Mein schwedischer Sommer
Drei Monate - über die Hälfte meines ESK - sind nun vorbei. Der Herbst ist gekommen und der Winter kündigt sich an: Zeit für etwas Reflexion und eine Zusammenfassung meines schwedischen Sommer!
Die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Es ist kühl, windig und regnerisch und eine Sonnenstunde wurde zur Seltenheit – kurz gesagt: der schwedische Sommer ist vorbei!
Die Frage bleibt, wohin all die Zeit verschwunden ist?! Denn obwohl schon die Hälfte meiner Zeit in Schweden vorbei ist und ich eigentlich schon einiges von Schweden gesehen habe, scheint meine „To-do-Liste“ immer noch nicht zu schrumpfen – im Gegenteil sie wächst eher! Wie soll ich das noch alles schaffen in den mir verbleibenden (weniger als) drei Monaten?!
Zu Listen sei folgendes gesagt: Früher haben sie mich mehr demotiviert als motiviert, weil sie meistens meine eigene Faulheit wiedergespiegelt haben (weil nichts auf ihnen erledigt war), aber das Beste an ihnen ist das erleichternde Gefühl, wenn man endlich etwas abhaken kann! Zum Glück hatten Vanessa und Inessa schon eine lange Liste mit „To-dos“ erstellt, als ich in Schweden ankam! Diese reichte von einem IKEA Besuch und „einen Elch in freier Wildbahn sehen“ bis hin zu einem Trip nach Göteborg. Was folgte, waren viele Wochenenden, an denen wir fleißig versuchten, diese Liste abzuarbeiten. Heute können wir stolz von uns behaupten, dass wir zwar noch keinen Elch in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen haben, aber viele der Punkte schon abhaken konnten. Darunter sticht natürlich unser Trip nach Göteborg besonders hervor, aber auch der IKEA-Besuch darf nicht unbeachtet bleiben.
Was in Schweden immer „geht“ ist Naturerkundung, denn naturbelassene Landschaften hat Schweden zu genüge: ob märchenhafte Wälder oder verlassene Inseln mit sonnigen Stränden (und ziemlich kaltem Meerwasser), Schweden hat für jeden Geschmack etwas zu bieten! Oft haben wir den Sonntagnachmittag auch in einem der gemütlichen Cafés verbracht, um all die schwedischen Fikaspezialitäten (die sich mitunter auch auf unserer Liste befanden!) auszuprobieren. Die traditionell schwedischen Köttbullar sind mir dagegen bisher als ein-jährige Vegetarierin nicht auf den Teller gekommen – gut, dass es hier auch Veggiebullar gibt. Auch der Hauptstadt Schwedens habe ich bisher schon zwei Besuche abgestattet. Einmal mit Inessa, Vanessa und ihrer Freundin aus Deutschland, die zu Besuch war und ein anderes Mal auf meinem „EVS On-Arrival-Training“. Stockholm ist eine wunderschöne Stadt und sehr grün und ruhig, wie man es nicht von vielen Großstädten kennt. An vielen Ecken hört man deutsche Touristen quatschen oder deutsche Reiseführer von der Geschichte Stockholms erzählen. Allein über Stockholm könnte ich wahrscheinlich einen Eintrag füllen, doch das würde wahrscheinlich mehr einem Reiseführerbericht ähneln, deshalb belasse ich es hierbei.
An gewöhnlichen Arbeitstagen ging es nach Feierabend (wenn wir nicht zu faul oder müde oder beides waren) zum Gympa in den Park in Gävle. Das war ein (kostenloses!) Outdoor-Workout-Sportprogramm – jeder konnte mitmachen, ob alt, jung, sportlich oder unsportlich… danach ging es zur Abkühlung in den See neben an – und mit Abkühlung meine ich wirklich, wirklich kaltes Wasser!
Was man dieses Jahr sogar in Deutschland von Schweden durch die Nachrichten mitbekommen hat, waren ja zum einen die Wahlen, aber zum anderen auch das krass warme Wetter und die Waldbrände… hier in Gävle hatten wir zum Glück keine Brände, aber es war wirklich heiß! Kein Vergleich zum Wetter in Deutschland natürlich, aber in Schweden, hatte ich das Gefühl, waren die Menschen genauso wenig wie ich auf solche Hitzeperioden vorbereitet. Ich habe mir Schwedens Wetter dauerhaft regnerisch, grau und windig vorgestellt (und war dementsprechend auch mit fast ausschließlich Pullovern, langen Hosen und Schals angereist).
Die dreißig Grad bis Mitte August haben mich da doch etwas überrascht!
Und jetzt, wo endlich meine Vorstellungen zum schwedischen Wetter wahrgeworden sind, wünsche ich mir das warme Wetter und die langen Tage zurück. Auch unseren fast schon eingestaubten Grill haben wir erst eingeweiht als das Wetter fast schon zu schlecht für BBQ war! – Dafür aber umso öfter: oftmals zu dritt dick eingemummelt auf der Terrasse um das Feuer herum oder auch eine BBQ-Party mit den Leadern, die während der Sommerzeit mit uns gearbeitet haben, hat unser Grill schon mitgemacht!
Einen anderen schönen Abend, der uns wahrscheinlich allen in Erinnerung bleiben wird, haben wir mit Rahel in einem Freizeitpark in der Nähe von Gävle verbracht. Nachdem wir erkennen mussten, dass das einzig Kostenlose im Park (für den man Eintritt bezahlen musste) ein Streichelzoo war, hatten wir umso mehr Motivation für das im Park stattfindenden Konzert des schwedischen Sänger Darin! Wir kannten bis dahin zwar keinen einzigen Song von ihm, aber haben die Stimmung in der Menge von Blondies total genossen. Abschließend gab es (gratis) noch einen märchenhaften Sonnenuntergang oben drauf!
Die drei Monate, die mir zurückblickend wie ein Augenblick vorkommen, waren voller neuer Erfahrungen, Lernmöglichkeiten und Abenteuern – die natürlich mit dem Abhaken des einen oder anderen Vorhaben auf unserer To-do Liste einhergingen. Aber meine Lust auf Neues ist noch lange nicht zufrieden gestellt. Zu viele Empfehlungen und Orte in Schweden sind noch nicht von uns getestet worden, als dass ich jetzt guten Gewissens an den Rückflug (der schon gebucht ist!) denken könnte. An einem Samstagabend, den wir zu dritt in einer Bar verbracht haben, musste dann eine neue To-do Liste her (die alte war schließlich schon fast vollständig abgearbeitet und entsprach längst nicht mehr unseren großen Zielen)!
Nun, was befindet sich auf dieser vielversprechenden neuen Liste? So viel kann ich verraten: Wir sind gerade am Planen einer Reise in den hohen Norden Schwedens nach Kiruna und schwanken zwischen einer Fahrt nach Finnland und einem Trip zu der schwedischen Region Småland– so stay tuned!