Julindas Reise Teil 1
Nun ja, die Überschriftenneologismenkonstruktionen waren schon mal besser. Jedenfalls ist hier der Teil eins meiner Julireise durch Italien :-D
Der Beginn meiner Reise war…chaotisch. Wer das Ende des Juniblogs gelesen hat, kann sich auch denken, warum. Ich schreibe einen Fortsetzung-folgt-Blog, das ist ja toll. Wie bei Kika die Sendung "Fortsetzung folgt"! Gibt es die Sendung eigentlich noch? Egal. Irgendwann ging mein Handy wieder. Leider stellte ich fest, dass kein Bus mehr in die Weltmetropole Dro fuhr. Warum wollte ich überhaupt in die Weltmetropole Dro? Weil dort Marco wohnt! Marco kenne ich aus Brüssel und er wohnt auch immer noch im Brüssel, aber im Sommer arbeitet er am Gardasee. Jedenfalls meinte Marco, er könne mich auch in Trento abholen. Um es ihm ein bisschen einfacher zu machen, suchte ich einen Bus raus, der nach Riva de Garda fuhr. Leider existierte dieser Bus nicht. Der Bahnhof, an dem er losfahren sollte, war abgeriegelt, weder Busfahrer, Tabaccio-Verkäufer noch Passanten konnten mir weiterhelfen und schließlich war ich ziemlich verzweifelt.
Dann nahm ich einen Zug nach Rovereto, um Marco ein bisschen näher zu kommen (man entdecke die nicht gemeinte Zweideutigkeit- Deutsch ist toll!). Das Ironische an der Sache war, dass mein Zug vorher auch schon nach Rovereto gefahren war. Jedenfalls traf ich dort an der Bushaltestelle ein französischsprechendes arabisch-italienisches Mädchen.
Sie hatte auch den Bus nach Riva de Garda verpasst und keine Ahnung, wie sie dorthin kommen sollte. Deswegen meinte ich, wir könnten Marco fragen, ob er sie mitnimmt.
Nachdem mich Marco mit einer stürmischen Begrüßung fast umgeworfen hätte, fuhren wir mit dem Mädchen nach Dro. Im Auto hatten wir dann einige witzige mehrsprachige Unterhaltungen. Beispielsweise darüber, dass er häufig mit Roberto (siehe https://www.youthreporter.eu/de/beitrag/brixenbozen-bergamopradalungaborgo-santiagodicompostellacoruna-madridsieteiglesias.12334/#.WDyq91wVmnY) skypte und seine Mutter dann auch immer mitskypte (und manchmal sogar länger als er selbst): „Roberto stole my mum!“ Ich sollte noch erwähnen, dass ich abgesehen von dem Brunch den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Wer mich kennt, weiß, dass das nicht gut ist.
Italien ist das perfekte Land für mich, weil man da niemals jemanden hungrig ins Bett gehen lassen würde. So bekam ich auch noch etwas zu essen. Und ging noch in eine Bar, wo ich mich mit einem Mädchen unterhielt, das einen riesen Sonnenbrand bekommen hatte und die echt nett war. Sie sprach auch ein bisschen Deutsch. Und dann ging ich ins Bett.
Am nächsten Tag schliefen wir aus und frühstückten dann auf dem Balkon. Später fuhren mit dem Rad (nach 4 Monaten Entzug ENDLICH wieder Rad fahren!! Danke Marco) durch die wunderschöne Gegend. Ich lernte, dass am Gardasee Kiwis wachsen. Also die Früchte, nicht die Vögel. Achtung, Sparwitz. Wobei ich Vögel, die auf Bäumen wachsen, sehr cool fände. Wenn es alle Dinge gäbe, die ich cool fände, wäre die Welt ein verrückter, aber sehr friedvoller Ort. Ich schweife ab. Nun schweife ich zurück. Jedenfalls war unser Endziel ein Fluss mit einer Brücke. Marco meinte, dass da jede/r Droer/in mal runtergesprungen sein sollte, so als Initiation zum Erwachsenwerden. Wir sprangen nicht darunter. Ich bin also immer noch ein Kind. Na ja, ich komme ja nicht aus Dro. Bin ich dann also doch erwachsen?
