Problemlösung auf Slowakisch II
Dank erschwerter Wohn- und Arbeitsbedingungen und anderen abenteuerlich angehauchten Herausforderungen ist Laurin inzwischen perfekt für einen Berufseinstieg als Putzhilfe oder Stallmädchen qualifiziert. Oder auch geeignet, undercover als Feldforscherin slowakische Konfliktlösungsstrategien in teilnehmender Beobachtung zu ergründen.
Der Internetzugang ist echt schwierig hier. Neben regelmäßigen Beiträgen werdet Ihr in Zukunft auch auf die Bilder verzichten müssen. Eigentlich werden wir zwar einen Internetzugang im Jugendhaus bekommen und einen eigenen Arbeitscomputer und, und, und. Mittlerweile weiß ich jedoch, dass ein „ja“ in der Slowakei oft ein „vielleicht“ oder gar ein „nein“ ist. Momentan ist es mir auch wichtiger, dass wir warmes Wasser in unserer Wohnung bekommen.
Yo, unsere neue Wohnung: Freitag wurde Peggy und mir mitgeteilt, dass wir bis Montag, 13.00 Uhr aus dem Haus sein müssten, sie aber auch eine neue Wohnung für uns hätten. Das Wochenende war dann total stressig, denn es war gleichzeitig noch das letzte Wochenende für Virginija, die Freiwillige aus Litauen. Der Umzug/Abschied von Virginija am Montag war so noch stressiger.
Und die neue Wohnung liegt zwar im Zentrum und ist groß. Es fehlen aber sämtliche Möbel, inklusive einer Küche, wir haben kein warmes Wasser und die Wohnung ist total verdreckt. Aber total. Das heißt, mittlerweile geht es, weil wir unseren freien Tag mit putzen verbracht haben. „Hast du in deinem Freiwilligendienst etwas gelernt, was dir weitere Qualifikationen für den Beruf gebracht hat?“ Also, ja, sollte ich Putzfrau oder Stallbursche werden (denn leider arteten die Renovierungsarbeiten im Domèek immer mehr zu Putzaktionen aus…)
So, genug vom Negativen. Da unsere Arbeit im Jugendhaus irgendwie nur noch aus Streichen mit hochgiftiger Farbe und Putzen bestand, während die offiziellen Mitarbeiter im Büro Kaffe tranken, haben Peggy und ich dann gestern ein Gespräch initiiert. Wir sind mit Keksen und Orangensaft ins Büro gekommen und haben darauf bestanden, dass man sich Zeit für uns nimmt. Und das Gespräch war richtig, richtig gut! Insbesondere Zuzka hat uns verstanden. Sie haben sich auch entschuldigt, dass die Wohnung so bescheiden war, und wir dürfen uns nächsten Dienstag frei nehmen für Shopping in Bratislava und es wird von nun an regelmäßige Treffen geben und andere Arbeit.
Ich wette, man muss darum kämpfen, dass es wirklich Treffen gibt. Und natürlich machen wir die Vorschläge, was wir tun wollen. Leider muss man wahnsinnig viel Druck machen, beispielsweise dauernd SMS an unseren Mentor schreiben á la: heute Morgen kamen Eiswürfel aus unsere Dusche.
Die Möbel organisieren wir uns über Freunde – sechs Stühle haben wir schon! Fehlt nur noch ein Tisch. Aber der Wille ist nicht nur von unserer Seite da. Für mich ist es wahnsinnig wichtig zu erfahren, dass es auch anders ablaufen kann, wenn man Probleme hat. Nicht mit Geschrei und Beschimpfungen. Dass man etwas ändern kann!
Einfacher wäre es natürlich, wenn man nicht immer kämpfen und mit seiner Eigeninitiative alles angehen müsste und wenn Europäische Freiwillige nicht als billige Handlanger angesehen würden.