Mein neues Leben!
Über unsere Wohnung und meine Arbeit im Kindergarten
Unsere Wohnung
Unsere super schöne Wohnung in Veszprem sieht finde ich ein bisschen aus wie ein Ferienbungalow. Verputzt und mit pastell-gelb angestrichenen Wänden könnte es genauso gut in einer kleinen Gasse in Italien oder am Strand auf Gran Canaria stehen. Durch ein Tor mit ein paar kaputten Latten kommt man in den Garten vor unserem Haus. Mittlerweile kann man es auch abschließen. Am Anfang gab es da leichte Probleme, weil unsere Schlüsselkopien fehlerhaft waren. So kamen wir dann einmal nach dem Einkaufen nicht mehr in unser Haus! Aber Not macht erfinderisch: Jetzt wissen wir, dass man über das Tor klettern kann! Sehr beruhigend…
An der Innenseite des Tors hängt jedenfalls ein verrosteter, ebenfalls kaputter Briefkasten, der seine Dienste jedoch trotzdem erfüllt. Immerhin haben wir unter anderem schonmal eine ungarische Zeitung bekommen. Wir konnten zwar kein Wort verstehen, aber trotzdem hat es einem ein Gefühl von Zugehörigkeit gegeben. Unser Garten ist eine relativ große Rasenfläche mit einem rattanartigen Sofa, einigen Bäumen, einer Kinderrutsche und einem Planschbecken! Eine kleine Treppe führt hoch zu unserer Terrasse (mit Hängestuhl), auf der ich die letzten Tage verbracht hab. Das Wetter ist noch sehr schön und angenehm warm.
Unsere Wohnung an sich ist toll. Zwar gibt es auch Dinge, an die ich mich erst gewöhnen musste, wie dass ich mir ein Schlafzimmer (und Kleiderschrank) teilen muss, oder dass die Toilette in einem anderen Raum ist wie die Dusche, aber das ging super schnell. Momentan richten wir unsere Wohnung ein und füllen sie mit Dingen, die anfangs noch fehlten. Elementare Dinge, wie ein Kopfkissen für mich kamen zuerst. Gott sei Dank hatte ich aber ein sehr schönes und bequemes Kuschelkissen dabei, welches die erste Nacht herhalten musste. Auch Wlan und die Waschmaschine, die uns zugesichert worden waren, fehlten, aber nach ein paar Tagen kamen auch sie an. Bis dahin musste ich mich mit Roaming zufrieden geben, da ich keine Auslandsinternetflat hatte. Außerdem konnte wir die Handtücher und die Bettwäsche, die zwar neu, aber noch nicht gewaschen worden waren, nicht waschen. Die Handtücher haben deswegen anfangs so doll gefusselt, dass man nach dem Duschen aussah wie Tinky Winky von den Teletubbies. Mittlerweile sind wir jedoch bestens ausgestattet. Wir konnten unsere Wohnung um einen Toaster, ein Bügelbrett und -eisen, zwei Kuscheldecken, zwei Care-Pakete von Zuhause (inklusive eigener Bettwäsche!), Küchentücher und andere Dinge aufstocken.
Bis jetzt fiel mir das Einleben und Gewöhnen überhaupt nicht schwer, ich fühl mich in der Wohnung schon längst wie zuhause!
Im Kindergarten
Ähnlich ging es mir im Kindergarten. Letzte Woche, bevor ich wegen meiner Lungenentzündung aussetzen musste, hatte ich das Gefühl, die Kinder vertrauen mir und haben mich gern. Viele von ihnen kamen ständig an und wollten mit mir spielen, manche nur ab und zu. Allerdings tut es mir immer sehr leid, wenn ich nicht auf ihre Fragen und wasserfallartigen Geschichten reagieren kann. Denn die Sprache kann ich nach zwei Wochen ohne Unterricht noch nicht mal ansatzweise. Aber beim Spielen ist das meistens kein Problem. Hier habe ich gelernt: Beim Spielen muss man nicht unbedingt sprechen. Das ist irgendwie eine ganz andere Art von Kommunikation! Die Erzieherinnen aus meiner Gruppe, die ich diese Woche hätte wechseln müssen, sagten mir, dass sie den Kindern die deutsche Sprache erst später näher bringen wollen. Denn nicht nur für mich war letzten Montag der erste Tag, auch für einige der Kinder. Um ihnen keine Angst zu machen und ein gewohntes Umfeld für sie zu schaffen, wird erstmal bis auf einige deutsche Lieder und ein deutsches Mittagsgebet (Piep, Piep, Piep) auf ungarisch gesprochen.
Der Ablauf an sich wirkt auf mich anders als der in meinen eigenen Erinnerungen. Ab 8 Uhr kommen die Kinder und spielen erstmal. Dabei wird Frühstück auf die Tische gestellt und die Kinder können sich in Ruhe setzen und essen wann sie möchten. Ca. um 10 geht es in die Umkleide und dann in den Garten. Um 12 Uhr gibt es Mittagessen und danach heißt es Zähne putzen, Pipi machen und ab ins Bett! Denn von 13-15 Uhr halten die Kinder Mittagsschlaf. Danach können sie noch bis 17 Uhr bleiben und spielen oder werden abgeholt. Für mich endet der Tag allerdings schon um 14 Uhr. Der Mittagsschlaf der Kinder ist etwas, auf das ich mich jedes Mal wieder freue. Erstens ist es natürlich ruhig, aber es ist auch einfach unglaublich schön, in dem abgedunkelten Raum zu sitzen, der ungarischen Gute-Nacht-Geschichte zuzuhören, dem gleichmäßigen Atem (manchmal auch Schnarchen) der Kinder zu lauschen, ihnen dabei über den Arm oder den Kopf zu streicheln und zuzusehen wie sie einschlafen. Die Gefahr dabei ist nur, selber dabei einzuschlafen!
Ich fühle mich jetzt schon sowohl in der Wohnung als auch im Kindergarten sehr wohl, was mich sehr glücklich macht! Beruhigend ist auch, dass, wenn dem nicht so wär, sich alle darum bemühen würden, dass man sich besser fühlt. Ich hätte nie gedacht, dass ich als ausländlische Freiwillige so schnell so einen guten Draht zu den Erzieherinnen und Kindern finde.
Anders!
Eine Sache, die mich jedoch echt stört, ist, dass ich die Sprache nicht verstehe. Dadurch ist man echt eingeschränkt. Ich kann mir zum Beispiel keine Bustickets alleine kaufen oder mal eben nach dem Weg fragen. Am schlimmsten ist aber, dass ich die Kinder nicht verstehe und ihnen somit nicht helfen kann, wenn sie etwas brauchen oder z.B. Schmerzen haben. Am Freitag werde ich ins Krankenhaus gehen – alleine! Ich hoffe, dass es keine Missverständnisse geben wird! Ich bin schon gespannt.
Die Währung ist auch etwas, an was ich mich noch gewöhnen muss. Ein Euro sind ca. 300 Forint und so kommt es, dass man schon mal 99 Ft für eine Packung Tee ausgibt, was dann umgerechnet nur 30 ct sind. Für ein Glas Nutella mussten wir schockierende 1199 Ft bezahlen! :D Insgesamt sind die meisten Produkte hier jedoch zum Glück um einiges günstiger als in Deutschland.
Das mit dem Einleben ging also alles in allem schneller als gedacht und ich bin sicher, dass wir auch die letzte Hürde der Sprache überwinden werden, wenn wir erstmal Unterricht bekommen. Darauf freue ich mich schon!