Noch mehr davon: EuroPeers
Seit meinem Freiwilligendienst in Ungarn bin ich nun in die europäische Schiene gerutscht, auf der ich mich sehr fühle. :)
Mittlerweile ist es schon fast einen Monat her, dass ich wieder zurück von meinem Freiwilligendienst bin. In den vergangenen Wochen war ich hauptsächlich zu Hause, habe es genossen, bekocht zu werden, habe ein wenig Geld verdient, mich mit meinen Freunden getroffen und mich mental auf mein kommendes Studium vorbereitet. Außerdem war ich beim Abschlussseminar meiner Entsendeorganisation in Berlin, das ich als letztes Seminar bezeichnet habe, dabei fällt mir auf das es überhaupt nicht das letzte Seminar ist.
Die EuroPeers
Denn vom 25.-29. September hat das Training der EuroPeers in Hannover stattgefunden, an dem ich teilgenommen habe. EuroPeers sind junge Menschen, die wie ich an einem Programm des Europäischen Solidaritätskorps oder Erasmus+ teilgenommen haben und ihre Erfahrungen nun an andere junge Leute weitergeben möchten. Dadurch wollen sie diese dazu motivieren, ebenfalls mit dem ESK Freiwilligenarbeit zu leisten, im Ausland zu studieren, an einem Jugendaustausch teilzunehmen, ein Praktikum im Ausland zu machen oder oder oder… Das geschieht zum Beispiel in Schulen, in Universitäten, auf Infomessen oder in der Fußgängerzone. Am besten schaust du mal auf der Internetseite europeers.de vorbei.
Auch ich möchte meine Erfahrungen mit anderen Jugendlichen teilen, da meiner Meinung nach noch viel zu wenige Leute über die VIELfältigen Möglichkeiten der EU für junge Menschen Bescheid wissen. Deswegen habe mich für das Training angemeldet, zu dem nicht nur deutsche Ex-Freiwillige gekommen sind, sondern, da es ein internationales Training war, auch Menschen aus der Türkei, Finnland, Norwegen, England und Italien. Das ganze fand im Naturfreundehaus in Hannover statt, eine tolles Jugend-, Gäste-, und Seminarhaus, dessen Konzept mir sehr gefällt und mir einige gute Ideen gegeben hat. Da Hannover nur eine Autostunde und zwei Stunden mit den Öffis entfernt ist, war es ein ganz seltsames Gefühl, dort an einem internationalen Training teilzunehmen und ich brauchte am Anfang auch erst einige Stunden, um wirklich mental anzukommen.
Los geht’s
Das fünftägige Training begann am Mittwochmittag und aufgrund der vergleichsweise geringen Entfernung zu Nettlingen, konnte ich entspannt am Vormittag nach Hannover aufbrechen. Im Naturfreundehaus angekommen, gab es nach einem gemeinsamen Mittagessen viele Aktionen zum gemeinsamen Kennenlernen. Insgesamt waren wir 16 Teilnehmern + 4 Trainer (unter denen auch Pascal von meiner Entsendeorganisation war, der auch das Abschlussseminar geleitet hat) und mithilfe von verschiedenen Aufgaben und Spielen haben wir uns näher kennen gelernt, wer wir sind, woher wir kommen, was wir machen, welche europäischen Erfahrungen wir gemacht haben und was uns beschäftigt. Das Ganze wurde am Abend mit einem ziemlich coolen Spiel „Rate meine Leidenschaft“ abgerundet.
Am nächsten Tag ging es weiter mit einem „Museum der Erinnerungen“, bei dem wir alle von unseren Auslandserfahrungen berichten haben, ein Mitarbeiter der deutschen Nationalagentur hat über die Nationalgenturen und die Strukturen hinter EuroPeers informiert, am Nachmittag haben wir darüber gesprochen, welche Themen die Jugendlichen momentan bewegen wie beispielsweise Klimawandel, Jugendarbeitslosigkeit und Bildung und danach haben wir verschiedene Aktionen in Hannover geplant. Denn am dritten Tag sollten den Worten nun Taten folgen und zwar haben wir unsere erste Aktion als EuroPeers geplant und durchgeführt.
