MH17- ein Land im Schockzustand, wie die Niederlande das Trauma verarbeitet
Ein Flugzeug stürzt ab, es dauert wahrscheinlich nicht länger als fünf Minuten und das Leben von fast 300 Menschen ist vorbei. Ein Bericht über die Folgen für die Familien der Opfer und wie ein ganzes Land mitleidet.
Flug MH17 flog von Amsterdam nach Kuala Lumpur, es waren viele Urlauber an Bord. 154 Menschen kamen aus den Niederlanden. Nach nur ein paar Stunden war der Flug vorbei und eine Katastrophe geschehen. Die Unfallursache ist noch nicht geklärt, aber vieles deutet auf einen Abschuss des Flugzeuges hin. Von wem es abgeschossen wurde, ist auch nicht klar, aber die Trauer ist dadurch nicht weniger groß.
Mit 154 Todesopfern sind die Niederlande das meist getroffene Land dieses Unglücks. Das Entsetzen ist groß und die Trauerwelle ist bis jetzt noch nicht abgeebbt. Die Niederländer versuchen ihr Unglauben und ihre Betroffenheit irgendwie in Worte zu fassen und so entstanden in den ersten Tagen nach dem Unfall unzählige Facebookerinnerungsseiten. Die Menschen posten dort Fotos, Videos oder einfache Texte, die sie mit den Menschen verbinden. Wenn man sich durch diese Seiten klickt, läuft es einem kalt über den Rücken. So ist zum Beispiel eine Frau mit einem Foto ihrer beiden Kinder zu sehen, beide Anfang 20, die zusammen Urlaub machen wollten. Unter dem Foto schreibt sie „Herr Putin, bitte schick mir meine Kinder zurück“. Die Trauer ist so groß, dass sie beinahe zum Anfassen nahe ist.
Es gibt viele Aspekte des Absturzes, die noch unsicher sind. So ist zum Beispiel noch unklar, was mit den Leichen geschieht und ob die unschuldigen Opfer jemals von ihren Familien begraben werden können. Diese Unwissenheit und auch die Vielzahl der Opfer führen dazu, dass die Niederländer immer mehr zusammenhalten in dieser schweren Zeit. Die Tageszeitung „De Telegraaf“ berichtet täglich von einem der Opfer mit einem Foto und einer kurzen Beschreibung des Lebens.
Auch der respektlose Umgang mit den Leichen und den persönlichen Gegenständen der Opfer wird in den niederländischen Medien immer wieder kritisiert. Der Kommandeur, der den Absturzort absichert, hat viele der Kuscheltiere von gestorbenen Kindern des Fluges in die Kamera gehalten und darüber hinaus veröffentlichte er Fotos, auf denen Leichenteile zu erkennen waren. Eine Geste, die durchaus kritisch gesehen wird, denn für die Familien wird es so nicht leichter, das Unglück zu verarbeiten.
Das Flugunglück ist das wichtigste Thema, über das zurzeit berichtet wird, denn auch Regierungschef Rutte steht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Er versucht seit Tagen zu vermitteln, dass Russland bei der Bergung der Leichen hilft und so die Rückführung der Leichen sichergestellt wird, aber bisher ohne Erfolg. Er wird wohl abhängig von der Hilfe Amerikas und den anderen EU-Staaten sein, um einen Erfolg zu erzielen. Rutte machte außerdem deutlich, dass es ein Land mit der Größe der Niederlande besonders hart treffe, weil hier die Toten aus allen Regionen kämen und nicht nur aus einem Teil des Landes.
Für die zurückgebliebenen Familienmitglieder und Freunde heißt es nur noch Hoffen auf einen Erfolg der Verhandlungen und eine lückenlose Aufklärung. Es sieht zwar nicht gut aus, aber ihnen bleiben nur noch die Hoffnung und die sowieso unfassbar große Trauer.