Jahrestage
"Bitte fragt nicht, was mit mir werden wird, ich weiß es nicht." Johannson ist aus einem sommerlichen Sofia in ein herbstliches Lodz zurückgekehrt. Noch weiß er nicht, was ihn dort erwartet.
Genau vier Wochen nach meiner Abreise bin ich wieder in Lodz. Bitte fragt nicht, was mit mir werden wird, ich weiß es nicht. Im Sommer fuhr ich weg, im sommerhaftigsten Sommer war ich in Sofia; ich kehre zurück in ein Lodz im Herbst. So ruhig und kühl war es die ersten Tage auf den Straßen. Am Nachmittag ist die Sonne ein wenig blasser und etwas ist in der Luft, ich kenne das von irgendwoher. Und abends, wenn es wieder früher dunkel wird, wirken die Häuser wieder alle grau und die Straßen leer, wie damals, als mir die Stadt so unnahbar schien. Ja, ein Jahr ist das fast her.
Pünktlich zum 70. Jahrestag des Kriegsbeginns war ich hier. Die Medien waren übervoll mit Rückblenden und Übertragungen der Festivitäten auf der Westerplatte. Den einen Tag jedoch nur, seitdem streitet man sich nur noch über Putin. Eigentlich hatte ich mehr erwartet. Die Messe in der Kathedrale wurde zwar vom Bischof gehalten und war voll patriotischer Betrachtungen der einmaligen Tapferkeit des Polnischen Soldaten. Weiter merkte man in Lodz aber praktisch nichts; die Leute gingen arbeiten und in die Kneipe und ins Bett.