Neue Aufgaben - neue Herausforderungen
Viele neue Aufgaben bedeuten viele kleine Erfolge und manchmal leider auch Misserfolge.
Wie ich in den ersten Wochen meine ersten eigenen Aktivitäten betreute und dabei viele positive Erfahrungen machte, manchmal aber auch vor Schwierigkeiten stand.
Es ist wieder Wochenende und da die Anderen entweder nach Hause gefahren sind oder noch schlafen, nutze ich die Zeit wieder zu berichten, was ich in den letzten Wochen erlebt habe.
Das meiste ist gut gelaufen und ich konnte mich über meine ersten kleinen Erfolge mit der finnischen Sprache oder das Lob des ein oder anderen Lehrers freuen, wenn ich den Schülern etwas gut erklärt oder gezeigt habe. Aber es gab auch Momente in denen war ich unsicher und einmal hatte ich auch nur einen Gedanken: "Wann ist dieser Kurs endlich zu Ende?".
In den letzten zwei Wochen habe ich schon einige Aktivitäten allein geleitet. Unter anderem die Soapstone-ammulets, wo die Kids aus Soapstone Ketten anfertigen.
Da ich kein Finnisch spreche, habe ich auf Englisch, die einzelnen Schritte erklärt und Schürzen und Masken gegen den Staub verteilt. Hoffentlich alle haben verstanden was sie nun tun sollen, aber zum Glück ist die Anleitung in Stichworten auch nochmal auf Finnisch an der Wand.
Nach zwei Stunden Sägen, Pfeilen und Schmirgeln hatten die 6. Klässler wunderschöne Ketten und ich hatte das Gefühl, das es sehr gut gelaufen ist. Das wurde mir auch nochmal von den Lehrern nach dem Kurs und später im Feedback von den Kids bestätigt. Und auch mir hat die Zusammenarbeit mit der Klasse sehr gut gefallen. Sie waren nicht nur ruhig, haben zugehört und nachgefragt, sondern haben den Raum auch sehr ordentlich hinterlassen, sodass ich nicht viel Zeit zum aufräumen aufbringen musste. - Keine Selbstverständlichkeit wie ich im Laufe der letzten zwei Wochen dann noch mehrmals feststellen musste.
Den Camp-olympics, bei denen die Schüler in Gruppen aufgeteilt werden um dann an unterschiedlichen Stationen Teamaufgaben zu lösen, stand ich anfangs sehr skeptisch gegenüber. Das liegt vermutlich auch daran, dass jeder von uns einen Zettel bekommen hat, auf dem dann der finnische Name von irgendeinem Spiel oder einer Aufgabe stand, die an unseren Stationen dann gelöst werden sollte. Im Internet fand ich keine passende Übersetzung und auch keine Erklärung und so war ich zunächst unsicher.
Bei der Vorbereitung wurden uns die Spiele dann vorgestellt und ich stellte begeistert fest, dass ich die meisten schon kannte.
Auch das T-Shirt painting hatte ich gleich mehrfach allein in den letzten zwei Wochen.
Zum Glück hatte ich mir zuvor schon Notizen gemacht und auch darauf geachtet, wie es die anderen Mitarbeiter erklären.
Trotzdem war ich anfangs etwas unsicher, denn hier gab es keine Anleitungen zum nachlesen und ich habe gehofft nichts zu vergessen.
In den meisten Klassen, die ich hierbei betreut habe waren die Kids 11 bis 13 Jahre alt.
Manche Lehrer haben meine Erklärungen ins Finnische übersetz, andere waren der Meinung ihre Schüler verstehen auch so genug. Den Eindruck hatte ich nicht immer, aber es hat dann doch funktioniert und alle wussten, was sie beachten müssen, damit sie ein schönes T-Shirt erhalten. Zumindest, nachdem ich die meisten Schritte vorgemacht und an Beispielen gezeigt habe.
Einige der Schüler die schon etwas besser Englisch konnten, kamen dann auf die Idee, mir ein bisschen Finnisch beizubringen. Einer der Jungen kam nach Vorne um sich die Farben für sein T-Shirt zu holen und sagte zu mir: "I want to have black, and black is in finish musta." Eine Idee, die ich sehr gut fand und beim nächsten Mal direkt erwähnt habe.
Auch in diesen Kursen ist meist alles gut gelaufen. Eigentlich hatte ich das Gefühl jedes Mal beim T-Shirt painting. Doch einmal als ich, nachdem ich die Klasse verabschiedet hatte, die Tür zum Badezimmer geöffnet habe, hat mich der Anblick schon ein wenig schockiert.
Dass das Waschbecken mit Farbspritzern übersät ist, ist normal, da wir hier die Pinsel, Schwämme und Teller waschen. Aber nachdem diese Klasse das Bad genutzt hatte war auch die ganze Wand dahinter mit Farbe beschmiert (zum Glück Fliesen, die man abwaschen konnte), der Lichtschalter hatte einen grüner Schimmer, der Boden war mit Farbflecken und feuchten Tüchern bedeckt und die Türklinke hätte ich auch nicht ohne Handschuhe anfassen wollen. Also hieß es für mich: das Mittagessen muss warten... denn erst mal war putzen und aufräumen angesagt.
