Russlandreise
Helli hat auf einer Russlandreise St. Petersburg unsicher gemacht. Über eine Couchsurfing-Agentur hat er sich ein Zimmer gesucht und dann konnte es losgehen.
Am 24.01 ging es erst nach Daugavpils. Dort habe ich mein Visum für Russland abgeholt. Dann ging es nach Riga, wo ich nach ein paar Stunden Aufenthalt - Proviant für die Fahrt kaufen, Internetcafe, ... - in den Bus nach Sankt Petersburg gestiegen bin. Wenn alles gut läuft sollte ich zwölf Stunden später in Petersburg stehen.
Jetzt erstmal ein paar Zeilen in denen ich berichten werde, warum und wie ich nach Russland fahre.
Weil Russland im Moment nicht so weit weg ist, wollte ich unbedingt die Gelegenheit nutzen mal für ein paar Tage dort hinzufahren, da ich sonst vielleicht nie fahren würde. Da das gemeinsame Reisen mit anderen Freiwilligen sich aus organisatorischen Gründen erledigt hatte, habe ich beschlossen allein zu fahren. Ich spreche zwar kein Russisch, aber wenigstens kann ich die Druckbuchstaben lesen. Durch herumfragen bin ich auf couchsurfing.com gestoßen. Eine Webseite, auf welcher man Gastgeber, Bekanntschaften, Reiseführer,... suchen kann. Von zehn angeschriebenen Leuten haben zwei positiv geantwortet. Habe dann meiner Gastgeberin Abfahrts- und Ankunftszeiten mitgeteilt und das war’s. Ich bin also ins Blaue nach Sankt-Petersburg gefahren und wohnte bei einer Russin, obwohl wir uns vorher noch nie gesehen oder sonst wie gekannt haben. Nach Moskau wollte ich nicht fahren, da es wohl dort sehr teuer ist.
Nach vier Stunden wurde die russische Grenze erreicht. Vorher musste noch ein Zettel ausgefüllt werden, wobei ich aufgrund mangelnder Russischkenntnisse Hilfe beanspruchen musste. An der lettischen Grenzstation wurden dann die Reisepässe kontrolliert und es ging weiter zur russischen Grenzkontrolle. Ich war relativ aufgeregt, da ich ja vorher schon die Schauermärchen - "Die sind ganz genau"... "Es kann sein, dass du nicht über die Grenze darfst".... - gehört habe. Es lief aber alles relativ schnell und ohne Komplikationen ab. Alle Gepäckstücke wurden abgeladen und wir mussten durchs Grenzhäuschen. Es wurde aber das Gepäck weder durchleuchtet, noch durchsucht. Es gab lediglich einen Stempel auf das Visum und das war’s. Die letzten Stunden habe ich dann im Bus noch geschlafen. Kurz vor Sankt Petersburg bin ich dann quasi pünktlich aufgewacht. Am Busbahnhof wurde ich von einer Freundin meiner Gastgeberin abgeholt, da diese noch auf Arbeit war. Nach ein paar Metern ging’s dann schon in die Metro. Wobei hier U-Bahn wirklich zutrifft, da es erst mal 70-80 Meter in die Tiefe geht. Zum Glück gibt’s Rolltreppen. Auf der rechten Seite der Rolltreppe darf man stehen und auf der Linken darf nur gegangen werden. War schon ein komisches Gefühl für mehrere Minuten auf der Rolltreppe zu stehen. Die Metros selbst haben keinen Fahrplan. Das macht aber nichts, da so circa alle zwei Minuten eine kommt. Meine Begleitung hat mich dann in die Wohnung meiner Gastgeberin gebracht und sich dann verabschiedet : „Ich muss jetzt weg, habe noch was zu tun." Ich war schon verwirrt und überrascht zugleich. Da merkt man erst mal wie gastfreundlich die Russen so sind. Ich war also ganz alleine in einer wildfremden Wohnung in einer mir noch fremderen Stadt. Die Wohnung war modern eingerichtet in einem sehr neuem Neubaublockviertel in SPB. Als dann meine Gastgeberin, Natascha, kam haben wir erst einmal viel geredet und einen groben Zeitplan aufgestellt. Am Sonnabend bin ich mit Natascha erst mal Geld wechseln gefahren. Durch den Kurs 1 Euro sind 35 Rubel habe ich das erste mal gleich mehrere Tausender in der Hand gehabt. Man fühlt sich richtig reich. =) Dann hat sie mir geholfen ein Ticket für ein Eishockeyspiel der russischen Premierleague - die wohl zweibeste Liga der Welt - zu kaufen. Da Natascha dann zur Arbeit musste, habe ich mir dann die Innenstadt angeschaut. Meine russischen "Lesekünste" erwiesen sich dann in der Metro als sehr hilfreich. Die Innenstadt war sehr beeindruckend, überall schicke Gebäude, wo man irgendwas besonderes dahinter vermutet, es aber nur normale Häuser sind. Hauptattraktionen waren die Bluterlöserkirche, der Winterpalast, ..... Das Wetter hat leider nicht so richtig mitgespielt. Schneeregen und grauer Himmel bestimmten den Tag. Am Abend ging es dann zu einer Freundin von Natascha im Osten der Stadt. Währenddessen hat es richtig angefangen zu Schneien. Später trafen noch andere Bekannte ein. Es wurde eine Art von "Pfannkuchen aus Leber mit Soße dazwischen - Turm" gegessen. War etwas fremd, schmeckt aber trotzdem. Am Abend habe ich gemerkt, dass ich wirklich mal Russisch lernen müsste, da nur zwei von sieben gut und zwei weitere ein bisschen Englisch konnten. Kurz nach Mitternacht sind wir auf die Idee gekommen einen Schneemann draußen zu bauen. Obwohl es im ersten Moment etwas seltsam klingt, dass mehrere Erwachsene in der Nacht einen Schneemann bauen wollen, war es sehr lustig und hat viel Spaß gemacht. Da inzwischen keine Metros mehr fuhren haben Natascha und ich dann bei ihrer Freundin Maria übernachtet.
