Mit einem Kastenbier und einem Prior in die Uni
Wie ich das erste Mal einen Bruder morgens um 9 Uhr ein Bier trinken sah und ein Medikament kaufen wollte
Am Montag ging ich mal nicht an meine gewohnten Arbeitsplätze, sondern half Bastiaan und Nelleke bei einem Werbefilm. Dieser Werbefilm wurde für die Lancierung des Jubiläumsbieres vom Dominikaner Orden. Der Orden wird dieses Jahr 800 Jahre alt und darum gibt es dieses Jahr ein besonderes Klosterbier. Zondag heißt es und das bedeutet in deutsch Sonntag (manchmal ist niederländisch eine echt schwere Sprache). Das Bier soll an die Ruhe des Sonntags erinnern und hat noch andere sehr tiefe philosophische Zusammenhänge.
So ging ich also morgens um 8.30 Uhr zu dem Büro von Bastiaan und Nelleke. Mir war vorher nicht wirklich bewusst, was meine Aufgabe sein wird (wahrscheinlich aus Angst ich würde dann nicht mitmachen). Mein Job war es an diesem Tag der Läufer zu sein. Ich habe also alles Mögliche mit mir rumgetragen, war mal Kaffee holen und habe auch Requisiten vorbereitet.
So gegen 9 Uhr haben wir dann Jan Laan (den Prior) und Jonathan (den Kameramann) getroffen. Und dann ging es auch schon los.
Die Idee war es im Wohnzimmer der Brüder zu Starten und dann Jan auf seinem Weg durch Zwolle zu begleiten. Der letzte Halt sollte die Studentenbar „Het Vliegende Paard“ sein, in welcher auch das Bier am folgenden Montag lanciert wurde.
So ging es also los. Der Prior hat ein Partyhütchen aufbekommen und die ersten Szenen wurden gefilmt. Aus Authenzitätsgründen mussten Jan dann auch schon ein Bier trinken, damit er in die Stimmung des Bieres kommt.
Dann gingen wir in die Universität von Zwolle. Das Gebäude hat eine „Keine-Wände-Philosophie“, das heißt alle Wände sind mehr oder weniger aus Glas. So konnten die Studenten während ihrer Vorlesungen sehen, wie ein Gruppe, welche bemessen an der Mischung an die Bremer Stadtmusikanten erinnerte, durch die Uni schritt. Die Reaktionen waren ganz verschieden. Einige starrten uns nur an, andere fingen an zu lachen und wieder andere waren anscheinend so etwas schon gewöhnt.
So bauten wir in der Mensa unsere Pop-Up-Bar auf. Die sah ungefähr so aus. Teppich, ein Tisch, zwei Stühle, eine kleine Statue von Dominikus auf dem Tisch, ein Kastenbier unterm Tisch und zwei Flaschen Bier auf dem Tisch. Einer dieser Stühle wurde von Jan Laan besetzt und der andere sollte von einem Studenten eingenommen werden. Es kamen insgesamt drei Studenten. Von denen waren zwei dort um wirklich mit Jan zu reden und der letzte war von der Uni-Zeitung und wollte eigentlich nur ein Interview haben.
Irgendwie hatte eine Zeitung Wind bekommen, dass wir dort sind und wollte einen Artikel schreiben. Deshalb kam ein Photograph in die Uni wollte Fotos für den Artikel aufnehmen. Da zu diesem Zeitpunkt gerade kein Student am Tisch saß, wurde ich dorthin verfrachtet.
So kam es, dass ich jetzt auch in den Niederlanden mal in einer Zeitung war. Die ganze Woche wurde ich darauf angesprochen und beinahe jeder hat mir diesen Artikel zu kommen lassen. Ich habe davon jetzt einen netten Stapel bei mir auf dem Schreibtisch liegen.
Unsere Pop-Up-Bar haben wir noch zweimal aufgebaut und das natürlich gefilmt.
Am Mittwoch konnten wir dann das fertige Video bewundern. https://youtu.be/7yM8-0JHOb4 und hier könnt ihr es bewundern!
Donnerstag, war es wieder mal unter 0ºC und somit hatten wir recht wenig zu tun auf Klooienberg. Deshalb beschloss ich am Nachmittag zum Friseur zu gehen. Spontan wurde der Entschluss gefasst einen neuen Salon auszuprobieren. So ging ich also zu „Zizzers“ (anscheinend ist das geben von schlechten Wortspiel-Namen nicht nur in der Deutschland normal). Da war ich dann der einzige Kunde und wurde sofort von Heidi frisiert. Eigentlich haben wir erst einmal fünf Minuten lang im Internet nach Bildern gesucht, die zeigten wie ich meine Haare haben wollte.
Danach ging es also los mit dem Haare schneiden. Es war alles wie üblich beim Friseur. Man redet ein bisschen und bewundert sich selbst im Spiegel. Dann wurde bezahlt. Jeder Friseur bei mir in der Straße kostet ungefähr 15€ für einen Männerschnitt. So wollte ich ganz lässig am Tresen 15€ ablegen und gehen, als sie zu mir sagte: „Das macht dann 25€.“ Verwirrt, wie ein Rehkitz bei Gewitter, packte ich noch 10€ dazu und verließ den Laden.
