Leicht kühles Wochenende ODER wie kleidet man sich bei -20°C?
Nicht ganz so kalt wie gedacht, aber dennoch eine Frierprobe: Henriikkas Wochenende im mittelnorwegischen Gålå.
Guten Abend alle zusammen!
Jetzt bin ich wieder da von einem etwas kühlen Wochenende. Von der Kälte habe ich am Freitag noch nicht so viel mitbekommen, denn wir (Per, Brit [Trainerin der Junioren] und ich) sind nur mit dem Auto nach Gaalaa gefahren und als wir abends ankamen, war es schon stockdunkel und da sind wir natürlich gleich ins Hotel gegangen. Das Gaalaa Högfjellhotell ist ein sehr altes Hotel, mindestens 100 Jahre alt. In ganz Norwegen gibt es sehr viele dieser alten Berghotels, damit die gestresste Stadtbevölkerung sich in den Bergen erholen konnte.
Später gab es nur noch eine Besprechung wegen des Rennens am folgenden Tag, welche vor allem den Temperaturen galt.
Am Samstag konnte der BUL-Sprint nicht wie geplant beginnen, denn die Temperatur lag noch unter der Grenze von -20 Grad (es galten nämlich nicht wie gedacht -18 als Grenze [für nationale Rennen], sondern -20 für internationale Rennen des FIS). Der Start wurde dann um ca. eine Stunde verschoben. Per und ich sind dann ein bisschen raus gegangen und haben beim Sprint zugeschaut. Dann konnte ich mich auch endlich etwas länger mit meinem lieben Freund Sjur Ole (in feinstem Nynorsk bzw. Sogn-og-Fjordane-Dialekt) unterhalten, den ich seit meinem Aufenthalt in Sjusjöen vor gut drei Monaten nicht mehr gesehen hatte (am Freitag konnte ich ihm immerhin meine Hand schon durchs Autofenster entgegenstrecken).
Nachdem der Sprint beendet war, konnten Per und ich auch eine kleine Runde im Stadion drehen, wobei mir die etwas lange Abfahrt nicht so sonderlich gefiel, aber ich hoffe, dass ich in dieser Hinsicht etwas sicherer werden kann.
Und hatte ich die Kälte bis vorhin nicht gemerkt, so habe ich sie da auf jeden Fall zu spüren bekommen: Wenn ich zu schnell gelaufen bin und dann auch schneller atmen musste, spürte ich plötzlich die Eiseskälte der Luft und die Lungen haben angefangen zu schmerzen, ich habe auch ein bisschen Hustenreiz bekommen. Deshalb ist es auch so schwierig, Skirennen bei so niedrigen Temperaturen abzuhalten.
Einer der Läufer hat sich fast die Seele aus dem Leib gehustet, als er mit dem Rennen fertig war.
Ein Hilfsmittel, um dem vorzubeugen, sind spezielle Geräte, wie z.Bsp. LungPlus oder eine Atemmaske.
Abends habe ich mir dann eine Episode ("Der Sohn der Wildnis") von "Fleksnes" angeschaut, eine sehr witzige alte norwegische Serie über einen etwas unselbstständigen Mann, besser gesagt, ein Muttersöhnchen, der sein Leben mit Ach und Krach zu meistern versucht und ein sehr eigenes Verständnis von Logik hat.
Außerdem kam die Olsenbande auf dänisch (also die Version, die wir auch in Deutschland kennen, es gibt ja auch eine norwegische Olsenbande), sehr lustig! Und ich muss sagen, dass die ostdeutsche Synchronisation sehr nah am Original ist. Glücklicherweise kannte ich den Film schon auf Deutsch, da war es nicht so schlimm, wenn ich nicht alles verstanden habe, es kam die Geschichte mit der Mingvase ("Die Olsenbande sieht rot").
