Musik, Kunst, Sport und Spaß!
Reggaekonzert und afrikanischer Abend, Volleyball und tir à l'arc - zwei kunterbunte Wochen mit schönen Erlebnissen zwischen viel Organisation und Projekten
Seit dem letzten Blogeintrag ist wieder viel Zeit vergangen und damit – SVE-typisch- zwingenderweise viel passiert. Zum Glück war ich nach den unplanmäßig zu Hause (in Frankreich) verbrachten Tagen wieder halbwegs fit, sodass ich doch noch mit Sarah nach Paris fahren konnte. Sie hat dazu einen sehr schönen Blog geschrieben: https://www.youthreporter.eu/de/beitrag/j-aime-paris.11912/#.Vt3_-eaRTdE
Und auch ich kann auf diesen Urlaub, auch wenn er recht touristisch gestaltet war, nur positiv zurückblicken: Paris ist eine wirklich schöne Stadt, wahnsinnig groß und voll Leben. Und dabei hatten wir noch so viele Glücksmomente, die alles geradezu perfektionierten. Das war das seeehr einfache Hostel, das dafür aber in einem lebhaften, „angesagten“ Viertel lag, unser im Vorfeld gebuchtes Kulturprogramm mit einem englischen Impro-Musical und dem stage-Musical Cats war genial. Ins Louvre spazierten wir (legal!!) kostenlos und komplett ohne Wartezeit hinein, der Eiffelturm war trotz gekennzeichneter Unmöglichkeit im Internet ganz normal zugänglich und wir genossen bei kaltem, aber ansonsten schönem Wetter eine fabelhafte Aussicht. Für den dritten und letzten Abend schauten wir spontan bei einem Restkartenverkauf vorbei und landeten abends tränenlachend in einer kleinen Theaterproduktion von „In 80 Tagen um die Welt“, die weder Comedy noch aktuelle Bezüge unbeachtet ließ. Auch wenn wir mit Sicherheit die Hälfte der Witze verpasst haben, lachten wir nicht wenig. Dreimal zufällig ein Restaurant zum Essen gewählt, dreimal großes Glück und leckeres Essen gehabt. Was wünscht man sich mehr?!
Zurück in Redon ging dann das übliche Geschehen weiter, Arbeit in der Clarté, meetings über meetings und viel Organisation fürs gemeinsame Projekt, das jetzt in die heiße Phase läuft, und schließlich typisch für mich viele persönliche Termine und große Motivation, auszugehen, Spaß zu haben, Neues zu entdecken. (Wobei mir momentan auch die Arbeit mit meinen Schülern sehr viel Freude bereitet und es einfach gut läuft!) Da war ein Reggae-Konzert in meiner koordinierenden Organisation Mapar, für das die Erzieher und ich auch 6 Jugendliche der Clarté motivieren konnten. So arbeitete ich an diesem Tag zwar normal meinen langen Tag bis 18 Uhr, stapfte eine Stunde später aber schon wieder durch den Regen zurück zur Arbeit um beim Transport zu helfen. Letztendlich ging ich mit zwei Jeunes zu Fuß (bzw. Rollstuhl^^ ) zur Mapar und wir amüsierten uns gut auf dem Weg. Es waren viele Leute da, was eine sehr angenehme Atmosphäre schaffte und alle schienen die Musik der Gruppe Faygo sehr gern zu mögen. Es freut mich sehr zu sehen, dass selbst derjenige meiner jeunes, der skeptisch mit der Erwartung „Ich komme mit, aber nur um zu wissen, was Reggae ist“ kam, absolut begeistert war. Als wir später sogar noch Autogramme erhaschen konnten, war die Freude umso größer. Und wir feierten den Zufall, dass gleich zwei Namen zwischen Gruppenmitgliedern und unseren Jugendlichen übereinstimmten fast genauso wie den 18. Geburtstag des Jungen, den ich hin begleitet hatte.
