Palmen statt Tannen
Hoch hinaus ging's und ganz schön wackelig war's bei kruenkernchens Ausflug im Kakum-Nationalpark. Tolle Bilder beweisen es.
24. Dezember 2007
Das also ist Weihnachten in den Tropen. Wir sind in Cape Coast, einer der ersten Sklavenhochburgen der Europäer hier in Ghana. Die Weihnachtsfeier im Krankenhaus und den letzten Arbeitstag dort hinter dem Schreibtisch habe ich am Freitag dann auch hinter mich gebracht. Und gleich am Samstag ging's vor Sonnenaufgang los, auf Fahrt an die Küste.
Sabine und Hannah sind schon früher von ihren Projekten losgefahren, sodass wir gemeinsam unser Hotel suchen und am Sonntag ganz tourimäßig das Cape Coast Castel, die Sklavenburg mitsamt Museum, anschauen konnten. Eine sehr lehrreiche Lektion über das koloniale Afrika und die Schicksale der versklavten Ghanaer. Aber für den Tag des Heiligen Abends haben wir uns dann doch etwas ganz Besonderes vorgenommen: wir wollen in den Kakum Nationalpark. Also ab in den Regenwald! Das ist einer der bekanntesten Nationalparks Ghanas, wohl wegen seines Canopy Walkways: Eine Art Hängebrückenweg in Höhe der Baumkronen.
Weil wir die Massen an Touristen fürchten, machen wir uns also wieder recht früh auf und haben das Glück, dass wir von unserem Hotel im Stadtteil Pedu ein direktes Trotro zum Park bekommen. Vor dem Schild und einem riesigen Bambushain stoppt dann das Gefährt und wir laufen am Tor vorbei zum Besucherzentrum. Mit uns haben hat sich auch die Jugendgruppe einer der zahlreichen ghanaischen Kirchen zum Besuch eingefunden, sodass wir in die recht gut besuchte Urwaldausstellung gehen. Um nicht in dem Pulk jugendlicher Christen unterzugehen, machen wir uns aber schnell zum Sammelpunkt für die Führung auf. Die etwas mehr als zwanzig Urwaldgucker schließen sich dann dem Urwaldranger an, der einige Pflanzen und deren medizinische Wirkung erläutert. Aber dann wird's so richtig spannend, als wir zu der Hütte, dem Startpunkt des Canopy Walkways gelangen. Lediglich drei Leute dürfen gleichzeitig auf dem wackeligen Ding laufen, das 336 m lang und 40 m hoch ist. Zwischen den sieben Brücken gibt es immer kleine Rastplateaus in den Bäumen, über die man nach dem Geschaukel auf den Hängbrücken echt froh ist. Doch auch dieses Mal überstehen wir wieder ein ghanaisches Konstruktionsabenteuer und können erneut behaupten: mutige Menschen sind glücklicher.
Aber auch mutige Menschen haben Heimweh. Speziell an so einem Tag wie Heiligabend. Auf der anschließenden Heimfahrt summen wie also ein wenig gedankenverloren Weihnachtslieder, wie „Stille Nacht“ und denken an die, die daheim vor dem Baum stehen und zusammen sein können. Doch auch wir wollen zusammen feiern. Und so haben wir uns mit den anderen Volunteers, die auch in Cape coast sind, verabredet, den Abend gemeinsam zu verbringen. Doch auf dem Weg dahin führt uns der Weihnachtsinstinkt sicher in eine romanische Kirche, in der kurz nach unserem Eintreffen eine Carols Night mit weihnachtlichen Bibellesungen beginnt. Und das zweite Mal im ganzen Dezember kommt dann endlich ein wenig Stimmung für die Festtage und sogar eine leichte Gänsehaut auf (wohl wegen der über unseren Köpfen rotierenden Ventilatoren). Und wie der Zufall es will, werden bei „Silent Night“ die Lichter ausgemacht und durch das Kerzenlicht fühlt man sich irgendwie wie daheim.
Dort bescheren sich gerade alle, als wir uns auf den Weg zur Oasis Strandbar machen, wo die anderen auf uns warten. Alle sind irgendwie milder gestimmt, obwohl wir wohl alle heute gerne woanders wären. Aber statt Winterkälte haben wir eben die leichte Brise vom Meer und ein Rauschen über unseren Köpfen, das von den Palmen am Strand hinüberweht.