Sonntag bin ich dann wieder in die Innenstadt gefahren, um mir die Eremitage auch mal von innen anzuschauen. Würde man jedes Kunstwerk nur eine Minute betrachten wollen, so würde man Jahre dort verbringen. Aber bevor es zu den Bildern ging musste ich erst einmal warten, bis in der Garderobe ein Platz für meine Jacke frei wurde. Nicht nur die Bilder waren beeindruckend sondern auch die Ausstellungsräume mit ihren kunstvoll gestalteten Decken und Wänden an sich. Irgendwann wusste ich nicht mehr so recht wo ich war und bin dann einfach ziellos von einem Raum zum Nächsten gelaufen. Unter anderem habe ich Werke von Friedrich, Rubens, Da Vinci, Matisse und Picasso gesehen. Nach etwa vier Stunden war ich reizüberflutet und war für weitere Kunstwerke kaum aufnahmefähig - und ich hab schon das Altertum ausgelassen. Draußen habe ich dann erst mal frische Luft getankt. Ich bin dann weiter zum Artilleriemuseum gegangen und habe mir auf dem Vorhof verschieden Panzer und andere Militärfahrzeuge angeschaut. Dann wurde es langsam dunkel und ich bin wieder zur Wohnung gefahren. Am Abend haben wir dann Pelmini gemacht - russische Teigtasche meist gefüllt mit Hackepeter. Montag stand dann die Bluterlöserkirche auf dem Programm. Ich mag die Kirche sehr, da die bunten Zwiebeltürme mich irgendwie an Süßigkeiten erinnern. =) Im Inneren waren die Wände goldglänzend und voller Kunstwerke. Man wusste gar nicht, wohin man die Augen zuerst richten soll. Ich bin zwar eigentlich kein Kirchenfan, aber das war die schönste Kirche, die ich je in meinem Leben bisher gesehen habe. Danach habe ich mich mit Natascha an einer Metrostation getroffen und wir sind zur Peter und Paulfestung gegangen. Von den Mauern hatte ich einen schönen Ausblick auf das andere Ufer der Newa mit Winterpalast und Bluterlöserkirche. Auf der Festung selbst gab es mehrere verschiedene Museen über die Geschichte der Stadt usw. zu besichtigen. 19:00 Uhr war ich dann in der über 12000 Zuschauer fassenden Eissportarena Sankt Petersburg. Die Halle war zwar mit etwa 4000 Zuschauern relativ leer. Montags müssen halt viele arbeiten, aber trotzdem wurde gutes Eishockey geliefert. Dienstag war ich zuerst auf dem Kreuzer Aurora, der für Besucher kostenlos zu besichtigen ist. Generell wurde ich öfters mal von Leuten angesprochen, ob ich mit deren Digitalkamera ein Foto mit ihnen und der vorhandenen Sehenswürdigkeit machen kann, was ich auch gemacht hab. So habe ich dann auch mal meine Kamera an fremde Leute gegeben und im Gegensatz zu Riga wurde mir hier überhaupt nichts geklaut. Nach dem Kreuzer habe ich mir das letzte Museum auf der Peter und Paulfestung angeschaut, da gestern keine Zeit mehr blieb. Dabei habe ich auch einen Mann gesehen, der in einem Loch des Eises der Newa ein Bad genommen hat. Wäre mir persönlich viel zu kalt gewesen. Am Nachmittag bin ich dann noch mit Natascha Eislaufen gewesen.
Mittwoch hat mir Natascha noch ein paar Plätze in Sankt Petersburg, die nicht unbedingt bei jedem Touristen auf dem Plan stehen. Da sie am Nachmittag arbeiten musste hat sie mir dann den Schlüssel überlassen. Den hab ich dann, als ich mich auf den Weg zum Busbahnhof gemacht habe, bei Nachbarn abgegeben. So ging es dann Mittwochabend leider schon wieder zurück. Im Gepäck eine Menge Souvenirs: Baltika (Bier mit 16%Alkohol), Vodka, russisch Konfekt, Matruschkas, 2 Poster, und einer Menge Magneten (hatte irgendwie die Tage einen Magnetentick). Die Rückfahrt verlief genauso unspektakulär wie die Hinfahrt.
Für mich stand nach der aufregenden und beeindruckenden Reise fest, dass ich mal im Sommer - zu den weißen Nächten - wiederkommen werde. Petersburg ist echt eine Reise wert und die Menschen dort freundlich, wie ich es noch nie vorher erlebt habe. Ich hoffe, dass ich das nächste Mal bessere Wetter habe.
Fotos werde ich jetzt kaum zeigen, da ich in den sechs Tagen über 900 gemacht hab. Wer will kann sich zum Beispiel im Studi.VZ rund 100 Bilder anschauen.