kleines Update aus meinem Freiwilligenleben
ein kleiner Einblick in was ich so tue, fühle und getan habe
Ich sitze im T-Shirt draußen auf einem Stein und lasse die Sonne auf mein Gesicht fallen. Das klingt wie der Beginn eines Teenie-Romans, aber bei mir entspricht es gerade der Realität. Ich weiß nicht, was der Wettergott im Moment für Stimmungsschwankungen hat, aber statt Eis und Schnee in der letzten Woche haben wir jetzt Sonnenschein, sommerblauen Himmel und Temperaturen, bei denen man den Pullover ruhigen Gewissens ausziehen kann.
Ich dachte, es wäre mal an der Zeit für ein kleines Update aus meinem Leben in Frankreich. Mir kann keiner erzählen, dass Wetter und die eigene Laune nicht zusammenhängen. Seit dem Frühlingseinbruch vor ein paar Tagen sind zumindest bei mir die Lebensgeister aus dem Winterschlaf erwacht. Ich glaube, ich habe mich noch nie so sehr über warmes Wetter gefreut. Ohne melancholisch zu sein, erinnert mich der warme Wind an den Familienurlaub im letzten Sommer, wo wir ganze Nachmittage einfach nur gelesen haben und an den ersten Lockdown in Deutschland im Frühling, als man mich jeden Tag, und damit meine ich mindestens sechs Tage die Woche, mit meinem Vater bei Kuchen und Kniffelbecher auf dem Balkon finden konnte.
In unserem Jugend- und Kulturzentrum ist im Moment, auf gut Deutsch gesagt, tote Hose. Alle wöchentlichen Aktivitäten sind weiterhin gekänzelt und alle zukünftigen Veranstaltungen bis Mai wurden abgesagt oder auf ein digitales Format verschoben. Meine europäische Freiwilligenkollegin und ich haben uns jetzt ein paar Film- und Radioprojekte vorgenommen, in die wir unsere Arbeitszeit investieren. Unglücklicherweise leiden wir beide an Aufschieberitis… Wenn gerade gar nichts geht, schnappen wir uns auch schon mal die zwei Hula Hoops in unserem Büro und imitieren eine Performance der rhythmischen Sportgymnastik. Dazu muss man wissen, dass meine Mitbewohnerin selbst jahrelang rhythmische Sportgymnastik gelernt hat, während ich alles was ich kann aus YouTube-Videos abschaue und mehr oder weniger parodiere.
Während den Wochentagen besteht mein Alltag also aus Aufstehen, Porridge kochen (meine Frühstücksentdeckung seit Beginn des Freiwilligendienstes! Schmeckt ziemlich gut, macht satt und ist günstig!), zum MJC laufen, feststellen, dass man vergessen hat, das Mittagessen vorzubereiten und deshalb einen Abstecher zur Boulangerie machen, abends wiederkommen und dann mit meinen Mitbewohnern kochen und meistens einen Film schauen. Ab und zu bekommen wir Besuch von unserer französischen, ich nenne sie „Schreibtischnachbarin“, die den Abend etwas aufmischt und uns nebenbei französische Redewendungen und Steigerungen von Schimpfwörtern beibringt. Alles, was wir eben so in Frankreich brauchen :)
Ansonsten hat sich an der sanitären Situation für uns nichts Wesentliches geändert.
Geschäfte haben zum Glück weiterhin geöffnet und am Wochenenden sind nach wie vor Zugverbindungen zu finden, auch wenn wir auf Grund der Ausgangssperre ab 18 Uhr etwas gehandicapt sind. Nichtsdestotrotz ging es für uns letztes Wochenende nach Paris. Dank der derzeitigen Touristensituation hatten wir ein super preiswertes Hotel in guter Lage und konnten unseren Morgenspaziergang an der Seine laufen. Aus irgendeinem Grund hat es uns gleich zu Beginn zu „La Durée“ verschlagen, einem Laden, der zwischen Designerläden in den reichen Vierteln zu finden ist und überteuerte Macarons verkauft. Unsere Theorie war, dass der Name und die Bekanntheit die Preise ungerechtfertigt in die Höhe treiben und die Macarons in L‘Aigle genauso gut schmecken. Tja, vielleicht ahnt ihr es schon. Wir wurden enttäuscht und die Macarons sind leider leider unverschämt gut. Besonders „Passionsfrucht“ kann ich empfehlen. So mussten wir auch noch die beiden darauffolgenden Tage La Durée aufsuchen und dort unser Taschengeld ausgeben. Jetzt sind wir erstmal verwöhnt, aber ich glaub nicht, dass uns das von unserem hohen Macarons-Konsum in L‘Aigle abhalten wird. Was tut man sonst noch so in Paris? Viiiiiel laufen. Außerdem könnte es eventuell sein, dass wir eine Louis Vuitton Tüte neben dem Müll gefunden haben und dann den restlichen Tag damit durch die Stadt spaziert sind. Absolut lächerlich, aber wir hatten unseren Spaß ;) Wir haben es als soziales Experiment gesehen, um herauszufinden, was eine orangene Tasche mit Designernamenaufdruck mit den Menschen deines Umfeld macht. Wer den Bericht inkl. Ergebnisse unserer Studie haben möchte, kann sich gerne melden!
Jetzt sind Nela, meine Mitbewohnerin, und ich bei anderen Freiwilligen zu Besuch und streichen einen Caravan. Das Wetter ist fantastisch und man kann vier junge Menschen in schwarzen Müllsäcken über einen kleinen Hof mitten im Nirgendwo der Normandie laufen sehen.
In diesem Sinne, bis bald!
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