Jede Menge Eis und Schnee
Evil_eva hat den litauischen Kindern zunächst Mikado beigebracht: „Es ist schon toll, wie Kinder sich für solche Sachen so begeistern können!“ Nun plant sie ihre erste Englischstunde mit ihnen - ihr erstes eigenes Angebot!
Im Projekt kann ich mich inzwischen immer mehr einbringen: ich weiß nun, was man mit den Kids so machen kann und mit der Sprache klappt es auch von Tag zu Tag besser. Litauischunterricht habe ich immer noch nicht wirklich regelmäßig, aber ich habe mich heute trotzdem mal an ein Kinder-Bilderbuch gewagt: zwei Doppelseiten in fast einer Stunde, ich glaube, da lässt sich noch einiges machen. Aber aller Anfang ist schwer!
Ich habe auch meine erste Englischstunde für Donnerstag geplant, mal schauen, wie das so läuft. Erstmal will ich rausfinden, wie viele Wörter die Kinder tatsächlich kennen. Vermute aber, dass es nicht ganz so viele sind. Und dann darf ich mich an eine systematische Unterrichtsplanung machen, weil mein Litauisch für spontanes Unterrichten leider noch nicht ausreicht. Bin aber schon froh, mal ein eigenes Angebot machen zu können!
Nach einer ziemlichen Depri-Phase Ende letzter Woche bin ich schon am Freitagabend nach Vilnius gefahren, um nicht noch einen Abend alleine hier im leeren Haus mit meinen Gedanken verbringen zu müssen. War auch richtig gut, mal wieder unter Leute zu kommen, die (meistens) eine Sprache sprechen, die ich verstehen kann!
So waren wir am Freitagabend noch im Acropolis, einem riesigen Einkaufszentrum im Stil einer amerikanischen Mall, zum Schlittschuhlaufen. Es war superlustig, und dank unserer multinationalen Truppe wurde gar nicht mal wenig Litauisch gesprochen! Dafür möchte ich an dieser Stelle mal vor litauischen Schlittschuhläufern warnen: man sollte immer mindestens zehn Meter Sicherheitsabstand halten...
Da wir danach den Bus verpassten, hatten wir ziemliches Glück, noch vor Mitternacht bei Irene in der Wohnung anzukommen. Um Zwölf gab es dann Sekt zu meinem zwanzigsten Geburtstag! Edita, eine in Litauen aufgewachsene Russin und gute Freundin von Irene, ist anschließend ins Bett und Irene und ich sind noch Abendessen gegangen.
Eigentlich wollten wir am Samstag schon früh nach Kaunas aufbrechen, ist dann aber natürlich doch Nachmittag geworden. Und das, obwohl wir zwei Deutsche und eine Italienerin waren und die Deutschen doch angeblich so pünktlich sind! Dieses Vorurteil widerlege ich hier übrigens ständig.
Ich bin auch das erste Mal in Litauen getrampt – erstaunlich einfach mit kurzen Wartezeiten! In Kaunas haben wir dann das supertolle Frühlingswetter auf dem Rathausplatz genossen. Überhaupt ist hier letzte Woche mehrere Tage lang der Schnee geschmolzen und wir hatten blauen Himmel und Sonnenschein! Nach einem Spaziergang durch die Stadt machten wir einen Besuch im Teufelsmuseum (das ist genau das, wonach es klingt und ziemlich interessant) und einem leider sehr mageren Abendessen ging es dann auf die Abschiedsparty von einem anderen Europäischen Freiwilligen! Und Jenni (aus Finnland) und ich haben inoffiziell auch noch unseren Geburtstag gefeiert.
Auf der Party waren etwa vierzig Leute auf zwei Zimmer verteilt (falls man die Küche denn als Zimmer zählen darf) und es war entsprechend laut und lustig! Außerdem gab es natürlich von Bier über Apfelwein (immerhin zwanzigprozentig) bis hin zu Wodka in verschiedensten Geschmackrichtungen so ziemlich alles an Alkohol. Irgendwann sind wir noch in eine der drei Tanzbars von Kaunas (es ist die zweitgrößte Stadt Litauens!) gegangen, um weiterzufeiern. Als die Bar gegen fünf Uhr zugemachte, sind wir los in Richtung Marinas und Emmas Wohnung, wo wir Gäste dann zu viert in einem Bett schlafen durften.
Das mit der Kaunas-Besichtigung am Sonntag ist dann dank unglaublich langsamer Bedienung in dem Restaurant, in dem wir Mittagessen wollten, auch nichts mehr geworden: wir haben insgesamt über eineinhalb Stunden damit verbracht, auf unser Essen zu warten. So hatten wir Glück, dass wir noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder an der Straße nach Vilnius standen. Es herrschte auch immer noch ein Schneesturm, was vermutlich der Grund war, warum wir zu viert in einem winzigen Auto mitgenommen wurden.
Am Montag habe ich meinen Kids Mikado beigebracht – sie waren total enthusiastisch und hingen teilweise zu zehnt über dem Spiel. Es ist schon toll, wie Kinder sich für solche Sachen so begeistern können!
Dafür war ich gestern kaum im Projekt: Zuerst hat mich Kristina mit zu Sauluté (einem der drei kleinen Supermärkte hier in der Nähe genommen), um mir zu zeigen, wo ich mir da Saskaità Fakturà holen kann. Saskaità Fakturà ist eine litauische Erfindung, um Freiwillige und kleine Betriebe zu schikanieren: man muss sich für jede Essensquittung (im Falle der Freiwilligen) eine auf seine Organisation ausgestellte Rechnung anfertigen lassen, auf der allerdings kein Alkohol sein darf (den muss man also gleich auf eine getrennte Quittung kaufen, auch das Bier zum Abendessen).
Danach war ich bei einer ehemaligen Deutschlehrerin, die ich letzte Woche in der Sauna getroffen habe, zum Teetrinken. Sie ist jetzt pensioniert, kann aber wirklich gut Deutsch und hat auch sehr interessante Sachen über Litauen und seine Geschichte erzählt. Die Leute hier sind nämlich fast alle total politikverdrossen, weswegen es sehr schwer ist, genaueres über Litauen in den letzten Jahren rauszufinden (eben alles, was nicht schon im Reiseführer steht).
Gestern Abend war ich mit Agné, Gerdrus, Aida und ihrem Verlobten bei einem Eishockeyspiel: Litauen gegen Großbritannien hier bei uns in Elektrenai! Es waren zwar nur die Jugendlichen-Mannschaften, aber dafür ging es um den Aufstieg in die erste Liga. Das Stadium war total vollgepackt und die Stimmung super! Die Litauer haben ihre Mannschaft bis zuletzt total enthusiastisch angefeuert, obwohl es da schon 3:1 für Großbritannien (also eigentlich natürlich das Vereinigte Königreich) stand. Litauen hat allerdings wirklich nicht schlechter gespielt, sie hatten nur mehr Pech. Allerdings war es in der Eishalle richtig kalt und gegen Ende des Spiels haben wir alle nur noch gezittert. Draußen war es nochmal kälter – von wegen Frühlingsanfang. Wir sind sofort in eine Kneipe zum Aufwärmen und Abendessen gefahren und es ist noch ein richtig lustiger Abend geworden.