Das war der erste Friseurbesuch in meinem Leben, der mich mehr als 15€ gekostet hat. Da in Berlin immer eine Freundin meine Haare schnitt, ist es generell noch ungewohnt dafür zu bezahlen. Aber was kostet die Welt, würde meine Schwester nun sagen. Die Haare sehen okay aus und ich hatte ein relativ nettes Gespräch.
Timi war schon krank und irgendwie ist das übergeschwappt zu mir. Am Freitag, war ich dann komplett weg vom Fenster und ging nicht arbeiten. Ich habe dann zu Hause auf dem Sofa gesessen Inhaliert und Tee getrunken. Da wir keine Medizin zu Hause hatten, wollte ich eben zur Apotheke gehen und mir schnell ein Medikament kaufen, welches ich auch in Deutschland immer nutzte. Das schnell mal zur Apotheke gehen, war dann eher wie mal eben ins Bürgeramt gehen.
Als ich eintrat musste ich eine Nummer ziehen und warte bis diese rankam. Meine Nummer war C406 und auf dem Bildschirm stand C405. So dachte ich, dass es sich nicht lohnt hinzusetzen. Als das Signal kam, dass der nächste Kunde an der Reihe ist, sah ich das auf C405 nicht C406 (meine Nummer) folgt, sondern das danach D405 kommt. Bei der Nummer F405 habe ich dann verstanden, dass zuerst das Alphabet durchgenommen wird, bevor die nächste Zahl kommt. Zum Glück hatte ich ein Hörbuch dabei….
Als ich an der Reihe war, wollte ich besagtes Medikament kaufen. Da es dies nicht in den Niederlanden gibt, hat die Apothekerin, kurz im Internet nach geguckt, wie dieses Medikament zusammengestellt ist. Als sie mir dann sagte, dass man dieses Medikament und ein anderes mit dieser Mischung nicht kaufen könne, weil es eine zu starke Droge sei, verstand ich die Niederlande nicht mehr. Man kann ganz normal Weed oder ähnliche Drogen in Coffeshops kaufen, aber ein Medikament, welches einfach nur ein Mix aus verschiedene Medikamenten ist, gibt es nicht, weil es eine zu starke Droge ist?!
Das ist ja so, als ob man sagt, man trinkt aus gesundheitlichen Gründen den Kaffee oder Tee ohne Zucker, aber gönnt sich jeden Abend eine Flasche Cola.
Naja, wer weiß, bestimmt gibt es dafür irgendwo gute Gründe…
Am Ende habe ich dann irgendeine Heißgetränk-Mischung mit Paracetamol gekauft.
Am Montag den 18.1.2016 wurde das Dominikaner Bier „Zondag“ im Vliegenden Paard (Fliegendes Pferd, ich wundere mich immer noch warum sie es nicht einfach Pegasus nannten) lanciert.
Der Abend an sich war sehr angenehm. Zuerst waren noch die Studenten bei uns und Mara hat gekocht. Also eigentlich habe ich gekocht und sie das Rezept rausgesucht, aber der zählte als ihr Kochabend. Es gab Risotto (gekocht ohne Weißwein, komisches Rezept!).
Eigentlich sollte es die Möglichkeit geben, dass man die gesamte Woche über dieses Bier kaufen kann. Am Montag waren aber so viele Menschen da, dass bereits nach 2,5 Stunden der gesamte Vorrat aufgebraucht war. Es ist noch unklar ob man noch eine neue Lieferung bringt oder nicht. Zum Bier: Es ist ein wenig Stärker als normales Bier (6,5% oder 8,5%, das habe ich vergessen) und es ist ein Pils. Es schmeckt gut, aber ich habe mehr besonderes vom Bier erwartet.
Am gestrigen Abend war eine große Jogging-Aktion geplant. Es ging bei uns in der Kirche los und führte durch Zwolle, an anderen religiösen Gebäuden vorbei, hin zur Moschee von Zwolle. Mara, Kris und ich wollten teilnehmen. Doch als Kris sah wie krass die anderen Läufer ausgestattet waren, ist dann doch wieder nach Hause gegangen und hat sich Sushi bestellt. Insgesamt war die Strecke 6 km und wir haben als Gruppe von ungefähr 100 Läufern 40 Minuten dorthin gebraucht. In der Moschee hat der Imam noch ein paar sehr gute Worte gesagt, wir haben was zu Trinken und einen Keks bekommen (Typisch niederländisch nur einen Keks) und sind wieder zurück gejoggt. Der Abend war eigentlich ziemlich cool. Als große Gruppe, auf einen Dienstagabend, quer durch Zwolle zu joggen, war schöner als gedacht.
Auf dem Bild könnt ihr meine super kulturell angepassten Jogging Schuhe bewundern.
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