Am nächsten Abend wagte ich mich mutig zur Animation in der Mapar – Bogenschießen. Gar nicht so einfach, aber sehr cool! Auch wenn ich ein bisschen Probleme beim Anvisieren hatte, machte es mir ganz viel Spaß, Pfeile auf die Scheibe zu schicken. Als ich dann im letzten Durchgang auch noch einen Treffer in die 10 in der Mitte setzte, war die Freude natürlich groß und ich fühlte mich (im Spaß genommen) nicht mehr ganz so schlecht zwischen einigen Jungs, die recht professionell ihre Ziele konsequent nebeneinander und mittig setzen. Fazit: definitiv zu wiederholen! Vielleicht auch mit anderen Programmen, weil es doch auch mal ganz nett ist, mit einer Gruppe französischer Jugendlicher etwas zu unternehmen, auch wenn diese sich untereinander besser kennen und ich gelegentlich doch sprachlich-verständnismäßig hinterherhinkte. Das Wochenende war dann auch gut voll gepackt mit Leben, Spaß und Miteinander. In zwei Wegen, mit einem der üblich spannenden Autos von Nicola (im aktuellen muss ein Geheimcode „gemorst“ werden, sonst lässt sich der Motor nicht starten), ging es Samstag endlich mal wieder mit (fast) allen Freiwilligen aus Redon auf eine ehemalige Farm, wo ein Verein regelmäßig Konzerte und andere Events veranstaltet. Diesmaliges Thema war soirée africaine – afrikanischer Abend. Anfangs hatten wir ein bisschen zu warten, waren wir doch ausnahmsweise mal pünktlich da, nehmen es die Franzosen oft doch lockerer mit Uhrzeiten. In dieser Situation merkte ich einmal mehr sehr deutlich, dass wir uns wirklich sehr gut eingelebt haben hier in Redon. Die Zeiten sind lang vorbei, dass man in und um Redon auf Veranstaltungen gar niemanden kennt, immer trifft man irgendjemanden, den man irgendwoher kennt und kommt oft ins Gespräch. Dieses mitten-drin-Sein schätze ich sehr und ist vermutlich einer der Gründe, warum ich mich hier so wohl fühle und im Moment keinesfalls woanders sein will. Dann faszinierte uns eine Tanzgruppe mit afrikanischen Tänzen, allzu oft improvisiert und mit solistischen Teilen, auf Percussionmusik und mit stimmlicher Gestaltung. Und schließlich gab es „natürlich“ eine lustig bunt-gemischte Gruppe aus Bretonen, Senegalaisen und einer anderen Nationalität, die Gesang gekonnt mit Gitarren, Percussion und Geige mischte. Anfangs redeten wir noch viel, wärmten uns am Ofen, tranken Cidre und Quitten-Apfelsaft, doch dann bewegte sich die ganze Freiwilligengruppe – mal mehr mal weniger freiwillig oder von Nicola und Tiina geschoben – zum Bühnenrand und wir tanzten ohne die Zeit verfliegen zu sehen. So waren wir leicht enttäuscht, als die Gruppe zu spielen aufhörte und uns nur noch abgespielte Musik, dafür aber viel mehr Platz zum Tanzen blieb. Den Abend setzten wir dann alle gemeinsam in unserer gemütlichen Lieblingskneipe „Les milles bornes“ und hatten noch viel zu Lachen. Nicht zuletzt wegen Meryems Fund eines Schaufensterpuppenkopfs und einem angetrunkenen Marokkaner, der vorbeikam… Noch in derselben Nacht schaffte ich es in Stefanias warmer Küche stehend, Nicola und Meryem für einen Ausflug zu motivieren. Mit ein bisschen italienisch-türkisch-deutscher Verspätung brachen wir am Sonntag dann auch tatsächlich nach Bourg-des-Comptes auf. Eine Kollegin hatte mir dieses kleine Festival empfohlen und absolut nicht übertrieben! Der Name „Entre la“ spricht für das Prinzip – in gut 20 Häusern standen die Türen offen, sodass wir wie andere Neugierige, einfach eintreten konnten. Neben Küchen und Wohnzimmern gab es aber vor allem viel Kunst zu entdecken, in jedem Haus waren Werke eines oder mehrerer Künstler ausgestellt. Die Ausstellungen erwarteten wir für einen kleinen Ort zwar durchaus interessant, aber nicht zu speziell. Das entpuppte sich allerdings als fataler Fehler: Von