Once, Sierra Nevada y comida españla
Ein Tag am Meer. Ein Wochenende in den Bergen... Meine Arbeit... Und spanisches Essen...
Hola,
hier ist endlich ein Lebenszeichen von mir. In den letzten vier Wochen hatte ich einiges zu tun und habe viel erlebt. Davon möchte ich jetzt berichten.
In der Woche nach dem Anreiseseminar stand für mich und die anderen Freiwilligen eine Pressekonferenz auf dem Programm. Diese wurde vom Fachbereich Jugend der Stadt Granada veranstaltet. Wir berichteten über unser Projekt und die Aktivitäten, die wir machen. Es wurden ein paar Fotos geschossen und das war´s. Von Seiten der Reporter wurden keine Fragen gestellt, das hat mich schon etwas gewundert. Hatten die wirklich Interesse an dem Projekt „No vemos fronteras“? Jedenfalls erschien einen Tag später ein Artikel in der andalusischen Presse.
Damit ist das Thema Öffentlichkeitsarbeit noch nicht beendet, denn wir haben ein Konzept für ein Video über unser EVS Projekt erarbeitet und die ersten Szenen sind schon im Kasten. Es bleibt jedoch die Frage offen, ob der Film jemals fertig wird, da unser Kameramann für längere Zeit krank war. Wir werden sehen…
Außerdem habe ich einen Artikel über meinen Aufenthalt in Spanien für die Verbandszeitschrift meiner Entsendeorganisation, dem Deutschen Blinden und Sehbehindertenverband, geschrieben. Ich denke er wird in den nächsten Tagen veröffentlicht. Ich bin gespannt…
Letzte Woche hatten wir das Fernsehen im Jugendhaus zu besuch. Wir haben kurze Interviews gegeben und es wurden ein paar Aufnahmen von der Theatergruppe, die von zwei Freiwilligen, mit denen ich hier bin, besucht wird gemacht.
Unsere Aktivitäten laufen teils gut und teils nicht so gut. In meinem Deutschkurs habe ich bisher jede Woche Leute gehabt. Für mich ist es eine neue Erfahrung zu unterrichten. Es macht Spaß, wenn Leute, die überhaupt kein Deutscht sprechen nach und nach ein paar Dinge sagen können. Unser Sinnes-Workshop konnte nicht stattfinden, da es keine Interessenten gab. Aber unser Café im Dunkeln wird ganz gut angenommen.
Jedoch haben wir nicht nur Aktivitäten im Jugendzentrum. Zu unseren Aufgaben gehört auch verschiedene Schulen und weiter Einrichtungen für Jugendliche zu besuchen, um dort über das Leben mit eine Sehbehinderung zu berichten. Auch hier veranstalten wir beispielsweise ein Frühstück im Dunkeln oder einen Sinnes-Workshop. Am meisten hat mir das Frühstück im Dunkeln mit Erstklässlern gefallen. Ich war erstaunt wie viel die Zwerge wussten als sie gefragt wurden, welche Sinne wichtig sind wenn man nicht sehen kann. Es war ein lustiges Durcheinander und natürlich waren alle darüber begeistert, dass es zum Frühstück Schokolade gab. Die Kids sollten nämlich herausfinden, was sie gerade essen.
Eine ähnliche Aktion führte ich mit einem anderen Freiwilligen auch in einem Jugendhaus im Landkreis Granada durch. Auch hier zeigten sich die Jugendlichen zum Teil interessiert und stellten Fragen. Besonders beeindruckend war für sie ein Handy mit Sprachsuagabe, das von einem Blinden problemlos bedient werden kann.
