Meine (viel zu vielen) Erfahrungen mit dem französischen Gesundheitssystem
Während meinem Freiwilligendienst blieben einige Kontakte mit dem französischen Gesundheitssystem nicht aus. Auch wenn diese im diesem Moment nicht viel Freude bereiten, habe ich am Ende doch lehrreiche Erfahrungen gemacht, die zum schmunzeln bringen.
Auch wenn ich die französische Sprache in der Schule gelernt habe und mich hier in Frankreich auch ziemlich gut zurechtfinde und mich wohlfühle, hatte ich meiner Meinung schon zu viele Kontakte mit dem französischen Gesundheitssystem.
Die einzelnen Erfahrungen würde ich jetzt nicht als besonders schlimm oder schockierend einstufen, aber wie bei dem Sprichwort „Die Menge macht das Gift“, war es irgendwann die Menge an Arzt- und Laborbesuchen die mich ausgelaugt haben.
Zu meinen Erfahrungen gehört zunächst einmal der ein oder andere Coronatest, der durchgeführt werden musste, was teilweise auch daran lag, dass wir Freiwilligen uns nicht 100% isolieren wollen und unserem Reisefieber vorsichtig nachgegangen sind und so auch zu Kontaktfällen wurden.
Da ich bei den Tests immer alleine war, hatte ich stets Probleme das mit Abkürzungen bestückte Papier auszufüllen und musste dann um Hilfe bei der Anmeldung bitten was wohl immer einen kleinen Stau verursacht hat, sodass der Aufenthalt jedes Patienten nach mir etwas verlängert wurde. Es kam außerdem zu weiteren kleinen Komplikationen, wenn ich nicht verstanden habe, wo genau ich als nächstes hinlaufen soll und wo ich mich zum Warten platzieren darf. Außerdem ist bei einem der Tests der Krankenschwester, nachdem sie mit dem Wattestäbchen mein Gehirn angestupst hat, dieses heruntergefallen, weshalb die ganze Prozedur noch einmal durchgeführt werden musste.
Wegen unerklärlichen Bauchschmerzen, die mit Appetitlosigkeit gekoppelt waren, durfte ich auch in den Genuss kommen, eine französische Zahnarztpraxis und ein medizinisches Labor mehrfach von innen zu Gesicht zu bekommen. Zur vollständigen Erfahrung des französischen Gesundheitssystemes darf natürlich ein 6 stündiger Aufenthalt in der Notaufnahme, ein Besuch verschiedensten anderen Abteilungen des örtlichen Krankenhauses und Apothekenbesuche auch nicht fehlen. Während meines Krank-seins wurde von den Ärzten wegen der Unerklärlichkeit meines Zustandes sehr häufig auf eine Schwangerschaft geschlossen, was auch zu einigen Glückwünsche von anderen Patienten in der Notaufnahme zu meiner (nicht existierenden) Schwangerschaft geführt hat.
Mein persönliches Highlight war es aber spät abends während der Ausgangssperre von der Notaufnahme zum Polizeirevier zu fahren und über die Sprechanlage mit einer Kommissarin zu sprechen. Diese hat dann eine Apotheke ausfindig gemacht, die Nachtdienst betreibt und meinen Namen durchgegeben, sodass der Apotheker auf meine Ankunft vorbereitet ist und nicht sofort einen Einbruch vermutet. Nach diesem kurzen und knackigen Gespräch sind wir also auf die andere Seite der Stadt zu der sagenumwobenen Apotheke gefahren.
Vor einer Panzertür, die einer Tür für einen Safe in dem Keller einer großen Bank zum Verwechseln ähnlich sah, wartete bereits ein anderer Patient auf seine Medikamentenlieferung. Durch einen kleinen Spalt hindurch musste ich mich dann dem griesgrämigen Apotheker vorstellen und meine benötigten Medikamente durchgeben. Nach ca 15 minütiger Wartezeit, in der wir allerdings von dem lauten Gebell des Apothekerhundes belustigt wurden, konnte ich dann über ein Fach meine üppig gefüllte Tüte im Wert von über 30 Euro entgegennehmen.
Diese ganzen Besuche sei es beim Arzt, im Krankenhaus, Labor oder in der Apotheke werden in Frankreich auch schnell ganz schön kostspielig, da ich hier zunächst alles selber bezahlen muss und danach die Papiere einscannen und einsenden muss, um das Geld von meiner Krankenkasse zurückerstattet zu bekommen.
Auch wenn diese zwei Wochen alles andere als spaßig für mich und alle Beteiligten waren, nehme ich diese Sache jetzt mit Humor und witzle mit anderen Freiwilligen über meine vermeintliche Schwangerschaft oder dass ich schlussendlich eine Krankheit hatte, die sonst nur 6-jährige Jungs haben.
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