Meine Zeit in Stelpe
Mein erstes Projekt in Stelpe.
Heute finde ich endlich wieder Zeit einen Blog zu verfassen. Ich würde euch gerne von meinem ersten richtigen Projekt hier in Stelpe erzählen. Es handelt sich um eine Nachmittagsbetreuung für Kinder nach der Schule. Angefangen haben wir(Julia, Lena und ich) damit in der zweiten Septemberwoche, da die Schule hier immer am 1. September beginnt. Wir treffen uns also von Montag bis Freitag jeden Nachmittag um 15.30 Uhr in einem Apartment, das der Gemeinde gehört und bespaßen Kinder aus unterschiedlichen Altersgruppen bis abends um 19.00 Uhr. Der jüngste ist 3 Jahre alt und erst gestern ist er vor lauter Müdigkeit auf meinem Schoß eingeschlafen. Dann kommen jeden Tag 2 Jungs im Grundschulalter, die am liebsten den ganzen Tag Fußball spielen würden. Gleichzeitig kommen aber auch jeden Tag 2 Mädels so 11/12 Jahre alt die Stunden lang basteln könnten und 3 Teenager die gerne auch mal nur chillen. All diese unterschiedlichen Interessen unter einenn Hut zu bringen ist gar nicht so einfach aber der beste Kompromiss ist Verstecke, das gefällt hier jedem und die Kinder finden dieses Spiel unheimlich witzig.
Mich fasziniert am meisten wie sich unser Projekt in kurzer Zeit so weit entwickelt hat. In den ersten drei Tagen hatten wir im Schnitt 3 Kinder pro Tag und auch nur Mädchen. Dann am vierten Tag hatten wir plötzlich 12 Kinder und von da an kommen jetzt jeden Tag min. 8 Kinder. Jetzt ist es sogar so, dass eher mehr Jungs als Mädchen kommen. Das könnte daran liegen, dass es sich zur Routine entwickelt hat, dass nach dem ersten Kaffee erst mal alle zusammen raus gehen und Fußball oder Volleyball spielen. Danach trinken alle ihren zweiten Kaffee oder Tee und dann wird gebastelt, gespielt oder geschminkt. Bevor jetzt der ein oder andere erschrocken aufschreit angesichts des unverantwortlich hohen Kaffeekonsums unserer Kinder: dass Kinder regelmäßig Kaffee trinken ist in Lettland nicht außergewöhnlich.
Regelmäßig machen wir auch etwas zu essen. Zuerst haben wir nur Obstsalat gemacht, weil wir leider keine Küche in dem Apartment haben. Aber letzte Woche haben wir dann die Kinder in unser Haus eingeladen und Pfannkuchen gebacken. Das hat natürlich allen sehr gut gefallen, v.a. weil die Mitarbeiter gekocht haben und die Teilnehmer Quatsch gemacht haben :)
Es gefällt mir sehr gut mir den Kindern zu arbeiten und es ist schön zu sehen, dass auch die Kinder unheimlich viel Spaß haben. Leider wird die nächste Woche vorraussichtlich meine letzte Woche in der Kinderbetreuung in Stelpe sein. Denn am 4. Oktober ziehe ich um nach Misa. Dort gibt es auch eine Schule und ein NVO Centre, dass eine Nachmittagsbetreuung für Schüler anbietet. Ich kann mir gar nicht richtig vorstellen all die neuen Leute, die man kennengelernt hat und in sein Herz geschlossen hat nicht mehr regelmäßig wieder zu sehen.
Im September hatten wir zwei Feste. Das erste war sehr groß und zu Ehren eines bekannten lettischen Schriftstellers, dessen Namen ich leider schon wieder vergessen habe. Jedenfalls jährte sich entweder sein Geburtstag oder sein Todestag(das habe ich nicht ganz verstanden mein lettisch ist kaum existent) zum 150. mal und auf Grund dessen fand hier ein zwei tägiges Fest statt. Am ersten Abend gab es verschiedene Darbietungen wie ein Theater für Kinder, ein Kinderensemble, eine Tanzgruppe und verschiedene Workshops für Kinder. Wir hatten zu diesem Anlass 100 Armbänder geknüpft, die wir an die Kinder verteilt haben und wir sind auch alle losgeworden. Es waren also offensichtlich viele Kinder da aber auch Erwachsene aus den umliegenden Dörfern. Zum Abschluss wanderten alle gemeinsam zu dem Freidhof auf dem dieser Schriftsteller begraben ist. Jeder der Teilnehmer hatte ein kleines Licht dabei und so bildeten wir alle einen wunderschönen Lichterzug und jedes dieser Lichter wurde dann am Grab des Schriftstellers abgestellt.
Am nächsten Abend gab es ein Konzert von zwei Chören, das war sehr beeindruckend. ich hab das erste mal live das Nationallied der Letten gehört. Damit meine ich nicht ihre Nationalhymne, sondern ein Lied mit dem sich die Letten identifizieren und das bei eigentlich jedem Konzert zum Schluss feierlich gesungen wird(Wer interesse hat kann sich das gerne mal auf Youtube anhören:https://www.youtube.com/watch?v=WeovGfNEEsk. Diese Aufnahme stammt aus einem großen Fest, das alle vier Jahre in Riga statt findet und in dem alle Chöre aus Lettland teilnehmen.)
Das zweite Fest war ein Pilze-Vogelscheuchen-Fest. Es war nur für die Schüler an der Schule in Stelpe gemacht. Wir halfen einem britischen Ehepaar, das seit 11 Jahren hier in Stelpe wohnt, ein Spiel für die 1.-5. Klasse vorzubereiten und durchzuführen. Dabei mussten die Kinder 20 verschiedene Bilder von Vogelscheuchen finden, die wir auf dem Schulgelände verteilt hatten und die Pilze zählen, die darauf zu sehen waren. Zusätzlich haben wir auf manchen Bildern Buchstaben versteckt, die am Ende ein Lösungswort ergaben. Das Spiel kam bei den Kindern sehr gut an und danach sind alle zusammen in den Wald gelaufen und haben Pilze gesamelt, die dann später identifiziert und festgestellt wurde, welche essbar und welche giftig sind. Ich muss sagen Pilze suchen finde ich klasse, das ist wirklich sehr entspannend.
Ein weiteres Highlight der letzten Wochen war mein On-Arrival-Seminar. Ich habe dort 5 Tage lang Infos und Hilfestellungen für mein EFD bekommen. Das war wirklich sehr interessant und außerdem habe ich lauter nette Freiwillige aus ganz Lettland kennen gelernt, die ich dann bald besuchen gehe :) was ich besonders interessant fand, war mein Besuch in einer Allternativen Schule in Lettland. Im Zuge unseres Seminars mussten wir ein Mini-Projekt gestalten. Ich und meine Gruppe hatten vor aus Müll Instrumente zu machen und hatten die Möglichkeit, das mit zwei Klassen an dieser Schule umzusetzen. Diese Schule war ganz anderst, als die staatliche Schule, die ich bis jetzt aus Stelpe kannte und die Atmosphäre dort hat mir sehr gut gefallen.
Gestern habe ich das erste mal die neue Wohnung in Misa gesehen und ich liebe sie. Ich habe dort eine super tolle Küche und kann es kaum erwarten endlich loszulegen. Daher bin ich momentan super gespannt auf meinen Umzug nach Misa und die neue Wohnung. Ich hoffe ich kann euch bald darüber berichten. Ich streng mich ganz arg an :D