Auf Worte folgen Taten
Um am Freitag andere Menschen aktiv über Erasmus+, ESK und andere Mobilitätsprogramme zu informieren, haben wir uns in drei Gruppen aufgeteilt. Eine der Gruppen hat einen Workshop in der Leinetal Gymnasium und Realschule veranstaltet, während die anderen beiden Gruppen Aktionen in Hannovers Fußgängerzone gemacht haben und zwar zwei Spiele, bei denen die Passanten auch etwas über den Europäischen Solidaritätskorps, Freiwilligenarbeit, Erasmus+ und Europa lernen konnten.
Ich selbst war in der Schulgruppe, was sehr nützlich war, da ich in Zukunft ebenfalls eine Infoveranstaltung in meiner ehemaligen Schule organisieren möchte. Nachdem wir am Freitagmorgen unsere Pläne und Vorbereitungen beendet hatten, sind wir zu Schule aufgebrochen. Unser Workshop hat in einer elften Klasse stattgefunden, in der alle Schüler*innen ein Migrationshintergrund hatten, teils auch Flüchtlinge aus Syrien. Die meisten waren sehr motiviert und interessiert an unserem Vortrag und an den Spielen bzw. Stationen, die wir vorbereitet hatten. An einer Station mussten die Schüler*innen die Hauptstädte europäischer Länder wissen, an einer anderen Station allgemeine Fragen über Europa beantworten, außerdem gab es ein Memory über all die Möglichkeiten der EU und als vierte Station habe ich über meine Erfahrungen als Freiwillige in Ungarn berichtet. Dabei ist mir bewusst geworden, dass es doch nicht leicht ist, Außenstehenden, die noch nie etwas davon gehört haben und mit den Strukturen gar nicht vertraut sind von meinen Erfahrungen zu erzählen, aber das ist ja mit allen Themen so. Wie im Flug war die Zeit vorbei, sodass wir schließlich nach dem Gruppenfoto in Richtung Innenstadt gefahren sind, um zu den anderen Gruppen zu stoßen.
Nachdem wir uns in der Stadt ein wenig mit den anderen Gruppen über deren Erfolge ausgetauscht haben, ist unsere Gruppe ein wenig durch die Stadt gelaufen und schließlich sind wir am alten Rathaus gelandet, das wir uns ein wenig angeschaut haben. Während unseres Stadtrundganges ist mir aufgefallen, wie wenig ich über Hannover weiß, obwohl ich doch schon tausendmal dort war. Man sollte doch mehr über Urlaub im eigenen Land nachdenken. Wir haben uns ein wenig das Rathaus besichtigt und uns danach an den See hinter dem Rathaus in die Sonne gesetzt und es war ziemlich schön, weil das Wetter sowie die Stimmung gut waren.
Schwimmender Garten in Hannover
Als wir so auf den Treppenstufen saßen, kam ein Mann auf uns zu und lud uns auf eine schwimmende Insel bzw. Floß auf dem See ein. Dabei handelte es sich um den „Flow Garden“, ein künstlerisches Forschungsprojekt, bei dem es um einen Garten auf dem See geht. Seit Mai schwimmt die Insel auf dem See vor dem Rathaus und lädt zur Besichtigung und in unserem Fall auch zu Kaffee und Kuchen ein. Doch das Beste waren für mich die Gespräche, die bei Kuchen auf der Insel stattgefunden haben. Der Projektinitiator hat uns von seiner Idee bis hin zur Umsetzung erzählt, die super inspirierend ist. Hier geht es zur Internetseite. Im Gegenzug haben wir über die EuroPeers berichtet und was wir in der Stadt gemacht haben. Außerdem war auch noch eine ältere Hannoveranerin mit dabei und wir hatten tolle Gespräche über gesellschaftliches Engagement, Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Politik und Kunst. Schließlich sind wir nach zwei Stunden wieder zurück zum Seminarort gefahren, wobei ich mit meinen Gedanken noch lange beim „Flow Garden“ war.
„Sing das Lagerfeuerlied“
Am späten Nachmittag, als alle wieder versammelt waren, haben wir unsere jeweiligen Aktionen besprochen und ausgewertet. Dabei finde ich es immer wieder erstaunlich, wie wertvoll non-formale Bildung ist, da man dabei etwas mit Spaß lernt, ohne dass jemand einen Frontalvortrag hält. Das ganze Training war, ähnlich wie meine zwei Trainings in Ungarn, auf non-formales Lernen ausgerichtet und war dadurch wie ich finde sehr erfolgreich.