Letzte Woche musste ich dann auch am Sonntag arbeiten, da eine schwedische Klasse über das Wochenende geblieben ist. Ich sollte zusammen mit Tamara, einer anderen Freiwilligen aus Spanien, das Ekokoru leiten. Eine Aktivität, in welcher aus alten CDs, Knöpfen, Stoffresten, Tasten einer Computertastatur und vielen anderen Materialien Schmuck oder ähnliches gebastelt wird.
Das dient dazu den Klassen das Thema Recycling näherzubringen und sie darauf hinzuweisen, dass nicht alles auf dem Müll landen muss.
Gar nicht so einfach, wenn man nicht so kreativ ist.
Der neunten Klasse, die zu diesem Kurs kam, konnte man schon beim Betreten des Raumes ansehen, wie Motiviert sie waren und wie Interessant sie das ganze Thema fanden. Mit mürrischen Gesichtsausdrücken setzten sie sich an die Tische und wir mussten uns sehr bemühen, um auch nur annähernd etwas Ruhe zu bekommen.
Nach einer kurzen Erklärung ging es dann los mit dem Basteln und obwohl ein Paar der Schüler sehr kreativ waren und gute Ideen hatten, habe ich mir gewünscht, die Zeit würde schneller vergehen und ich war Froh, als die Klasse 20 Minuten früher als geplant endlich ging, denn zwei Stunden lang hätte ich das bestimmt nicht ausgehalten.
Die meisten Schüler hatten überhaupt kein Interesse auch nur anzufangen oder sich die Beispiele anzusehen und taten so, als würden sie uns nicht verstehen.
Darum war, ich nachdem ich eine halbe Stunde lang erfolglos versucht hatte sie zu Motivieren froh um jeden von ihnen, der sich daraufhin einfach mit seinem Handy beschäftigte, oder mit den Legosteinen etwas gebaut hat, anstatt sie durch den Raum zu werfen, "ausversehen" die Dose mit den Knöpfen falschrum zu halten oder anderweitig den Raum zu verwüsten ohne auf uns oder den eigenen Lehrer zu hören.
Das Bogenschießen diese Woche hat dann aber wieder ganz gut funktioniert.
Natürlich gibt es Klassen, die etwas lauter sind als andere, aber zumindest haben sich alle an die für die Sicherheit relevanten Vorgaben gehalten.
Auch wenn ich kein Profi bin und bei mir der ein oder Andere Pfeil danebengeht, weiß ich inzwischen wie man es richtig macht und kann es erklären und vormachen, wie es (theoretisch) am besten funktioniert. Wo der Pfeil dabei dann landet ist ja eigentlich nicht so wichtig... und zumindest habe ich die Zielscheibe getroffen.
Gerade bei dieser Aktivität ist es wichtig, auch die Schüler bei denen es nicht so gut funktioniert immer neu zu Motivieren und mit Tipps zu unterstützen ... etwas das nur dann möglich ist, wenn man nicht die ganze Zeit damit beschäftigt ist die Kinder davon abzuhalten vor die Absperrung zu laufen oder mit Pfeil und Bogen durch das Zelt zu rennen.
Das kommt wohl auch häufiger mal vor, doch ich hatte Glück.
Und auch mein erster Versuch mich bei einer Klasse auf Finnisch vorzustellen, ist ganz gut verlaufen, auch wenn sich der ein oder andere das Grinsen dann doch nicht verkneifen konnte, als ich nach den ersten zwei Sätzen (Mein Name ist Sarah. Ich komme aus Deutschland.) dann doch lieber in Englisch weitergesprochen habe.
Etwas schwieriger wurde es dann für mich in einem anderen Kurs, den ich mir ansehen sollte um auch noch andere Aktivitäten zu lernen.
Die Mitarbeiterin, die diesen Kurs leitet, spricht genau so viel Englisch, wie ich Finnisch spreche...also fast gar nicht. Es war schon lustig wie wir uns dann mit Zeichensprache und Pantomime "unterhalten" haben.
Da wir hier auf dem Gelände Wohnen und daher Abends nahezu die einzigen Mitarbeiter dort sind, ist es unsere Aufgabe einmal in der Woche die Kinderdisco zu organisieren.
Nachdem wir anfangs Probleme mit der Technik hatten, funktioniert es inzwischen ganz gut... naja, bis auf das Licht, das dann immer mal wieder ausgeht, wenn jemand am Kabel wackelt, aber wir bekommen ein neuer Kabel ... irgendwann.
Und eins verstehe ich wirklich nicht ... warum wünschen sich einige der Jungen in der Disco ständig "My heart will go on???"