Ostfriesentee und Entdeckungsreisen
Trotz tagelanger widriger Wetterbedingungen bereist Christina gemeinsam mit Freunden die "grüne Insel" und erlebt dabei Sportlerbälle, legendäre Schlösser und sagenumwobene Steine.
Gemütlich sitze ich in der Küche. Mit meiner linken Hand versuche ich die Tasten des Laptops zu tippen, wobei meine rechte Hand eine Tasse mit echtem ostfriesischem Tee hält.
Ohne meinen Tee wäre mir wahrscheinlich jetzt gerade nicht so gemütlich. Was für den Amerikaner sein Kaffee ist, ist für den Ostfriesen sein Tee.
Pro Kopf trinkt der Ostfriese 288 Liter Tee im Jahr. Eine beachtliche Menge, die weltweit in der nationalen Rangliste der Nationen den vierten Platz einlegt.
Wir liegen hinter China, Irland und dem Vereinigten Königreich.
Die Floskel "Abwarten und Tee trinken" ist somit auch bei den Iren sehr beliebt. Irland ist sogar noch vor England. Wer hätte das gedacht? Die Iren trinken ihren Tee am liebsten mit viel Milch und ohne Zucker. Im Vergleich zum Ostfriesentee ist der irische schwarze Tee viel kräftiger.
Es gibt keinen gesetzten Zeitpunkt zum Teetrinken. Ob allein oder in Gesellschaft, man trinkt den Tee wann man will. Kaffee trinken ist in Irland nicht so verbreitet. In Cafés wird einem größten Teils nur Instantkaffee angeboten (zumindest an den Orten wo ich war).
Ende Januar war Jan-Rewert zum zweiten Mal in Irland. Obwohl wir einige Pläne hatten, spielte das Wetter absolut nicht mit. In ganz Irland herrschte katastrophales Wetter! Am 29. Januar, dem Tag an dem Jan ankam, fing es an in Strömen zu gießen. Das schlechte Wetter zog sich bis zum Sonntag hin. Solange verbrachten wir die Tage im Haus.
Am Samstagabend fand ein Ball statt, den Jan und ich besuchten. Im ersten Moment war ich ziemlich verwundert, wo alle meine Bekannten seien. Es waren so viele Leute versammelt, von denen ich noch nie Jemanden gesehen hatte. Dann wurde mir schnell klar, dass alle Mannschaften vom Fußballverein "Johnville" dort eingeladen waren. Wir setzten uns zögerlich an einen der freien Tische. Kurze Zeit später waren alle anderen Tische belegt. Eine nette Familie setzte sich zu uns. Nach einem deftigen vier-Gänge Menü ging es ab auf die Tanzfläche. Zwischendurch trafen wir immer wieder auf andere Fußballspielerinnen.
Anders als bei deutschen formellen Events war der Abend sehr entspannt und farbenfroh gestaltet. Man traf auf Frauen im Leopardenmuster, bunten Cocktailkleidern und eleganter Garderobe, sah einfach gekleidete Männer und selten welche im Anzug und lauschte zu den 80ern und neustem Rock & Pop, was die Band von sich gab.
Das bekannte deutsche "Dauer-Schwarz-Weiß" war verschwunden.
Sonntag wagten Jan und ich uns das erste Mal wieder nach Draußen.
Am Morgen (gegen 13 Uhr) hörten wir im Radio von Überflutungen, insbesondere in Cork und anderen Gegenden. Es war immer noch stark bewölkt und kalt. Aber wir wollten nach Tramore. An der Busstation angekommen, machte uns ein Straßenschild aufmerksam. "Road flooded" stand auf dem Schild. Zunächst waren wir unsicher, ob überhaupt Busse nach Tramore fahren würden. Als wir dann einige Minuten warteten, kam der Linienbus.
In Tramore war es sehr windig und uns beiden war lausig kalt. Nach einem schnellen Zehn-Minuten-Spaziergang am Wasser, suchten wir schnurstracks das nächste Cafe auf. Wieder aufgewärmt, ging es direkt danach zurück nach Hause.
Unseren letzten Abend haben wir mit einem Besuch beim Italiener in Waterford abgeschlossen.
Montag ging es auf nach Cork. Die Sonne strahlte. Am Sonntag hatten wir uns überlegt, wenn es scheint, nach Blarney zu fahren und der Plan ging auf.
Blarney ist ein kleines irisches Dorf und befindet sich circa neun Kilometer östlich von Cork.
Das Blarney Schloss ist eines der populärsten Touristenattraktionen in Irland. Bekannt wurde das Schloss durch die Legende des Blarney Steins. Der Blarney Stein, der in 30 m Höhe in die Burgwand eingebaut wurde, soll nämlich die Gabe der Beredsamkeit verleihen. Die Gabe der Beredsamkeit birgt einen riesigen Nachteil mit sich. Wie die meisten Politiker antwortet man nämlich auf Fragen und Forderungen mit nichtssagenden Aussagen.
Heute stehen Touristen Schlange, um auf den Rücken liegend, denn nur so wirkt der Stein, mit Hilfestellung eines Blarney-Angestellten den Stein zu küssen, nur um die Gabe des inhaltsleeren Plapperns zu erwerben.
Natürlich hat Jan den Stein sofort geküsst. Ich musste mich erst überwinden bis ich den Stein schließlich auch einen Kuss gegeben habe.
Im Schlossgarten, im Rock Close, gingen wir später auf Entdeckungsreise.
