Kinderbetreuer in England
"Täglich baue ich Sandburgen mit Kindern, jage Bären oder befreie Prinzessinnen". Alexander ist glücklich, dass seine Eltern und Freunde ihn unterstützt haben, ein Jahr ins Ausland zu gehen.
Am 11. September kamen Erfahrungsberichte über soziale Jahre im Ausland im Magazin Stern heraus. Einer von denen die erzählt haben war ich. Hier der link und der Artikel für euch:
www.stern.de/alexander
Ich bin 19 Jahre alt und befinde mich seit September in England im Rahmen eines Europäischen Freiwilligen Dienst.
Hier habe ich die Ehre in Corby zu leben. Corby ist Europas größte Stadt ohne Bahnstation und liegt bei den Schwangerschaften Minderjähriger im Vereinigten Königreich auf Platz eins. Außerdem belegt Corby Rang fünf bei den Kettenrauchern und Trinkern, Rang zehn bei den Übergewichtigen, die offizielle Nummer neun der "Craptowns in the UK" und ist voll mit arbeitslosen schottischen Stahlarbeitern.
Oder wie auf Youtube diese Stadt gepriesen wird: "Corby, welcome to hell". Mein Ziel war es, nach einem Jahr perfekt Englisch sprechen zu können. Jetzt kann ich auch Schottisch.
Bären jagen, Sandburgen bauen
So arbeite ich nicht ohne Grund in dem herausragenden "Pen Green Centre for Children and Families" mit der derzeit fortschrittlichsten Pädagogik.
Täglich baue ich Sandburgen mit Kindern im Alter bis 11 Jahren, jage Bären oder befreie Prinzessinnen. Man gab mir hier auch die Möglichkeit, mich pädagogisch fortzubilden. So darf ich mich schon heute als qualifizierter Crèche Worker (Hortmitarbeiter) bezeichnen. Ab und zu führe ich auch mal australische, neuseeländische, polnische oder deutsche Besucher in unserem Centre herum.
Es macht mir sehr viel Spaß, den ganzen Tag wieder mit Schwertern, Bauklötzen, Autos und Eisenbahnen zu spielen. Zudem lerne ich viel von den Kindern für mein späteres Leben. Denn aus jedem kleinen Kind wird einmal ein großes. Meine Kollegen sind sehr freundlich und waren von Anfang an sehr neugierig auf mich und die deutsche Kultur. Anregungen und neue Ideen von meiner Seite sind immer erwünscht und werden dankbar aufgenommen.
Ich arbeite auch im Jugendzentrum
Da einem am Abend in Corby schnell langweilig wird, wenn man nicht Berufsalkoholiker ist und den Pub als zweites Wohnzimmer ansieht, habe ich noch angefangen, freiwillig im Jugendclub zu arbeiten. Denn da auch dem jungen Corby schnell langweilig wird ohne Kino, Bowlingbahn und Cafés, gibt es öfter Zoff mit der Polizei im Park.
Zu Weihnachten wurde ich von einer Freundin zu ihr nach Hause eingeladen. So hatte ich die Möglichkeit, eine traditionelle englische Weihnacht zu erleben. Wenn 17 Verwandte Essen mitbringen, hat man, selbst wenn man von jeder Speise nur einen Löffel voll nimmt, einen Berg von Essen auf dem Teller. Am 26. konnte ich ihren Vater beim "Morris Dancing" betrachten. Das ist ein englischer Volkstanz und sehr schön anzusehen.
Außergewöhnliche Trinkkultur
Am besten gefällt mir hier die englisch/schottische Trinkkultur. Es wird in Runden gezahlt, keiner schaut auf seinen eigenen Geldbeutel, sondern nur auf seine "mates" (Kumpels) und darauf, dass niemand zu wenig abbekommt. Auf diese Art kann man auch sehr gut neue Leute kennen lernen. Nicht selten wankt man dann schon mit seinen neuen Freunden Arm in Arm in den nächsten Pub. Trotzdem vermisse ich es, im Sommer am Dresdner Elbufer zu sitzen. Mit Grill, Wein und ohne permanenten Regen.
Zurück in Deutschland werde ich dafür wahrscheinlich den britischen Humor vermissen. Über seltsame Dinge wird nicht gerätselt, sondern gelacht! Zum Beispiel die zwei Wasserhähne hier am Waschbecken. Der eine eiskalt, aus dem anderen strömt kochendes Wasser. So versuche ich durch heftiges Wedeln meine Hände vor dem Verbrühen oder Erstarren zu bewahren. Regt garantiert den Blutkreislauf an.
Weiter mit Kindern arbeiten
Eigentlich wollte ich später mal im Tourismus arbeiten. Zum Glück haben mich meine Eltern und Freunde unterstützt, ein Jahr ins Ausland zu gehen. Nach all diesen Erfahrungen sehe ich jetzt in der Zusammenarbeit mit Kindern- und Jugendlichen sehr viel mehr Sinn. Nun will ich weiter nach Lateinamerika um dort in einem Kinder- und Familienzentrum zu arbeiten. Und zu spielen!
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