Ja, und dann bin ich ins Bett. Aber das war ja so eine Sache. Schon am Freitag habe ich festgestellt, dass ich überall im Zimmer eine gelatscht bekam, sprich einen elektrischen Schlag. Ob an der Zimmertür, an der Zwischentür, an der Badtür, an der Heizung oder eben im Bett. Wenn ich nämlich das Licht ausgemacht hatte, dann blitzte es nur so vor sich hin, wenn ich mich auch nur ein bisschen umdrehte. Und zwischen meinem heißgeliebten Schnatterinchen und der Bettdecke entstand ein wahrer Blitzregen.
Zum Schluss traute ich mich kaum noch zu bewegen...
Sonntagmorgen begann das Rennen dann auch erst gegen 11, aber Per und ich sind schon eher hoch, damit er mir ein bisschen zeigen konnte, wie man mit der Sekundieruhr umgeht. Aus dem Sekundieren ist dann leider nicht viel geworden, denn an der Strecke hat sich die Uhr dann plötzlich verabschiedet und als ich dann mit einem etwas älteren Exemplar fortsetzen konnte, wurde meine rechte Hand, mit der ich eingetippt habe, so kalt, dass sie richtig wehtat.
Denn an diesem Tag wehte im Gegensatz zum fast windstillen Tag ein ordentlicher Wind und brachte solche kleinen scharfen Schneeflocken mit, die sich so schön in die Haut beißen. Daher habe ich es keine Stunde draußen ausgehalten, obwohl ich eingepackt war, mit zwei "multifunctional headwear"-Tüchern (Mulitücher?) vor Mund und Nase und über den Ohren, Mütze, Kapuze der Daunenjacke und noch Überschuhen über den Bergstiefeln.
Da muss ich überhaupt noch etwas zu meiner Kleiderordnung dieses Wochenendes sagen: Der Beinbereich wurde mit 5 Lagen (Skiunterhose, Strumpfhose, Leggins, 2 Skihosen), der Oberkörper mit 8 Lagen (Hemd, dünner Skiunterpullover, dünner Pullover, etwas dickerer Skipullover, Norwegerpulli, Fleecejacke, Skitrainingsjacke, Daunenjacke) und die Füße mit 3 Lagen (Socken, Strumpfhose, Skisocken) wetterfest gemacht. Für die Füße hätte ich gerne noch mehr draufgepackt, aber leider kam ich dann nicht mehr in die Wanderschuhe rein.
Der letzte Renntag war auch athletentechnisch wie der Vortag eher spärlich besetzt, viele sagten ab oder waren gar nicht erst gekommen. So gab es in einigen Altersklassen nur einen einzigen Läufer und damit Gewinner.
Die Prämienausgabe gestaltete sich auch manchmal etwas merkwürdig, als z.Bsp. ein Vertreter des Skivereins "Toten Langrenn" (aus der Region Toten, siehe einem Eintrag im August) für zwei gerade abwesende Athletinnen die Prämien auswählen sollte und ausgerechnet zwei knallrosa Rucksäcke nahm - au! Da gab es ja auch so schöne rosa Glanzledertaschen, ganz nach dem Klischee: Alle Mädchen lieben alles was rosa ist und glänzt! Ich darf eine große Ausnahme präsentieren: Nämlich mich, hehe!
Wer sich an der Stelle mehr über das "Toten Langrenn" gewundert haben dürfte, dem kann ich erzählen, dass es in der Region Toten auch ein Transportunternehmen gibt, welches sich "Toten Transport" nennt und KEIN Bestattungsunternehmen ist!
Themenwechsel: Morgen werde ich mit einer Freundin wieder einmal klettern gehen und außerdem mit meiner Mentorin Kristine Lunsj speisen. Am Mittwoch startet der Tag mit einer kleinen Skitour mit Per und abends ist Vorstandssitzung mit der Klettergruppe. Donnerstag habe ich wahrscheinlich frei und am Freitag geht es ganz früh los zum Flughafen, denn dann fliegen wir nach Kristiansund, von da geht's mit dem Auto nach Aure und weiter zum Spar- oder Norges Cup in Meraaker.
Aber am meisten freue ich mich, dass ich am Mittwoch den von Großmutti gemachten und von Mama gefüllten Adventskalender erstmals öffnen kann!!!