Wir fanden skurril geformte Felsformationen, wie die "Wunschtreppe", den "Hexenkessel" und den "Druidenkreis", eine Teichanlage, uralte Bäume und einen Wasserfall.
Als die Sonne unterging, machten wir uns auf den Rückweg. In Cork suchten wir für Jan ein Hostel, denn er flog am frühen Morgen von dort zurück nach Deutschland.
Nachdem wir bei McDonalds dinierten, nahm ich den Bus nach Waterford und Jan und ich verabschiedeten uns.
Die nächsten Tage schneite es. Für die Iren war das Etwas ganz tolles, weil es so selten auf der Insel passiert.
Am Freitag bekam ich dann meinen nächsten Besucher Lisa, eine Freiwillige aus Dundalk.
In Waterford wurde es ein paar Grade wärmer, der Schnee war längst geschmolzen und die Sonne schien wieder. Was waren es doch für kuriose Wetterbedingungen in den letzten Tagen?
Obwohl wir Freitag nicht allzu früh ins Bett gingen, rafften wir uns am Samstagmorgen gegen neun Uhr auf, um den Bus nach Cashel zu erwischen. Nach einer Stunde Fahrt waren wir in Cahir, wo wir umsteigen mussten. Cahir ist ein kleines Dörfchen, direkt am Fluss Suir gelegen. Inmitten des Flusses auf einer Insel war ein Schloss, welches wir besichtigten. Lisa und ich hatten 50 Minuten Aufenthalt in Cahir. Neben der malerischen Umgebung des Schlosses, waren wir sehr vom Innenleben und dem guten Erhalt des Schlosses fasziniert.
Wir entdeckten raffinierte Geheimgänge, Falltreppen und Kanonen.
Gegen zwei Uhr erreichten wir die Stadt Cashel. Wir waren nicht an der Stadt interessiert, sondern wollten den Rock of Cashel erkunden. Ein riesiger Felsen auf dem seit Jahrzehnten christliche Architektur wiederzufinden sei. Die Burganlage verfügt über einen Rundturm, eine Kathedrale, eine Kapelle und einem Friedhof. Das Einzigartige ist jedoch die Aussicht über die weite Landschaft Irlands.
Obwohl wir die Aussicht genossen, waren wir relativ vom Rock of Cashel enttäuscht. Wir bezahlten sechs Euro Eintritt und konnten lediglich durch einen offenstehenden Raum, welches wohl die Kathedrale seien sollte, wandern. Der Zugang zu einzelnen Treppengängern und dem Turm war gesperrt.
Im Vergleich bezahlten wir für die Schlossbesichtigung in Cahir einen Euro.
Als wir am späten Abend wieder in Waterford waren und uns mit Lena aus Thomastown trafen, verlor ich sehr mysteriös mein Handy. Als ich das Fehlen meines Handys bemerkte, klingelte es immer noch. Samstag und Sonntag suchten wir alle Orte, wo wir waren ab und befragten zudem Jeden, der zum Zeitpunkt dort war.
Auch die Tage danach, wenn ich versuchte auf dem Handy anzurufen, klingelte es noch. Somit war es nicht geklaut und lag irgendwo herum.
Lisa half mir am Sonntag beim Suchen. Jedoch vergebens.
Gegen zehn Uhr abends gingen wir ins Kino und kamen verspätet in die Vorstellung. Man konnte sich nur noch Einzelplätze nehmen. Weil ich ungern separat sitzen wollte und wir beide neun Euro bezahlten, gingen Lisa und ich in eine andere Vorstellung. Nach der Vorstellung quatschten wir noch bis halb vier morgens. Als wir am nächsten Morgen um halb neun aufstanden, suchte Lisa den nächsten Bus nach Dublin auf und ich ging zur Arbeit.
Dienstag ließ ich meine alte SIM-Karte sperren, damit keiner meine Karte nutzen konnte und erhielt für umsonst eine Neue. Mittwoch bekam ich dann von einem Mitarbeiter sein altes Handy ausgeliehen. Das Handy darf ich noch bis Ende Juli benutzen.
Trotzdem ärgert es mich, dass mein altes Handy verloren ging.
Momentan nehme ich an zwei Trainings, die beide am Donnerstag sind, teil. Bei dem einen Training handelt es sich um Informationen über Drogen. Dabei lernen die Teilnehmer, alle Sozialarbeiter, wie man Erwachsene und Kinder selbst über Drogen aufklärt und eigene Kurse veranstaltet. Das andere Training spricht Freiwillige an, die in Jugendzentren arbeiten wollen.
Zwei Mitarbeiter aus unserem Centre haben ein halbes Jahr für dieses Programm geworben und nur sieben Leute waren interessiert.
Die Zahl unserer Mitglieder steigt ständig. Wir haben zurzeit 13 Mitarbeiter bei fast 150 Kindern und brauchen unbedingt weitere freiwillige Helfer.
Kommenden Dienstag verlässt uns unsere Vollzeitarbeiterin und auch Managerin des Jugendzentrums Pat. Eine kleine Überraschungsparty wird zu Ehren Pats gegeben.
Da ihre Arbeit nur teilweise übernommen werden kann, heißt es für jeden ein bisschen mehr Hand anlegen. Außerdem ist es ein weiterer wichtiger Grund warum wir Freiwillige dringend brauchen.
Viele liebe Grüße aus Irland,
Christina
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