Das Abendprogramm bestand aus einem gemeinsamen Lagerfeuer auf dem Gelände des Naturfreundehauses. Ich bin ein großer Fan von Aktivitäten im Freien und natürlich auch von Lagerfeuern und noch mehr freue ich mich, wenn es eine Gruppe ist, die auch am Lagerfeuer singen mag. Zum Glück haben wir vom Naturfreundehaus eine Gitarre bekommen und ein Trainer hatte seine Ukulele dabei, (warum ich meine nicht mitgenommen habe, weiß ich auch nicht) sodass wir alle zusammen am Lagerfeuer singen konnten. Ich habe mich sehr darüber gefreut, da so etwas nicht mit jeder Gruppe funktioniert und ich hatte sehr sehr viel Spaß. Deswegen habe ich gar nicht gemerkt, dass es irgendwann schon 2:00 Uhr war, als wir sechs übrig geblieben einen Song-Battle gestartet haben, der erst um 4:00 Uhr zu Ende ging. Dementsprechend war die Nacht kurz, denn am nächsten Tag ging es um 9:00 Uhr weiter…
Noch mehr Programm
Am letzten vollen Tag ging es um Sich-selbst-überwinden und auch mal seine Wohlfühlzone zu verlassen. Dazu gab es draußen sowie drinnen einen Parcours mit verschiedenen Aufgaben, bei denen man sich ein wenig selbst überwinden musste und bei denen auch Teamwork gefragt war.
Nach dem Mittag ging es mit verschiedenen Stationen weiter, die die Teilnehmer selbst gestaltet haben, d.h. man konnte einen Workshop zu jedem beliebigen Thema anbieten und/oder an jedem Workshop teilnehmen. Eine super Methode wie ich finde, da durch die Themen besprochen werden, die die Teilnehmer selbst heraussuchen. Es ging zum Beispiel um Fotografie, Rap, Power-Napping, Paartanz, Arbeit mit Autisten, italienische Kultur und noch einiges mehr. Schon war es Zeit für das Abendessen und danach für das „Party-cipate“.
Der letzte Abend
Der Abschlussabend war komplett zur freien Verfügung, wir haben getanzt, witzige Gruppenspiele gespielt und ich habe ein Pubquiz angeleitet. Ich selbst kenne das Quiz, bei denen mehrere Teams Fragen aus verschiedene Kategorien gegeneinander beantworten müssen von den vielen Orchester-Arbeitsphasen, allerdings war es das erste Mal, das ich mir als Quizmaster die Fragen ausgedacht habe und das Spiel moderiert habe, was mir doch sehr viel Spaß gemacht hat. Es wurde ein langer Abend, dessen Highlight ein verrücktes Gruppenspiel, bei der eine Gurke gegessen werden muss, war…
Schließlich war es Sonntag und somit der letzte Tag des Seminars. Dieser stand ganz unter dem Aspekt, wie wir das Gelernte gleich zurück zu Hause anwenden können und welche Projekte wir im Sinn haben. Danach haben wir natürlich eine kleine größere Feedbackrunde gemacht und außerdem nette Botschaften an die anderen Teilnehmer geschrieben, eine sehr nette Idee, wie ich finde. Es gab nämlich für jede/n Teilnehmer*in einen Briefumschlag und die anderen konnten etwas für die jeweils anderen schreiben, malen zeichnen etc. und es war toll, all die Zettel mit Komplimenten und Witze zu Hause zu lesen.
Nach dem Mittag sind wir fast alle zusammen zum Bahnhof gefahren, wo ich mich von den anderen verabschiedet habe, um nach Sarstedt zu meinen Großeltern zu fahren, die mich nämlich noch einmal sehen wollten, bevor ich nach Passau ziehe.
Zum Schluss
Das EuroPeers Training war eine weitere wertvolle Erfahrung, dessen Stimmung man nur schwer nachvollziehen kann, wenn man nicht dabei gewesen ist. Ich war froh, nach meinem Freiwilligendienst und nach drei Wochen Deutschland wieder international unterwegs zu sein, Englisch zu sprechen und Erfahrungen mit anderen Ex-Freiwilligen zu teilen, da ich weiß, dass ich von ihnen verstanden werde. Außerdem ist es toll, jetzt Teil des EuroPeers Netzwerkes zu sein, zudem war das Training auch eine Art Absprungbrett für einen neuen ‚Lebensabschnitt‘ (wie hochtrabend :)) und zwar mein Studium in Passau. Witzigerweise habe ich nämlich auf dem Seminar ein Mädchen kennen gelernt, die genau dasselbe wie ich in Passau studieren wird…