verschiedenen Drucktechniken, über Skulpturen, Collagen, Glaskunst, unterschiedlichsten Schmuck, Arbeit mit Naturmaterialien und Zeichnungen war alles dabei und noch mehr. Alle drei waren wir sehr beeindruckt und fasziniert, genossen unseren Ausflug sehr. Noch dazu freuten wir uns über strahlenden Sonnenschein, der die ohnehin angenehme, freundliche, „miteinander-“ Atmosphäre nochmal erheiterte. Alles in allem ein superschöner Nachmittag mit wunderschönen und interessanten Ausstellungen, freundlichen Menschen, offenen und motivierten Künstlern und einer lustigen Truppe um mich herum – wir sind anfangs nicht nur versehentlich in eine ebenso wie das Festival bunt markierte Geburtstagsparty reingestolpert, sondern hatten auch eine neugierige Person unter uns, die gerne mit Kindern spielt und auch mal ihre Hände und Nase blau färbt, weil sie eine Drucktechnik interessant findet… :) Entre la in Bourg-des-Comptes kann ich allen, die in relativer Nähe vorbeischauen, auf jeden Fall nur empfehlen, es war genial! Die folgende Woche war dann allerdings auch schon wieder „bien rempli“, gut vollgepackt mit Veranstaltungen und Organisation, aber dennoch schaffte ich es mal wieder mit Tiina ins Kino zu gehen. Unser Ciné Manivel ist zu einem Ort geworden, den ich sehr schätze - während des freiwilligen Arbeitens für die Bekanntschaften und oftmals sehr interessante Konversationen mit anderen Ehrenamtlichen, dann allerdings auch, um viele Filme zu sehen. Das schult die Sprache und dient mir oft als festgelegter Punkt des Abschaltens und Zeit-für-mich-Nehmens, kann ich im Saal doch zwingend nichts anderes machen oder abgelenkt werden; Ist nicht zuletzt einfach auch sehr sehr spannend, weil ich nebenbei mehr über das Kino und Filme (kennen)lerne und viele interessante Geschichten und Dokus auf einem der großen Bildschirme vor mir betrachte, die mir nicht selten Anlass zum Denken und Überdenken geben. Spannend auf einem anderen Level war mein erster „Point Presse“ hier – ein Treffen unserer Freiwilligengruppe mit den Journalisten der beiden großen Zeitungen in Redon: die wöchentlich erscheinenden infos und ein Regionaljournalist der größten französischen Zeitung Ouest-France. Wir sprachen über uns, vor allem aber auch die von uns organisierten anstehenden „Journées de l’Europe“. Es machte mir sogar Spaß, all die geplanten Aktionen nochmal „werbewirksam“ zu verpacken und in Zusammenwirken mit den anderen SVE zu erklären und bin gespannt, was die beiden netten Journalisten daraus machen.
Was sonst noch los war? Mein erstes Spiel in einer der beiden Mixed-Runden, die meine Volleyballmannschaft spielt. Wir waren genau 6 Leute, was mich nicht gerade beruhigte, hatte ich doch lange keinen Ball in der Hand gehabt und war von der anstrengenden Woche müde. Lustiger weise war es ausgerechnet Bourg-des-Comptes, die zu uns kamen. Damit war durch die Expo des vergangenen Wochenendes direkt eines der vielen Gesprächsthemen für die gemütliche Runde nach dem Spiel gefunden. Ich spielte spontan auf Außen, was ich bisher auch eher vermieden habe, fand aber immer mehr Spaß daran, versenkte ein paar schöne Bälle in die Ecken und werde wohl jetzt etwas als 4 bleiben. Und was soll ich sagen, nach einem chaotischen, nicht abgestimmten Start mit den 3 Jungs und 2 Mädels, mit denen ich großteils eher selten zusammen gespielt habe, drehten wir ein 8:17 im ersten Satz und gewannen 3:0. Da macht das Spielen gleich nochmal mehr Spaß, auch wenn die letzten Niederlagen keine schlechten Spiele waren. Aktuell steht nun viel Arbeit an, verantwortlich für einzelne Teile des Programms finde ich noch nicht ganz die Ruhe, alles fertig zu haben. De toute façon aber – ich freue mich auf unsere Aktionen übernächstes Wochenende!