarkoléon I.
"Er träumte davon, Journalist zu werden, nun ist er französischer Staatspräsident." Wie kein anderer prägt und verändert Nicolas Sarkozy die Medienlandschaft Frankreichs.
Er träumte davon, Journalist zu werden, nun ist er französischer Staatspräsident - das Interesse für die Medien ist geblieben. Nicolas Sarkozy, seit Mai 2007 im Amt, hat wie kein anderer vor ihm die französische Medienlandschaft verändert.
Seit dem 5. Januar 2009 darf auf allen öffentlichen Fernsehkanälen (France 2, France 3, France 4, France 5) von 20 Uhr bis 6 Uhr keine Werbung ausgestrahlt werden. Die Folgen dieses Gesetzes, welches per Dekret über den Senat hinweg von der UMP entschieden wurde, geben jedoch wenig Anlass zur Freude. Weniger Werbung heißt weniger Geld, also auch weniger Sendungen. Zwar hat man im Haushaltsbudget für 2009 450 Millionen Euro Entschädigung für "France Télévisions" mit einberechnet, der Verlust ist dennoch spürbar.
Ab 2011 soll Werbung generell von den staatlichen Fernsehsendern verschwinden, im Gegenzug ist es den privaten Sendern erlaubt, ihre Werbezeit von sechs auf neun Minuten pro Stunde zu verlängern. Als "Geschenk an die privaten Sendern" kann man das neue Gesetz durchaus verstehen, denn die Werbesponsoren werden sich nun mehr und mehr auf die privaten Kanäle wie TF 1 oder M6 konzentrieren, die öffentlichen Sender dagegen an Macht verlieren. Sendungen werden nicht mehr ausgestrahlt, Stellen gestrichen und die Abhängigkeit der öffentlichen Kanäle vom Staat gleicht der eines Neugeborenen von seiner Mutter. Denn nun wird auch mehr und mehr über redaktionelle Inhalte bestimmt werden...
Ohnehin ist Nicolas Sarkozy in den Medien fast omnipräsent: angefangen mit seinem berühmten Kärcher-Ausspruch während der Aufstände in den französischen Vorstädten, weiß er, wie man auf französische Titelseiten kommt. Kaum ein Franzose, der nicht weiß, dass Nicolas Sarkozy mit Carla Bruni verheiratet ist, wann "Speedy-Sarko" Ferien macht und dass er ungern die europäische Ratspräsidentschaft an Tschechien abgegeben hat. "Wenn er da ist, redet man über ihn und wenn er nicht da, redet man umso mehr über ihn" stöhnt eine Französin über Sarkozys Präsenz in den Medien.
Die Verbindungen des Präsidenten zu Presse und Fernsehsendern sind ebenfalls kein Geheimnis mehr: Martin Bouygues von "TF1" ist der Patenonkel eines seiner Kinder, Arnaud Lagardère von "Le Monde", "Paris-Match" und "Europe" gilt als guter Freund, ebenso wie Bernard Arnault, der Besitzer von "La Tribune".
Nicolas Sarkozy eifert jedoch nicht etwa der Medienpolitik Silvio Berlusconis oder Wladimir Putins nach. Der französische Präsident hat ganz andere Gründe: "Meine Rolle besteht darin, die französische Gesellschaft zu modernisieren. Wie kann ich dies machen, wenn diejenigen, die damit beauftragt sind, dies zu vermitteln, sich nicht modernisieren?".
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