Was auch immer, ich schwamm ein bisschen in dem Fluss, er war für meine Kälteempfindung hart an der Grenze, aber sehr erfrischend. Ich hatte irgendwie die Sonnencreme vergessen und deshalb wurde ich von Mozarella („You look like mozarella!“) zur Tomate. Danach fuhren wir zu dem Haus eines Freunds von Marco. Mir wurde ein bisschen Tischtennis beigebracht (es ist weniger schwierig, als ich dachte!) und den Rest der Zeit verbrachte ich, im Gras zu liegen und Redewendungen für Marco bildlich darzustellen. Marco liebt Sprachen, er spricht sechs fließend (Italienisch, Deutsch, Französisch, Niederländisch, Englisch, Spanisch) und lernt gerade Suaheli. Als er mir das zum ersten Mal erzählte, sprach ich drei Sprachen und nahm mir vor, alle Sprachen, die er spricht zu lernen (ich wollte die sowieso lernen, aber es ging mir halt durch den Kopf, als ich das hörte). Inzwischen bin ich bei fünf, wobei mein Niederländisch und Italienisch noch wirklich verbesserungswürdig sind.
Was auch immer, jedenfalls kennt Marco so Sachen wie „da steppt der Bär“ oder „da geht die Post ab“ und lernt auch gerne neue Sachen. Ich malte ihm auch ein im Liegestuhl sitzendes Leopardenpferd, da er festgestellt hatte, dass „luipaard“ (niederländisch: Leopard) „lui paard“ (faules Pferd) sein könnte. Nach dem Abendessen fuhren wir nach Riva de Garda zu einem Etwas, was mir alles „irgendwie ist das nicht so toll, aber es gehen trotzdem alle hin“ beschrieben wurde. Es war draußen und so eine Mischung aus Bar und Disco. Danach gingen wir wieder in die andere Bar, wo wir am Vortag waren. Morgens schliefen wir wieder aus und fuhren dann zum Gardasee. Auf dem Weg dahin trafen wir den Freund von Marcos Schwester: („Hier ist die Feuerwehr. Da arbeitet der Freund von meiner Schwester. Oh, hallo!“) und schauten uns so einen Maria-Statuen-Ausblick an. Außerdem hielten wir in Arco und da Marco so ziemlich jeden in Dro und Umgebung kennt, aßen wir erst eine Pizzzaschnitte (ich entschuldige mich für dieses unitalienische Wort) an dem Arbeitsort seiner Schwester und dann ein Eis (da kannte er auch irgendwen). Am Gardasee fand ich es erst mal ziemlich kalt, weil es wirklich windig war. Ich schlief irgendwie ein, aber als ich aufwachte, war es wärmer. Und dann ging ich auch im Gardasee schwimmen, der wirklich wellig war (da war so ein schwankender Steg und Marco meinte, das seien die Floating Piers des Gardasees) und erstaunlicherweise echt warm! Für den Rückweg brauchten wir nur eine halbe Stunde (hin haben wir eine gebraucht), ich bin sehr stolz auf unsere sportliche Leistung! Abends waren wir in so etwas ähnlichem wie im Tag davor, nur mehr Bar als Disco. Dort stellte uns einer von Marcos Freunden ein Rätsel und ich zerbrach mir die ganze Zeit darüber den Kopf. Schließlich fuhren wir nach Hause und ich entschied mich trotz Marcos Angebot, mit ihm zu seinen Freunden (da wo wir am ersten Tag waren) mitzukommen, dafür ins Bett zu gehen, da ich am nächsten Tag nicht total verschlafen sein wollte und ich auch mal eine kleine Italienischpause machen wollte (wobei ich bemerken muss, dass Marco und ich uns die ganze Zeit in fünf verschiedenen Sprachen unterhalten haben- was ich ziemlich cool fand), da ich von Brixen nicht gewohnt bin, es die ganze Zeit zu sprechen und vor allem zu verstehen. Ich finde verstehen oft viel schwieriger, vor allem wenn mehrere Leute durcheinanderreden und laute Musik läuft.