Vor ein paar Wochen hatten wir Besuch vom Vater meines Mitbewohners und einer Freundin der Familie. Gemeinsam besuchten wir die Alhambra. Zu erst besichtigen wir die Paläste in denen die Araber und später die spanische Königsfamilie residierten. In jedem Raum gab es kunstvolle Mosaike an den Wänden die Innenhöfe sind grüne Oasen mit Wasserspielen und Brunnen. Leider konnten wir den berühmten Löwenbrunnen nicht sehen, da er restauriert wird. Sehr eindrucksvoll sind ebenfalls die weitläufigen Gärten, die zum herumschlendern einladen. Mein persönliches Sahnehäupchen dieses Besuches war ein Audio-Guide. Durch ihn konnte ich auf den Spuren Washington Irvings durch die Alhambra streifen, denn die Informationen und Legenden über die Alhambra wurden aus seiner Sicht erzählt. Washington Irving war ein Schriftsteller des 19. Jahrhunderts der einige Zeit in den Palästen lebte und dort die berühmenten „Erzählungen der Alhambra“ verfasste.
Tags darauf fuhren wir mit dem Bus in ein Dorf, das am Meer liegt, um dort einen schönen Tag am Strand zu verbringen. Für mich war es zu kalt, um schwimmen zu gehen, jedoch meine russische Mitbewohnerin stützte sich in die Fluten. Anschließend kletterten wir auf einen am Strand gelegenen Felsen. Die Aussicht war wunderschön… Zum Abschluss dieses Besuches gingen wir in ein Restaurant mit Blick auf das Meer. Ich habe diesen Tag sehr genossen.
Wir haben außerdem ein Wochenende in Serra Nevada, der Gebirgskette rund um Granada, verbracht. Dort waren wir zu einem Jugendtreffen eingeladen. Anfangs habe ich mich nicht sehr wohl gefühlt, da die Gruppe aus über 100 jungen Menschen bestand und es war schwer die Kennenlernspiele mitzumachen. Das lag daran, dass ich nicht alles verstand und auf Grund meiner Sehbehinderung nicht an allen Spielen teilnehmen konnte. Am Abend war ein Gespräch mit dem Organisationsteam vorgesehen. Sie wollten wissen, wie man ein solches Wochenende besser für junge Menschen mit Behinderung gestalten kann. Wir berichteten über unsere Erfahrungen am Tag und gaben ihnen Tipps zur Verbesserung. Später wurde ein Maskenball veranstaltet, doch vorher konnten wir dafür Kostüme präparieren. Bei diesem Maskenball handelte es sich um ein Spiel bei dem der König während des Abschlusstanzes symbolisch ermordet werden sollte. Der Mörder war natürlich unbekannt und die Aufgabe bestand darin innerhalb seines Familienklans und mit Hilfe verschiedener Aufgaben herauszufinden, wer der Mörder ist. Das zog sich über den ganzen Abend hin und hat mir ganz gut gefallen. Am nächsten morgen fuhren wir mit einem Bus zu einem uns unbekannten Ziel. Als wir ankamen war dort eine Art kleiner Vergnügungspark mit einem Bobbahn ähnlichem Fahrgeschäft sowie eine Vorrichtung zum Bogenschießen. Die Bobbahn war richtig genial! Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich im Bogenschießen versucht. Aber ich glaube das wird nicht mein neues Hobby. Anschließend haben wir eine typische Schäferhütte besichtigt. Hier leben die Schäfer mit ihren Tieren den Sommer über, da es in den Bergen nicht so heiß ist und es frisches Gras gibt. Aber auch landwirtschaftliche Erzeugnisse, wie Brot und verschiedene Gewürze werden dort zum Verkauf hergestellt. Dieses rustikale Häuschen mit dem großen Kamin in der Mitte war sehr urig… Zum Abschluss dieses Wochenendes gab es eine Auswertung in Kleingruppen und die Möglichkeit über verschiedene Angebote für Jugendliche in der Region zu informieren. Diese Chance nutzte ich, um über unsere Aktivitäten im Casa de la juventud zu berichtet.
