Nur die Wurst hat zwei
Kerbchens Freiwilligendienst ist eigentlich schon vorbei, doch wegen der vielen Arbeit bleiben ihr noch zwei Wochen. Zwei Wochen, um sich seelisch auf den Abschied von der Schwarzmeerküste vorzubereiten.
Schade, aber wahr, muss ich heute davon berichten, dass mein Freiwilligendienst am 2. März offiziell vorbei war. Wie Ihr jedoch lesen könnt, bin ich immer noch in meiner zweiten Heimat und das hat folgenden Grund: die Arbeit.
In den letzten Wochen konnte ich mich vor dieser nämlich kaum retten. Begonnen hatte alles mit der geplanten Martinizi-Bastelaktion (hatte bereits darüber berichtet), die jedoch unsere Vorstellungen vollständig übertraf. Aus dem geplanten eintägigen Workshop wurde nämlich kurzerhand ein viertägiger, sodass wir am Ende ungefähr 80 fertige Martinizi-Armbändchen und -Püppchen in unseren Händen halten konnten. Damit sie nicht verschwendet werden, beschlossen wir, noch einmal dem Seniorenheim von Varna, „Dom Gergana“, einen Besuch abzustatten. Die Kids des Jugendzentrums wie auch die Babas (die alten Damen) gestalteten dazu wieder ein Programm, bei dem am Ende die selbstgestalteten Bändchen ihre Besitzer fanden.
Am ersten März wurde traditionell die Baba Mart und damit der Frühlingsanfang gefeiert und trotz Vorbereitung auf dieses Ereignis war ich doch davon überrascht, dass jeder in Bulgarien offenbar diese Tradition wahrt. Es gab massenweise Verkaufstände und ebenso viel Trubel in der Stadt und tatsächlich trug an diesem Tag vom Geschäftsmann mit Krawatte über Schulkinder und Opas bis hin zu Bauarbeitern im Arbeitsdress jeder etwas rot-weißes an Hand, Jacke oder gar Hals. Natürlich durften auch die Konzerte an diesem Tag nicht fehlen. Dafür hatten Eva und ich im Vorhinein schon den Konzertsaal frühlingshaft dekoriert und Blumen gebastelt. Nebenbei arbeiteten wir auch mit den Kids der Ökologiegruppe zusammen und starteten mit der Kreation einiger Kostüme aus recyclebaren Materialien.
Dem „Tag der Befreiung Bulgariens“, dem 3. März (einer der Nationalfeiertage) beschloss ich, nicht mit weiß-grün-weißer Flagge schwingend zu begegnen, sondern verabredete mich mit Eva, Caro und der französischen Freiwilligen Laure, um mit ihnen zusammen nach Shiroka Luka zu einem sogenannten Kukeri- Festival zu fahren. Dieses Ereignis findet meist nur in kleineren Dörfern statt und ähnelt der Faschingstradition in Deutschland. Mit Masken und urigen Kostümen soll der Winter, wie auch die bösen Geister für das neue Jahr vertrieben werden.
Inzwischen hat mich jedoch die Grippewelle eingeholt, sodass ich meine abschließenden Besorgungen mit roter Schnupfnase tun muss, denn leider hat auch die schönste Zeit ein Ende. In ungefähr zwei Wochen werde ich mich mit dem Zug auf die Heimreise nach Deutschland machen. Mit dabei sein wird sicherlich ein weinendes und ein lachendes Auge, wobei es für mich im Moment noch schwer vorstellbar ist, einen Morgen aufzustehen ohne mich in meinen bequemen Lieblingssessel zu setzen, ein Marmeladenbrot zu essen, den Blick über das schwarze Meer schweifen zu lassen und mich von der Sonne durch mein Fenster kitzeln zu lassen.
Aber bis dahin sind es ja immerhin noch zwei Wochen, in denen ich hoffentlich noch ein bisschen durch die bulgarische und vielleicht türkische Landschaft streifen und mich von meinen Liebsten hier verabschieden kann.
Mit diesen Worten möchte ich mich von Euch zumindest aus Bulgarien verabschieden, so fern keine Zeit mehr für einen weiteren Artikel bleibt.
Also: Deutschland, aufgepasst! Bald hast Du mich wieder! :-)
Mnogo pozdravi i vsiko hubavo! (Viele Grüße und alles Gute)
Eure bulgarische Annika.