Morgens frühstückten wir sehr entspannt (Danke Marco für die Eier! Rühreier, nichts anderes. Und den Kaffee, den ich mich nun endlich mal traute zu trinken), wohl zu entspannt, denn in Trento mussten wir ziemlich rennen. Es regnete in Strömen (so konnten wir nur langsam fahren) und ich hatte mich in Trento mit der Haltestelle vertan. Tatsächlich bekam ich aber den Bus (Danke Marco für’s Rennen!).
Nach einem schnellen, aber herzlichen Abschied, bestieg ich den Bus und fuhr nach Genova.
Das Ticket hatte ich günstig wegen des Siegs Italiens im ersten Spiel in der Fußball-EM sehr günstig erworben. Der Bus fuhr allerdings unlogischerweise über Turin und so war ich sehr lang unterwegs. Dort hatte ich zwei Stunden Aufenthalt und aß mit Naomi Falafel. Giorgio und Roberta standen leider wegen des Deutschland-Italien-Spiels im Stau und wir trafen uns deshalb leider nicht. Da ich das Spiel im Bus nicht anschauen konnte, schrieben mir Naomi und Eileen die ganze Zeit den Spielverlauf und ich schaute auch dauernd in den Liveticker. Vor mir saß jemand und schaute das Spiel auf Arabisch und im Radio kam es auch. Leider verstand ich aus dem Arabisch-Italienisch-Mix nicht allzu viel. Als ich in Genova angekommen war und Paolo gefunden hatte, begrüßte er mich kurz und dann suchten wir hastig meine Kopfhörer heraus, um das Elfmeterschießen im Radio anzuhören. Das war natürlich wegen der Schnelligkeit für mich mehr als unverständlich und so versuchte ich, aus Paolos Mimik und seinen Kommentaren das Ergebnis herauszulesen. Ich stand dem ganzen eigentlich sehr neutral gegenüber, denn für mich waren beide Ergebnisse gut und schlecht. Gut, weil es ja schön ist, wenn Deutschland gewinnt und gut, weil es toll ist, wenn Italien gewinnt, wenn ich in Italien bin. Schlecht, weil ich als Deutsch in Italien bin und mich bei einem Sieg Deutschlands jeder hasst und bei einem Sieg Italiens auf die Schippe nehmen wird (das ist eine tolle Redewendung! Schau mal, Marco). Dann gewann Deutschland :-D.
Und wir fuhren nach Rapallo in das Ferienhaus Paolos‘ Freundes Familie (geh nie tief!) und schliefen nach ein bisschen Quatschen auch bald ein.
Am nächsten Tag ging es ans Meer! Das mussten wir uns aber erst mit einer kleinen Wanderung verdienen. Endlich angekommen, genossen wir die Abkühlung. Leider bekam ich einen Sonnenbrand. Abends in Rapallo fand eine Madonnenprozession statt (wir sind ja schließlich in Italien!), die wir vom Balkon aus anschauten. Den ganzen Abend spielte ein Typ auf so einem Glockeninstrument (kein Glockenspiel) und trieb uns in den Wahnsinn. Wahnsinnig gut war auch die Foccacia, die wir verspeisten, als wir am Meer waren. Das wurde zu so ziemlich unserem Hauptnahrungsmittel während der Zeit. Jedenfalls fand nach der Madonnenprozession auch noch ein Feuerwerk am Meer statt. Das schauten wir an und zwar von Felsen aus, die direkt ins Meer gingen. Wir waren leider nicht die Einzigen, die diese Idee hatten, aber es war trotzdem schön.
Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen und dann auf nach Cinque Terre! Im Gegensatz zu einem großen Teil der touristischen Weltbevölkerung hatte ich bevor ich nach Italien kam, noch nie etwas von Cinque Terre gehört. Als mir das dann aber als Reisepunkt vorgeschlagen wurde und ich mir Bilder davon angeschaut hatte, wollte ich dort unbedingt hin. Hochmotiviert starteten wir im ersten Dorf (Monterosso) unsere Wanderung. Na ja, wir gingen dort erst einmal schwimmen. Danach starteten wir hochmotiviert unsere Wanderung. Da der Wanderweg zwischen den fünf Dörfern unter dem Schutz des UNESCO Weltkulturerbes steht, muss man dafür einen kleinen Wegzoll und muss in jedem Dorf sein Ticket vorzeigen. Wir fühlten uns ein bisschen wie im Mittelalter, aber mit Talern konnten wir leider auch wieder nicht bezahlen. Dort wandern machte echt viel Spaß, es war allerdings richtig heiß, was uns wiederum nicht so viel ausmachte, da wir ja gerade ins Meer gesprungen waren. Und da es viele Bäume auf dem Weg gibt, ist es sehr schattig. Zum Weg- nun ja, Bilder sagen da mehr als Worte, ich finde die Landschaft einfach total beeindruckend. Man geht sehr viel auf und ab und Treppen und einmal gab es sogar eine Stelle, an der man sich an einem Seil festhalten musste (nicht so wie in den Bergen, wir wären jetzt nicht irgendwie tief abgestürzt oder so). Paolo meinte für lange Zeit, er sei der einzige Italiener auf dem ganzen Wanderweg, bis wir dann auch mal eine Familie italienisch sprechen hörten. Sonst ist der Weg ziemlich lustig, da er sehr schmal ist, wird man dauernd überholt oder überholt andere und man trifft häufig die gleichen Leute dauernd wieder. Bei den Überholvorgängen hört man dann immer mal wieder so Gesprächsfetzen wie: „the good thing about Game of Thrones“, aber leider weiß man dann nicht wie es weiter geht. Was mich interessiert hätte. Was ist DAS gute Ding an Game of Thrones? Ding, okay naja. Ich meine, ich schau es ja nicht an, da ich prinzipiell keine Serien anschaue, in denen dauernd Hauptcharaktere sterben, Nebencharaktere finde ich schon viel zu tragisch (Mr. Hackles! Estelle! Rorys Uroma!). Wir schweifen zurück zum schönen Cinque Terre. Wir schafften es tatsächlich in drei Dörfer. Zum vierten gingen wir nicht mehr, da der Wanderweg dort gesperrt war, weil dort letztes Jahr ein Erdbeben war und wir einen Riesenumweg hätten machen müssen. So genossen wir die Zeit in Corniglia und gingen schwimmen (oder war das im zweiten Dorf?) und aßen ein unglaublich leckeres Basilikumeis.
Abends fielen wir erschöpft ins Bett. Am nächsten Tag hätte ich eigentlich weiterreisen sollen nach Monteresso de Mare, aber da sich mein potentieller Couchsurfing-Host als komplett verrückt herausgestellt hatte (Details gibt’s bei mir), folgte ich einem Alternativplan, der zunächst darin bestand, nochmal eine Nacht dort zu bleiben. Am nächsten Tag fuhr ich nach Genova und ließ Paolo mit seiner Masterarbeit alleine. Genova war die erste Stadt auf meiner ganzen Reise, in der ich Angst hatte, die Straße zu überqueren, weil die Autos so unberechenbar fuhren. So viel ist zu meinem Ausflug nicht zu sagen, die Stadt gefiel mir so mittelmäßig. Der Hafen ist allerdings schön anzusehen. Und die kleinen Gässchen. Und ich konnte endlich lauter Sachen kaufen, die ich noch brauchte, aber bei denen ich zuvor keine Zeit hatte, sie zu kaufen, wie z.B. Apres Sun. Die schönen Stellen von Genova sind soweit ich weiß eher ein bisschen außerhalb. Nachdem ich wieder da war, gingen Paolo und ich noch in Rapallo an den Strand, wo wir sogar einen Fischreiher sahen! Was mich daran erinnerte, dass Paolo in Belgien meinte, als wir in Gent am See einen sahen, das sei das erste Mal in seinem Leben gewesen, dass er einen gesehen hat. Jedenfalls war das ein ziemlich guter Ausklang und dann ging es für mich zum Alternativziel 1: Torino.