NORWEGEN | Hyttetur – ein norwegisches Ostervergnügen
In einem Land, in dem zu Ostern so gut wie immer Schnee liegt, da lohnen sich Traditionen wie Eierverstecken oder Osterfeuer nicht. Anstatt dessen werden die freien Tage für eine gemütliche Fahrt zur familieneigenen Hütte genutzt. Das Ziel: Seele baumeln lassen und Ski laufen.
Ostern steht vor der Tür. In Deutschland färbt man jetzt Ostereier, um sie später dekorativ an einem Strauch aufzuhängen oder sie zur Belustigung der Kleinen im grünen Gras des Gartens zu verstecken. Auch in Norwegen färbt der eine oder andere ein paar bunte Eier, doch versteckt er sie auch? Hm, wenn man sie einfach in den Schnee steckt, leuchten sie entweder so auffällig heraus, dass man nicht mehr suchen muss, oder aber man findet sie erst Monate später wieder, wenn der Schnee endlich verschwunden ist. Zu kalt ist es vielleicht auch, so dass man es den lieben Kindern gar nicht zumuten möchte, lange draußen herumzusuchen. Alternative: Das Ganze geschieht drinnen oder man isst die bunten Dinger einfach so auf. Das schmeckt auch.
Noch beliebter ist allerdings folgende Variante: Die Eier kommen mit auf „Hyttetur“! Dies muss eines der Lieblingswörter der Norweger sein – zumal auch fast jede Familie eine Hütte zur Verfügung steht. Und wenn man sich schon so glücklich schätzen und sich Hüttenbesitzer nennen darf, muss man sich auch mindestens zwei Mal jährlich die Freude eines „Hüttenurlaubs“ gönnen.
Welche Zeit im Jahr eignet sich da besser als Ostern? Ein Jeder hat mindestens fünf Tage am Stück frei, ohne Urlaub nehmen zu müssen. Die feierliche Folge von Gründonnerstag, Langfreitag, Samstag, Ostersonntag und schließlich Ostermontag hält kaum jemanden zu Hause. So werden für Groß und Klein Skier in allen Größen ins Auto gepackt, dazu noch dicke Kleidung, Thermoskannen und ein Essensvorrat, bei dem Apfelsinen und Schokolade nicht fehlen dürfen. Das ist nämlich der Proviant des Langlaufbegeisterten Norwegers.
Der Vater kutschiert seine Lieben zur Hütte, wo die folgenden Tage ausschließlich mit zwei Beschäftigungen verbracht werden: Nämlich Skilaufen zum einen, und, da das ja anstrengend ist, jeder Menge „kos“ zum anderen. „Kos“ ist eines jener norwegischen Wörter, die ein Stück ihrer Kultur und Mentalität ausmachen, und deshalb kaum angemessen ins Deutsche zu übersetzen sind. Es bedeutet so viel wie Entspannung, Sich-gut-gehen-lassen, Gemütlichkeit; eben etwas, das allen gefällt.
So sieht es also aus, das norwegische Ostern. Krokusse und Osterglocken lassen sich noch nicht blicken, auch hört man nur selten einen einsamen Vogel zwitschern. Doch ein weißes Ostern hat ebenfalls seine Reize. Und langsam fangen auch wir an, uns auf wärmere Temperaturen zu freuen, die uns mit Glück im April heimsuchen werden. Oder auch erst später.
Sonnenschein allerdings, darf auch hier an Ostern nicht fehlen, sonst herrscht bei den eifrigen Skiläufern eine getrübte Stimmung.