Zusammen mit Freunden haben wir, bei uns zu Hause, in unserer 10 Quadratmeter großen Küche mit 7 Personen ein spanisches Menü zubereitete. Zugegeben es befanden sich meist 4 Personen gleichzeitig in der Küche. Es gab Gaspacio, eine kalte Suppe bestehend aus Gemüse und Gewürzen, die normalerweise im Sommer serviert wird. Anschließend Spanische Tortilla, Hähnchenschenkel auf Katalanische Art und zum Nachtisch Boniatos (Süßkartoffeln) mit süßem Wein. Mir ist es endlich gelungen eine Tortilla in der Pfanne zu zubereiten, das war für mich nach einigen misslungenen Versuchen ein richtiges Erfolgserlebnis! An sich war der gesamte Abend ein Erfolgserlebnis wir hatten Spaß und gutes Essen.
Nach längerer Wartezeit ist es unserer Mentorin endlich gelungen ein Treffen mit jungen Leuten des spanischen Blindenverbands „Once“ hier in Granada zu arrangieren. Denn wir alle waren neugierig. Eine kleine Gruppe blinder und sehbehinderter junger Erwachsener besuchte uns im Jugendzentrum. Uns lag besonders am Herzen ihnen von unserem Europäischen Freiwilligen Dienst zu erzählen und zu zeigen, dass es möglich ist trotzt einer Behinderung im Ausland zu leben und zu arbeiten. Nach einer kurzen Diskussion schauten wir uns einen Film mit Audio Diskretion an. Dabei handelt es sich um eine Bildbeschreibung, die es Blinden ermöglicht dem Film zu folgen.
Natürlich wollten wir gern mehr über die Institution „Once“ wissen und besuchten deshalb die Niederlassung in Granada. Allein das Gebäude erschien mir sehr imposant. Das bin ich von meinem Blindenverband nicht gewöhnt. Der spanische Verband verfügt anscheinend über sehr viel Geld. Das lässt sich dadurch erklären, dass die Haupteinnahmequelle aus einer landesweiten Lotterie besteht. Ich habe mich gefragt, wie sieht wohl der Hauptsitz in Madrid aus, ist das ein Palast? Aber nun Spaß bei Seite… Wir haben uns über verschiedene Angebote des Verbandes in Granada informiert, zum Beispiel ist es möglich Computerschulungen dort zu besuchen. Es gibt einen Psychologen und Sozialarbeiter, die Ansprechpartner für die Mitglieder sind. Außerdem einen Rehabilitationsdienst, der Schulungen in lebenspraktischen Fertigkeiten und Mobilitätstraining anbietet. Des Weiteren werden Schüler/innen und Lehrer/innen im Schulalltag unterstützt. In Spanien ist es üblich, dass Sehbehinderte integrativ beschult werden. Es gibt zwar einige wenige Schulen für Blinde und Sehbehinderte, jedoch sind diese hauptsächlich dazu da, um beispielsweise die Blindenschrift zu erlernen oder für einen vorübergehenden Aufenthalt, damit die Schüler intensive Betreuung bekommen, wenn sie Schwierigkeiten haben, um dann wieder in den Schulalltag einsteigen zu können. All diese Dienstleistungen und Angebote werden von „Once“ für seine Mitglieder bezahlt. Das Finanzierungskonzept unterscheidet sich von dem in Deutschland. Der Verband verfügt außerdem über eine Bibliothek mit Literatur in Braille und Hörbüchern, einer Druckerei und einem Hilfsmittelverkauf. Der Besuch war für mich sehr interessant, ich hatte zum ersten Mal Einblick in einen ausländischen Blindenverband.
Was ist sonst noch passiert? Zwei meiner Mitbewohnerinnen hatten letzten Monat Geburtstag. Das haben wir im kleinen Kreis gefeiert. Seit ein paar Wochen haben wir eine neue Spanischlehrerin, da wir mit der vorherigen Lehrerin Schwierigkeiten hatten. Und wir bekamen Besuch von zwei Freiwilligen, die wir beim Anreiseseminar kennen gelernt haben.
So habe ich also meine letzen vier Wochen verbracht…
Hasta luego