On the other side
Von den letzten Wochen voller EVS Bewerbungen, Planungsstress und Menschen aus allen Ecken der Erde
Die letzten Wochen waren wieder einmal vollgepackt mit jeder Menge Eindrücke, Erlebnisse und allen Händen voll zu tun – aber natürlich auch viel Spaß!
Bereits im Dezember haben wir die neuen EFD Stellen bei Public Achievement ab September 2015 ausgeschrieben und Bewerbungsschluss war schlussendlich der 11. Januar. Ich hatte ja bereits seit Monaten E-Mails von interessierten Bewerbern erhalten, Fragen über den EFD und die Organisation beantwortet und generelle Tipps zum Bewerbungsprozess verteilt. Aber dass wir dann wiederum innerhalb des Bewerbungszeitraumes 74(!!!) gültige Bewerbungen (es waren sogar mehr, die wurden aber entweder nicht vollständig oder nicht rechtzeitig eingeschickt, da muss man dann leider streng sein, auch wenn ich das absolut nicht gut kann!), inklusive CV, Motivationsschreiben und Bewerbungsformular/-fragebogen auf dem Schreibtisch liegen haben würden, hätte ich dann doch nicht erwartet. Das restliche Team jedoch auch nicht, denn sie waren letztes Jahr schon von 43 Bewerbungen überrascht.
Jedenfalls haben wir (meine Kollegin Bronagh, meine Mitfreiwillige Irina und ich) dann einzeln jede Bewerbung gelesen, mit Punkten in jeder Kategorie bewertet und dann alle unsere Bewertungen zusammengezählt und die besten 14 Bewerber zum Skype Interview eingeladen. Das war echt nicht einfach, weil es einfach so viele gute Bewerber gab und Jeder irgendwo besondere Fähigkeiten hat. Außerdem möchte man den Leuten ja auch irgendwie eine Chance geben. Diese Schwierigkeit hörte dann auch bei den Skype Interviews nicht auf, denn es gab wirklich viele gute, motivierte Bewerber. Gleichzeitig überlegt man natürlich auch, wer diese Chance wirklich gebrauchen kann, wie glücklich, aber auch wie geeignet der- oder diejenige für das Projekt wäre, denn man möchte ja nicht, dass jemand mit total falschen Vorstellungen in den Freiwilligendienst geht und in anderen Projekten am Ende zufriedener wäre.
Schlussendlich konnten und mussten wir uns aber entscheiden und auch wenn es nicht einfach war, war es definitiv eine gute Erfahrung und ich glaube, wir haben die Richtigen ausgewählt. Ich finde es in jedem Fall gut, dass wir da so aktiv mitwirken durften, ist ja schon ein Stück Verantwortung, was einem da übertragen wird.
Irina und ich sind jetzt außerdem dafür verantwortlich, ein Residential (also eine Art Wochenendlager) für drei unserer „Young Women’s Groups“ zu organisieren. Das Spannende daran: sie haben sich noch nie zuvor gesehen und stammen auch noch aus sehr unterschiedlichen „Communities“, wie man das hier sagt (eine Reportagenserie zum Nordirlandkonflikt kommt noch, versprochen!) – eine Gruppe kommt aus West Belfast, aus einer „Catholic“ Gegend, eine Gruppe aus Nord Belfast aus einer „Protestant“ Gegend und eine Gruppe hat somalische Wurzeln. Sie sind alle zwischen 13 und 17 Jahren alt und ich mag sie alle super gerne, mal sehen, wie sie miteinander auskommen. Ich habe ja selbst schon einmal in einem Sommerferienlager als Betreuerin gearbeitet, von daher weiß ich ja, was in etwa auf mich zukommt – nur bin ich diesmal auch auf der Organisatorenseite und muss Jugendherbergen für Kostenvoranschläge anrufen, Elterbriefe schreiben, das Programm organisieren und natürlich auch die ganzen Mädels koordinieren, aber es macht super viel Spaß! Und wann immer wir Fragen haben, können wir Unterstützung von unserer Mentorin bekommen. Sobald das vorbei ist, melde ich mich, wie es lief.
So ganz nebenbei hatten wir außerdem noch einen „International Study Visit“ für ein paar Tage zu Besuch. Dieser war Teil des British Council Programmes „Active Citizens“ und führte Teilnehmer aus Vietnam, Nigeria, Palästina, Pakistan und Birmingham zuerst nach London und dann für ein paar Tage zu uns nach Belfast. (Drei unserer Teilnehmer aus Belfast sind übrigens auch nach Pakistan geflogen und haben dabei dieses interessante Video gedreht) Das Active Citizens Programm soll jungen Menschen dabei helfen, Projekte in ihrer Umgebung zu initiieren und trägt außerdem zum interkulturellen Austausch bei. Wir hatten also eine Cultural Night, haben verschiedene soziale Projekte in Belfast besucht, eine Black Taxi Tour durch die Gebiete in Belfast gemacht, in denen der Konflikt noch am meisten zu spüren ist und hatten ein riesiges Irish Dinner inklusive Irish Dancing. (Davon gibt’s auch ein Video, gleichzeitig wurden uns ein paar Brocken irisch beigebracht, wie man vielleicht hört) Ala aus Palästina war zudem total überrascht, in den Catholic Gegenden hier so viele Palästina Flaggen und "I Support Gaza" Schilder zu sehen; so viele Leute, die wir in den Projekten getroffen haben, haben ihm ihre Solidarität bekundet und er meinte am Ende, dass er sich noch nie in irgendeinem Land so willkommen bzw. generell willkommen gefühlt hat. Ihn hat diese Solidarität wirklich berührt.
Es gab in diesen Tagen auch das erste Mal wirklich richtigen Schnee (vorher ist der hier nie wirklich liegen geblieben) und für Amina aus Nigera und Rafia aus Pakistan war es das erste Mal Schnee in ihrem ganzen Leben, sie haben sich riesig darüber gefreut!
Es waren ein paar Tage voller inspirierender Gespräche und berührender Geschichten und es ließ einen auch realisieren, wie selbstverständlich wir Bildung hinnehmen und wie wenig man dieses Recht auf Bildung oftmals zu schätzen weiß.
Außerdem haben wir die letzten Tage mit Planungen für bevorstehende „Rock The Vote“ Gigs (dazu später mehr) verbracht und da eine unserer Kolleginnen die Organisation leider verlassen muss, hatten wir eine kleine Abschlussparty zusammen mit ein paar Jugendlichen aus ihren Gruppen in Dundonald zum Eislaufen.
Irina und ich waren außerdem wieder einmal bei ein paar kleinen Gignights (die Konzerte hier sind ja oft sehr günstig oder sogar kostenlos) und haben vorletztes Wochenende das Sonntagssparticket genutzt und sind mit dem Zug an die Nordküste in den kleinen Küstenort Portrush gefahren, der besonders bei Surfern beliebt ist. Ich liebe das Meer wirklich, jedoch habe ich es bis jetzt nie im Winter gesehen, da es aus Erfurt ja schon ein wenig dauert, bis man an der Küste angekommen ist. Deswegen war das irgendwie ein wenig magisch für mich - am Strand zu sein, sich den Wind um die Nase wehen zu lassen und die schäumenden Wellen zu beobachten. Aufgewärmt haben wir uns dann ganz typisch bei Fish&Chips und einer Tasse Tee.
Ein paar Fotos häng ich auch noch dran – bis bald!