Real Hungary
Von verfallenen Häusern, aktiven Jugendlichen und Autorennen auf öffentlichen Straßen
Von Freiatg bis Sonntag waren wir mit Fekete Sereg, d.h. mit Rita, Erik, und Feri in Kéked, einem kleinen Dorf in Ostungarn. Dort waren wir in einer Art Hostel und haben zwei Jugendgruppen getroffen. Die Themen der verschiedenen Workshops waren beispielsweise wie ein gutes Jugendzentrum aussieht, wie man Events organisiert und was ein EVS ist.
Die Reise
Der ursprüngliche Plan war, dass ich direkt aus Budapest von meinem On-Arrival Seminar alleine nach Kéked fahren sollte, während die anderen mit dem Gemeindebus aus Nagyvázsony kommen. Allerdings war der Bus kaputt, sodass Aziza, Svetlana, Gabi und Rita mit dem Auto gefahren sind und Erik und Feri den Zug genommen haben. Also habe ich die beiden am Freitagmittag in Budapest am Bahnhof getroffen, sodass wir von dort an gemeinsam gereist sind.
Und ich muss sagen, darüber war ich dann doch froh, da das Englisch mit zunehmender östlichen Richtung nicht besser wird.
Ostungarn
Das 180-Seelen-Dorf Kéked liegt unmittelbar an der slowakischen Grenze im nord-östlichen Ungarn. Bevor wir gefahren sind, hat Rita oft gesagt, dass dies die ärmste Region Ungarns sei. Da es keine Arbeit gäbe, würden viele Menschen wegziehen, um Arbeit in der Stadt zu suchen, weshalb die Dörfer aussterben. Aufgrund dessen hatte ich mir das Schlimmste vorgestellt, was dann letztendlich aber natürlich nicht eingetreten ist.
Ja, die meisten Häuser sind nicht neu und bräuchten ein paar Reparaturen. Es gibt viele Ruinen und verlassene Gebäude sowie viele Schlaglöcher in den Straßen. Aber ehrlich gesagt, war der Unterschied nicht so extrem und es gab auch fließend Wasser und Strom.
An diesem Wochenende fand zudem ein Autorennen in einem benachbarten Dorf statt. Interessanterweise wurde als Strecke die öffentlichen Straßen genutzt, weshalb wir beim Spaziergang am Samstag sehr vorsichtig sein mussten. Ich glaube, in Deutschland wäre so etwas gar nicht möglich.
Die anderen ungarischen Jugendliche
Wie schon erwähnt haben wir in einem Haus übernachtet, das eine Mischung zwischen Hostel und Jugendbildungsstätte ist. Es gehört einem Jugendarbeiter, der mitleweile schon 60 Jahre alt ist, aber immer noch sehr aktiv ist. Zusammen mit Rita haben die beiden auch die Workshops angeleitet.
Insgesamt waren wir ungefähr 25 Jugendliche, ein Schülerrat aus der benachbarten Stadt und eine Bike Trial Gruppe. In verschiedenen Workshops haben wir darüber geredet, wie ein gutes Jugendzentrum aussehen soll, welche Veranstaltungen für Jugendliche interessant sind, wie man Events organisiert, wie ein Start-Up funktioniert und vieles mehr. Außerdem war ein Nachmittag dem EVS gewidmet, wo wir dann in’s Spiel kamen. Als aktuelle Freiwilligen haben wir über unsere Erfahrungen und unsere Motivation geredet, sowie das EVS System erklärt.
Die Workshops waren auf Ungarisch und nicht alle Jugendliche konnten Englisch sprechen, was es manchmal ein wenig langweilig gemacht hat, aber ich denke, es war gut, dass wir dabei waren, da manche Jugendlichen sehr begeistert von der Möglichkeit eines EVS‘ waren. Außerdem waren sie sehr interessiert an uns und abends wir haben zusammen Activity und Let’s Dance gespielt (natürlich haben wir auch zusammen Pálinka getrunken).
Wovon ich sehr erstaunt war, war die Tatkräftigkeit beider Gruppen. Der Schülerrat hat sich zum Beispiel erst vor zwei Jahren gegründet, aber hat schon einen festen Platz in der Stadt und organisiert viele Events. Die Trail-Bike Gruppe organisiert nationale Wettbewerbe – der nächste ist am 25.11 – und niemand von ihnen ist über 22 Jahre alt.
Nach dem Mittagessen am Sonntag hieß es dann auf Wiedersehen sagen ud wir machten uns auf den Weg nach Hause. Diesmal bin ich mit dem Auto mitgefahren, aber trotzdem haben wir fünf Stunden gebraucht.
Für mich war es eine interessante Erfahrung, Jugendliche meines Alters aus Ungarn zu treffen und zwar nicht in der Rolle des Lehrers, sondern als Teilnehmer. Es war eine wirklich schöne Atmosphere und ich komme gerne wieder, Kéked.