Nem beszelek magyarul
Meine Eindrücke und Erlebnisse nach drei Monaten in Ungarn
„Nem beszelek magyarul“ (Ich spreche kein Ungarisch)- Diesen Satz kann ich nun sogar im Schlaf von mir geben, wenn ich zum Beispiel plötzlich von meinem Vermieter geweckt werde, der an einem Mittwochmorgen in meinem Zimmer steht, das Licht einschaltet und mir auf Ungarisch erzählt, dass er ein Bett reparieren möchte.
Abgesehen von diesem unerwarteten Erlebnis benutze ich diesen ungarischen Satz in normalen Situation, wenn ich auf Ungarisch angesprochen werde. Allerdings stellt sich dann meistens heraus, dass mein Gegenüber kein Englisch sprechen kann. Somit muss sich einer von beiden überwinden und es in der jeweiligen fremden Sprache versuchen. Mittlerweile klappt das in meinem Fall aber schon immer besser, denn unser Sprachunterricht ist sehr gut und bereitet uns auf mögliche Alltagssituationen vor, wie zum Beispiel, was wir sagen sollten, wenn wir jemandem auf den Fuß treten: „Bocsánat“.
Seit vier Wochen haben wir nun auch endlich mit unserem richtigen Projekt angefangen. Unsere Besuche in verschiedenen Schulen beruhen zwar aufgrund mangelnder Informationen meistens auf Improvisation, aber im Großen und Ganzen sind wir zufrieden. Jeden Montag besuchen wir eine Grundschule in einem Dorf, eine halbe Stunde mit dem Bus entfernt und gestalten den Unterricht in verschiedenen Klassen auf Englisch. Dort werden wir von den Kindern immer sehr willkommen geheißen und schöpfen neue Motivation.
Zwei Mal in der Woche gehen wir zu einem Gymnasium in Debrecen und dort helfe ich im Deutschunterricht mit. Jeden Donnerstag fahren wir wieder mit dem Bus eine halbe Stunde in ein nahe gelegenes Dorf und bieten in einem Internat verschiedene Aktivitäten an und teilen unsere Kulturen und Sprachen.
Außerdem leben ich und meine drei Mitbewohner jetzt nicht mehr in dem zuvor beschriebenen „Luxushaus“, sondern nun in einer normalen EVS Wohnung. Hier gefällt es uns jedoch auch sehr gut und vor allem die Straßenbahn vor der Haustür zu Tag- und Nachtzeiten schätzen wir sehr.
Mittlerweile habe ich auch schon immer mehr von der ungarischen Kultur kennen gelernt. Ich habe mehrere Male ungarische Volkstänze ausprobiert und getanzt und eine Liste von Konditoreien angefangen, die ich in diesem Jahr alle mit einer anderen deutschen Freiwilligen ausprobieren werde. Außerdem habe ich einen weiteren Feiertag in Ungarn kennen gelernt- den 23. Oktober, der Beginn der Revolution und des Freiheitskampfes 1956 sowie den Tag der Proklamation der Republik Ungarn im Jahr 1989.
Zudem lernen wir oft auch an unseren EVS Tagen etwas über Ungarn, wenn wir gemeinsam mit unserer Organisation nach dem Besprechen von Organisatorischem, Aktivitäten machen, wie zum Beispiel Kraniche beobachten im Nationalpark Hortobágy, Reiten und gemeinsames Grillen von ungarischen Würstchen.
Mittlerweile hatte ich auch mein „on-Arrival Training“ in Budapest wo wir noch einmal unsere Motivation aufgefrischt haben und uns mit anderen Freiwilligen, die auch gerade in Ungarn ihr EVS machen austauschen und neue Kontakte knüpfen konnten.
Sehr genossen habe ich die Woche nach dem Training, denn wir hatten wegen der Herbstferien ein verlängertes Wochenende und ich bin mit meinen spanischen EVS Freunden nach Wien und Bratislava gereist. Seit dieser Reise mit vier Spaniern habe ich angefangen auch ein bisschen spanisch zu lernen. Allerdings gehen die Wörter in meinem neuen Wortschatz ziemlich querbeet, denn sie gehen von „memeo mucho“ (Ich muss dringend Pippi) über „atajo“ (Abkürzung) bis hin zu dem für mich wichtigsten Satz „Tengo hambre“ (Ich bin hungrig).
Sehr empfehlen kann ich Bratislava, denn man denkt und hört, dass man Bratislava innerhalb eines Tages abhaken kann, aber wir sind da anderer Meinung, denn wir wären gerne noch länger geblieben, um die verschiedenen Facetten und Teile Bratislavas zu erkunden.
Schließlich fühle ich mich immer noch sehr wohl in Debrecen und bin gespannt auf den Winter, von dem uns alle schon kalte Geschichten erzählen. Ich habe mir vorgenommen am kältesten Tag endlich mal das Thermalbad in Debrecen aus zu probieren und eventuell, dort auch den Winter zu verbringen. Ich hoffe mein Winterschlaf wird hoffentlich nicht von sehr sympathischen ungarischen Vermietern gestört!