Käsemarkt in den Niederlanden - die Saison hat begonnen
Ob Gouda, Leerdam oder Emmental, überall gibt es im Sommer die berühmten Käsemärkte! Ein Bericht über Käse, Tradition und typisch holländische Städte.
Die Geschichte der Käsemärkte begann vor mehreren Jahrhunderten. Zur Blütezeit des niederländischen Königshauses wurde der Käse in den ländlichen Regionen rundum die heute als Käsestädte bekannten Städte produziert und dann auf Käsemärkten verkauft. Daher haben die Städte ihren Namen nicht, weil dort der Käse produziert wurde, sondern, weil er dort verkauft wurde.
Bis heute wird an dieses „goldene Zeitalter“ erinnert, wie z.B. in Gouda. Hier findet ab April bis September einmal wöchentlich, am Donnerstag, ein nachgestellter Käsemarkt statt. Es ist eine große Touristenaktion bei der Käse in zwei Reihen auf dem Marktplatz aufgestellt wird und Marktschreier den Käse anpreisen. Pferd und Wagen bringen neuen Käse zur alten Käsewaage, wo Touristen an einer nachgebildeten Käsewaage sehen können, wie schwer der Käse ist. Dabei ist es sogar möglich mit dem Kutscher mit zu fahren. Darüber hinaus laufen auf dem Markt Mädchen mit geflochtenen Zöpfen und Bauernkleidern rum, die den Gästen Stückchen Käse anbieten und immer bereitstehen, um ein Foto mit ihnen zu machen, denn sie tragen auch Holzschuhe.
Um dieses Spektakel herum gibt es noch mehrere kleine Stände mit Angeboten aus der Region, darunter selbstverständlich auch frischen Käse und goudsche Sirupwaffeln, aber auch einige Stände mit anderen Artikeln. Natürlich ist die ganze Innenstadt voll mit Menschen, die den Käse kaufen wollen, die meisten davon sind Touristen. Leider merken sie nach kurzer Zeit, dass der ausgestellte Käse nicht echt ist, sondern gelb bemalter Styropor und dass die Käsewaage immer das gleiche Gewicht anzeigt. Der Markt ist leider durch und durch inszeniert.
Von den Einwohnern der „Käsestädte“ werden daher die Käsemärkte häufig kritisiert als sehr touristisch und untraditionell. Allerdings bringen die Käsemärkte durch ihre touristische Anziehungskraft viel Geld in Kassen der Städte und so profitieren ihre Bürger indirekt auch davon. Mittlerweile wird Käse mehr im Ausland produziert als in der Niederlande. Der einzige Unterschied ist, dass man im Ausland deklarieren muss, das der Käse nach holländischer Art produziert wurde und nicht „echter“ holländischer Käse ist. Durch diese Regelung war und ist es für ausländische Konzerne möglich den holländischen Käse zu kopieren, ohne dabei die bestehenden Regelungen zu missachten. Die meisten Europäer kennen Goudakäse aus dem Supermarkt, aber haben eigentlich noch nie wirklich Käse aus Gouda gegessen.
Alles in allem ist einer der Käsemärkten ein muss, wenn man länger Urlaub in den Niederlanden macht und trotz aller Kritik repräsentiert er einen wichtigen Teil der niederländischen Kultur. Natürlich muss man auch ein Stück echten Gouda-, Edam-, Leerdamkäse probieren, wenn man die Chance hat!