Landpartie mit Chopin

Ein seltenes Wochenende in Warschau gab mir die Chance, Zelazowa Wola zu besuchen, den Geburtsort Chopins. Schließlich ist Chopinjahr und ich lebe in Warschau. Gleich am Anfang war mir eine Broschüre mit einer kurzen Tour zu entsprechenden Stationen in der Stadt in die Hände gefallen, mit Informationen auch zu Zelazowa Wola. Ja, es war auch der Tag, als das Flugzeug des Präsidenten abstürzte. Aber ich ging morgens aus dem Haus, ohne Nachrichten gehört zu haben, und erst im Laufe des Tages sickerten die Informationen zu mir durch.

Zelazowa Wola

Zelazowa Wola ist eingemeindet in Sochaczew, eine Stunde Bahn westlich von Warschau und selbst einen Blick wert. Auf dem Weg lernte ich noch Malgorzata kennen, junge Redakteurin beim Kulturfernsehen, die wollte auch zum Hof der Chopins. Im Aprilwetter liefen wir die fünf Kilometer raus nach Zelazowa Wola, während die ersten schwarzbebänderten Nationalflaggen an den Häusern erschienen. Dort wird der ganze Komplex der Chopins gründlich umgebaut, mit Park, zusätzlichen Ausstellungsgebäuden und Gastronomie. Macht aber erst in zwei Wochen auf, jetzt kann man nur das Haus selbst besichtigen. Das ist kostenlos, aber ohne jedwede Informationstafel, man läuft nur durch die frisch restaurierten Wohnräume, beschallt von Polonaisen.

Sochaczew

Zurück nahmen wir den Bus, Malgorzata fuhr gleich wieder nach Warschau, ich aber sah mir noch Sochaczew selbst an. Von einer Teepause am Marktplatz über das ehemalige Rathaus und die modernistische Kirche, wo vor dem Altar das Porträt des Präsidenten vom bereits gehaltenen Gottesdienst steht. Zum Fluss, der Bzura, wo die größte Stadt des Septemberfeldzugs stattfand, in den Chopinpark mit der Burgruine des Mazowischen Fürsten am hohen Flussufer, deren Grab in der Warschauer Kathedrale liegt. Zum verwüsteten jüdischen Friedhof, auf dem Schulgelände nebenan war früher sogar ein muslimisches Gegenstück.