Mein On-Arrival-Training
So eine lustige Truppe hab ich echt noch nie erlebt :-D
In jedem EVS gibt es ein On-Arrival-Training und ein Mid-Season-Training (nur für Langzeitprojekte über 6 Monate). Mein OAT fand vom 10.-17.11. in Vitorchiano in der Nähe von Rom statt. Vor Beginn der Reise hatte ich ein Informationsblatt mit ungefährem Ablauf und einer Teilnehmerliste bekommen. Daher konnte ich mich schon ein bisschen im Voraus darauf einstellen, was auf mich zukommen wird. Die Teilnehmerliste hat mir dann auch schon mal verraten, wie viele Leute wir sind und wo wir alle her kommen. Insg. waren wir 29 Leute aus 9 verschiedenen Ländern. Die meisten sind aus Spanien (insg. 6), gefolgt von Frankreich und Ungarn (je insg. 4), danach kam Deutschland, Portugal und Türkei (je 3), aus Rumänien und Polen waren es je 2 und aus Finnland gab es nur 1 Teilnehmerin.
Am Anreisetag gab es eigentlich kein richtiges Programm. Sondern erst mal eine Vorstellungsrunde und unsere Trainer / Sprachlehrer haben uns erklärt, was in den nächsten Tagen auf uns zukommt. Anschließend gab es einen kleinen Sprachtest um uns in Anfänger- bzw. Fortgeschrittenen-Gruppe auf zu teilen. Danach hatten wir den ganzen Abend Zeit, um unsere „Kollegen“ besser kennen zu lernen. Anfangs waren alle noch etwas zögerlich, aber so nach und nach haben sich kleine Gruppen gebildet und man hat schnell gemerkt, wer mit wem klar kommt. Ich muss sagen, dafür dass wir so eine große Gruppe sind, sind alle sehr nett und es verstehen sich eigentlich alle ganz gut. Klar gibt es Personen, mit denen man nicht so kann aber alles in allem wirklich eine super lustige Truppe. Diese Ansicht hat mir dann auch Aida bestätigt, denn sie hatte schon mal an so einem Training teilgenommen, da waren die Leute nicht so sympathisch. Aber die beste Erklärung hatte meine Mama <3 : „Ihr steckt alle in der selben Situation und habt alle das gleiche Ziel. Außerdem sind Leute, die einen Freiwilligendienst leisten, vom Wesen her sehr ähnlich. Natürlich, sozial, bodenständig, freundlich, offen und unheimlich nett. Das verbindet eben :-)“
Nach dem Frühstück haben wir uns jeden Tag im Gemeinschaftsraum getroffen um ganz kurz den Tagesablauf bzw. Änderungen zu besprechen. Um die ganze Truppe zu aktivieren bzw. in Bewegung zu bringen wurde immer mit einem Energizer (=kleine aber sehr effektive Spiele) begonnen. Danach ging es ab zum jeweiligen Sprachkurs. Nach dem Mittagessen hatten wir dann immer verschiedene Workshops, Info-Meetings, Reflektions-Gruppen, Italienische Bräuche / Tänze / Musik / Geschichte, … Da es an manchen Tagen auch nach dem Abendessen (21.00 Uhr) noch Aktivitäten gab, war das ganze Programm sehr ermüdend und teilweise auch echt anstrengend.
Am dritten Tag hatten wir dann endlich eine kleine Verschnaufpause, denn wir hatten nur am Vormittag Sprachkurs. Nach dem Mittagessen sind wir in die kleine Stadt Orvieto gefahren. Diese liegt auf einem Felshügel und ist unheimlich schön. Es war sehr befreiend mal aus dem ganzen Lernprozess raus zu kommen und einfach mit den neuen Freunden einen schönen Tag verbringen zu können. Als wir am Abend zurück waren, wurde der schöne Tag jedoch leider von den Anschlägen in Paris erschüttert. Wir waren alle sehr geschockt und unsere französischen Teilnehmer haben sich sofort erkundigt, wie es ihren Angehörigen und Freunden zu Hause geht. Wir haben an diesem Abend lange geredet, getröstet und auch diskutiert. Wir alle machen uns Sorgen, wie es in Europa weiter gehen wird…
Unsere Trainer hatten dann am nächsten Tag auch nicht gleich mit dem normalen Programm begonnen, sondern uns noch mal kurz die Möglichkeit gegeben über das Geschehene zu reden. Das fand ich sehr rücksichtsvoll.
Am Sonntag wurde der Tagesablauf dann etwas geändert. Der Sprachunterricht wurde in Gruppenarbeit umgewandelt. In jeder Gruppe befanden sich mind. 2 Personen die gut Italienisch sprechen konnten und jede Gruppe hatte ein Thema zugewiesen bekommen. Ich war z.B. in der Gruppe mit dem Thema „Familie“. Wir sollten nun eine Pro und Contra Liste erfassen, wie die Italiener die heutige Rolle der Familie sehen. Das war im ersten Moment gar nicht so einfach weil wir ja schließlich keine Italiener sind… Auf jeden Fall war Sinn und Zweck dieser Übung, dass wir ein kleines Interview vorbereiten sollten. Denn nach der Vorbereitung ging es für uns ab nach Viterbo. Dort sollten wir unser Interview am „lebenden Objekt“ testen. Wir waren alle ganz schön nervös und am Anfang auch etwas skeptisch ob wir überhaupt Leute finden würden, die mit uns sprechen wollen. Aber es gab dann tatsächlich jede Menge hilfsbereite Italiener. Daher konnten wir einen echt lustigen und tollen Nachmittag in der schönen Kleinstadt verbringen. Nachdem wir wieder im Hotel zurück waren, hatten wir 2-3 Stunden Zeit um unser Interview in einer kreativen Weise zu präsentieren. Ich hatte echt Glück, in meiner Gruppe war Hugo, unser Fachmann mit der Kamera. Der hatte ruck zuck die Videos geschnitten und in eine super Powerpoint-Präsentation verwandelt :-)
Montag war dann auch schon unser letzter Tag. Es wurde noch mal wiederholt, was wir die ganze Woche so gelernt und gehört hatten. Und nach dem Abendessen gab es dann natürlich eine kleine Abschiedsparty. Wir haben viel gelacht, getanzt, geredet und einfach die letzten Stunden zusammen genossen.
Ich werde diese total verrückte und lustige Truppe echt sehr vermissen aber bin mir ziemlich sicher, dass ich den Großteil früher oder später wieder sehen werde, auch wenn wir im ganzen Land verstreut sind :-)